im bitterkalten electric brixton in london überzeugte „grace carter“ nicht nur mit starken pop-hymnen sondern auch mit ihrer herzlichen art.

wir, mein freund und ich, waren am frühen nachmittag in london angekommen und überlegten was wir mit dem tag noch anstellen sollten. geliebäugelt hatten wir schon länger mit dem auftritt von grace carter, aber ob wir wirklich noch genügend energie dafür hatten, wussten wir nicht. schließlich entschieden wir uns doch noch kurz vorher online tickets zu kaufen und den weg nach brixton auf uns zu nehmen.

beim konzertgebäude angekommen erwartete uns bereits eine lange schlange. damit hatte ich nicht gerechnet, aber womit ich gerechnet hatte, wusste ich eigentlich auch nicht. es war alles sehr spannend, ich hatte überhaupt gar keine vorstellung von diesem abend. am einlass wurde genaustens kontrolliert, die garderobe befand sich im letzten winkel im obersten stock und musste erst mal gefunden werden und als wir dann endlich den konzertraum des electric brixton betraten, dachte ich nur eines: shit, ist es hier kalt!

die rund 1800-menschen-fassende theater-ähnliche halle war extrem runtergekühlt, kein wunder also, warum alle mit jacken im publikumsbereich standen. schnell wurden die temperaturen aber kurzzeitg vergessen, denn dann ging es auch schon los, mit „jnr williams„, der zunächst ohne musikalische begleitung sang, und später natürlich unterstützung bekam. ganz sanfter soul wurde uns um die ohren gespült, nur leider wollte das niemand zu schätzen wissen. die meisten anwesenden tratschten munter weiter, beachteten ihn kaum, und irgendwann ging er unter im gequassel.

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ich war ein bisschen müde, sitzgelegenheiten zum ausruhen wollten gefunden werden. aber da, wo es temperaturmässig erträglich war, war kein platz mehr und so blieb uns nur ein nebenraum übrig, der noch viel kälter war, als alle anderen räume. irgendwie haben wir diese wartezeit überstanden und schließlich war das vollgefüllte electric brixton bereit für den hauptact des abends, nämlich „grace carter„.

aufgefallen ist uns die sängerin, weil sie in der bbc sound of 2019 liste aufschien und dies natürlich ein überaus guter indikator für musikalische qualität ist. und diese qualität war vom ersten ton an zu spüren: grace carter, mit strengem zopf und hosenanzug, sang schon zu beginn so eindrucksvoll, dass ich zweimal hinsehen musste, ob da wirklich eine neue künstlerin oder eine etablierte wie zb rihanna auf der bühne stand. die stärke ihrer stimme war jedenfalls unfassbar umwerfend!

ich hatte anfangs ein bisschen angst, dass ich aufgrund unkenntnis der songs mühe haben würde, mich auf das konzert einzulassen. aber alle ängste waren unbegründet. grace carter verfügte über großes repertoire an ohrwürmern, schon nach wenigen takten, konnte ich zumindest die refrains mitsingen. jedes stück war eine große pop-hymne, jedes stück klang nach einem radio-hit. selten hatte ich soviele lieder gehört, die alle einzeln nach einer großen weltkarriere schrien.

aber gute songs allein machen noch keinen megastar. es ist der umgang mit dem publikum, der ebenfalls zählt. und grace carter hatte das drauf. sie hatte das wirklich drauf. sie erzählte anekdoten, war gerührt und verdrückte sogar eine träne und konnte ihre anhängerschaft zum mitklatschen und mitsingen bringen. und das alles sehr natürlich, sehr authentisch. aber gut, wir reden hier von einem englischen publikum, welches sowieso sehr leicht zu begeistern ist, aber trotzdem: sie ist eine 1998-geborene frau und für ihr alter war es mehr als bemerkenswert, wie sicher sie auf der bühne wirkte.

am ende waren die niedrigen temperaturen fast vergessen, die menschen waren allesamt aufs konzert fixiert (und nicht mehr am schnattern) und ich, ich tänzelte gemeinsam mit meinem freund glücklich inmitten der anwesenden herum. grace carter lieferte uns einen wunderbaren pop-abend mit hymnen, die sich in mein hirn gebrannt haben.

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