spontanität ist fluch und segen zugleich: sagt man dinge ab, hat man plötzlich viel zeit, die es zu füllen gilt. wenn man keine beschäftigung findet ist das natürlich schlecht, in meinem fall wurde ich aber unerwartet mit einem tollen programm beschenkt: ich bekam adresse und uhrzeit für ein privates wohnzimmerkonzert zugespielt. natürlich konnte ich da nicht fernbleiben. 

die navigationssoftware meines handys führte mich gegen neun uhr abends in die richtige gasse und auch zur richtigen hausnummer. aber ein hinweis, dass dort ein konzert stattfinden würde, war da nicht. mir war ein bisschen mulmig. die tür war offen aber einfach ein fremdes haus betreten und eine wohnung suchen, in der ein gig stattfinden würde war irgendwie befremdlich. kurzer check meines handys und die nachricht mit dem inhalt ‚3. stock‘ gefunden – immerhin ein anhaltspunkt. also die treppen erklommen und schließlich eine tür und ein kleines, selbstgebasteltes plakat mit der aufschrift ‚wohnzimmerkonzert 2.0‘ entdeckt. ich war angekommen und nun wurde es erst richtig spannend!

fremdes haus, fremde wohnung, fremde menschen. ich kannte niemanden und das machte mich ängstlich. egal – wer nicht wagt, der nicht gewinnt. also rein ins getümmel gestürzt, gleich mal zufällig von einem der gastgeber in empfang genommen worden, getränke und essen angeboten bekommen und ganz schnell alle ängste über bord geworfen. ich war in einer kleinen gemeinschaft voller netter menschen gelandet und die tatsache, dass ich quasi der „eindringling“ war, war völlig egal. jeder war willkommen in diesem wunderhübschen, kuscheligen wohnzimmer. den konzerten stand nichts mehr im wege!

einen platz auf der couch gesichert und kurze zeit später stand auch schon der erste künstler im „türrahmen“ – bühne gabs ja keine. „dan knoppert“ bescherte uns wunderbare akustik-gitarren-klänge mit teils tragischen aber auch witzigen texten. kurze anekdoten und geschichten zwischendurch zogen alle anwesenden in den bann – nämlich so sehr, dass während seiner performance kein wort gesprochen wurde. das war schön, das war sehr respektvoll!

kurze „umbaupause“, ein glas wasser aus der küche geholt und es ging auch schon weiter mit „paul plut“. ja, der paul plut den man als sänger von „viech“ und „marta“ kennt. auch er spielte vor der wohnzimmer-crowd ein set. aber nicht wie sein vorgänger rein akustisch, sondern mit verstärker, mit mikrofon und mit diesem brett, das bei stampfbewegungen tolle beats produziert (wie heißt denn das im fachjargon?!). was paul plut noch von anderen solo-künstlern unterscheidet: die art und weise wie er seine songs vorträgt. ganz höflich, ganz ruhig, mit dieser unverkennbaren, rauen stimme im komplett schwarzen anzug. er stand da und die zeit wurde angehalten – zumindest gefühlt. die kleinen stories, die er jeweils zu seinen stücken erzählte, ließen einen manchmal in eine andere welt eintauchen. in eine nebelige, kühle bergwelt oder auch in eine ausgestorbene, schwüle stadt irgendwo in spanien. manchmal bekommt man durch die nummern einsamkeit vermittelt, manchmal hoffnung und versöhnung. dieses düstere war aber in wohnzimmeratmosphäre gut zu ertragen. nämlich so gut, dass ich ihm ewig zuhören hätte können.

aber irgendwann war der gig vorbei und das wohnzimmer so verqualmt, dass ich den heimweg antreten musste. dennoch: ein wunderschöner abend in einer wahnsinnig tollen umgebung (man beachte die vielen lichterketten!). wohnzimmerkonzerte werde ich in zukunft definitiv öfter besuchen!

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