eine imposante, neu-entworfene space-stage platziert unter knapp 30 grad brennendem sommerwetter: der startschuss für das fm4 frequency festival am dienstag, ein feiertag, war auf den ersten blick sehr vielversprechend. garniert mit einer mischung an frisch geschlüpften acts und einigen älteren künstlern war ein relativ gut gemixtes potpourri an möglichkeiten gegeben.

bevor festivalspass auch festivalspass wird, muss man sich erst mal hinten anstellen. das fängt beim stau während dem parkplatz suchen an, geht weiter beim schlange stehen bei der bandausgabe und endet bei viel zu vielen menschen die gleichzeitig aufs klo müssen und gleichzeitig hunger haben. aber: das kann man aushalten, das gehört dazu und trübt nicht den spass. denn der spass prasselte in einer überdosis auf einen herein, wenn man allein schon das gelände betrat: die space-stage funkelte und war viel breiter und beeindruckender geworden, das riesenrad sorgte für einen fancy coachella-touch und die zahlreichen nebenaktivitäten (wie zb tischtennis) waren dafür zuständig, dass einem ja nicht langweilig wurde. in zeiten von smartphones will man ja bekanntlich andauernd entertained werden.

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als wir endlich vor der bühne standen waren die „kytes“ aus deutschland gerade dabei ihren leichtfüssigen indie-rock rauszuballern. bunt, bekömmlich und auch – leider – ein bisschen unspannend. aber das ist der bittere beigeschmack, den man hat, wenn man als erste band auf die bühne hopst. die sonne heizte ein und der wavebreaker musste wieder verlassen werden, den körper verlangte schatten und flüssigkeiten!

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von kühlen getränken erfrischt überlegte ich mal kurz eine runde über einen teil des geländes zu drehen. aber da alle menschen richtung space-stage strömten, musste ich da auch hin. folge der masse und du erkennst den trend. der trend nannte sich „dame„, ein rapper aus salzburg. er machte sich vor allem dadurch einen namen, weil sich seine nummern inhaltlich anfangs nur um computerspiele gedreht haben. und damit können die jungen leute was anfangen – wer braucht schon texte über die liebe, wenn man texte über world of warcraft haben kann?

es war crowded, es war heiß – aber die stimmung unheimlich gut. dame und sein co-rapper sprinteten von einem zum anderen bühnen-ende, machten ein paar ansagen und versprühten ihr low-life-lebensgefühl. als belohnung: eine feiernde menschenmasse.

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wie bereits sehr oft erwähnt: die liebe hitze. um ihr am besten aus dem weg zu gehen empfahl sich ein besuch der weekender stage, im schützenden innenleben des vaz st. pöltens. dunkel, kühl und „charlie cunningham„, der auf der gitarre klimperte. viele saßen am boden und lauschten, viele saßen am boden und tratschten mit dem sitznachbar. armer charlie, der teilweise nur als hintergrundbeschallung herhalten musste. das war bitter. ebenfalls bitter: die bar hatte noch keine becher, schnell mal einen drink holen war vorerst nicht möglich. egal, hauptsache nicht in der hitze herumgammeln.

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ich traute mich irgendwann wieder raus aus der dunklen weekender-stage-höhle, der grund hieß „the pretty reckless„. die gruppe rund um gossip-girl-darstellerin taylor momsen wurde von vielen sehnsüchtigst erwartet. kreischalarm in den ersten reihen, „oh mein gott“-rufe all over.

als die show startete, hatte ich nicht den eindruck, als würde ich vor einer homogenen, zusammengehörigen truppe stehen. es wirkte auf mich eher so, als hätte die dame sich wilde rocker dazugecastet um ja nicht zu süß zu wirken. eine weitere maßnahme um den süßheitsfaktor runterzuschrauben: haare vor das gesicht. immer und immer wieder. man will ja schließlich böse und unnahbar aussehen.

das wandelnde haarbüschel machte ansonsten eine solide rock-performance. mit ein bisschen the-kills-touch. aber das war okay. der menschenmasse hat es gefallen.

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nach „the pretty reckless“ war der wavebreaker wie leergefegt. alle strömten weg, nur ganz wenige menschen verweilten am schotter-areal. das verwunderte mich, denn als nächstes waren die legenden „at the drive in“ an der reihe. kennt die denn echt niemand mehr? nicht mal den hit „one armed scissor“ (den ich by the way ohne bedenken in die gleiche kategorie wie „seven nation army“ stecken würde)? immerhin: irgendwann bildete sich dann doch noch eine kleine menschentraube. ich war ein bisschen froh, dass es doch noch leute mit musikgeschmack gab.

als die band auf die bühne stürmte, merkte man, dass sie ein bisschen erschreckt waren. derart wenig leute waren sie nicht gewöhnt. aber ich versuchte mich nicht auf die enttäuschten gesichter on stage zu konzentrieren, sondern auf den auftritt ansich. auf den sound, auf das verhalten, auf das gefühl, dass sie vermittelten.

zugegeben: beeindruckt hat mich anfangs vor allem die afro-frisur von sänger cedric bixler-zavala. als mensch mit einer dünnen, glatten haarstruktur hat man schon ab und zu mal den wunsch auch über solch ein volumen zu verfügen. ebenfalls beeindruckend: seine bestechenden augen. das konnte man von weiter hinten nicht mehr erkennen, aber wow, diese augenfarbe war fast schon hypnotisierend. ausserdem war die gesamte band in schönstem petrolblau gekleidet und sie zeigten damit, dass sie ekstastische persönlichkeiten mit stil waren. wie auch immer.

enttäuscht aber trotzdem alles gebend: at the drive in wirbelten herum, hielten immer wieder inne um danach wieder auszubrechen, wie ein lodernder vulkan. stage-jumps und mikroständer, die umgeschmissen wurden, ließen erkennen, dass da viel energie war, die raus musste. post-hardcore nennt sich die musikrichtung und genau das bekamen wir in feinster ausführung. hymnisch, laut, explodierend und krächzend. dann wieder das in-sich-zusammenfallende. und ein paar melodiöse riffs. und „one armed scissor“ als krönung – danke dafür! ich habe es so sehr genossen!

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weil sich das vor-der-hitze-verstecken bei der weekender stage so gut bewährt hatte, schlenderte ich nochmals hin. „little hurricane“ waren gerade auf der bühne und im ersten moment dachte ich, nicht schon wieder eine band die so sein will wie die „white stripes“.

aber ziemlich rasch stimmten sie mich um. die country-klänge, die immer wieder durchschimmerten, fand ich zwar nicht ansprechend, aber das runtergebrochene „ain’t no sunshine“-cover war eine wucht! was ich ausserdem mehr als beeindruckend fand (neben der angenehmen temperatur): die drummerin war schwanger. aber nicht im anfangsstadium, sondern im 7. monat. wie unfassbar grandios ist das denn? diese frau musste einfach die coolste person auf der welt sein!

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manche bands hat man irgendwann schon mehrere male gesehen. die lust, solche bands nochmal und nochmal zu sehen ist natürlich irgendwann verschwindend gering. „the offspring„, die als nächstes die space-stage bespielten, ist so eine band. ich konnte mir nicht vorstellen, dass die band noch irgendwen interessierte, nach zig auftritten in österreich in den letzten jahren.

aber da hatte ich wohl falsch gedacht: ganz viele leute waren plötzlich da, ich hörte wie manche menschen sagten, dass sie „the offspring“ zum ersten mal sehen und das ihr erstes festival ist und dass sie unheimlich aufgeregt sind – wow! noch mehr wow war es, als die gruppe dann endlich auf der bühne war und vor guter laune nur so strotzte. schon so lange im geschäft und trotzdem schien es ihnen immer noch unheimlich spass zu machen live musik zu machen. das bescherte auch mir gute laune!

ein „seven nation army“-cover später wurde dann der wavebreaker zum ersten mal gesperrt. weitere hits folgten, es brodelte richtig! und weil die stimmung so am köcheln war, sorgte die gruppe für abkühlung. zuerst nur mit einem ganz dünnen wasserschlauch, etwas später aber dann mit einem megafetten feuerwehrschlauch: sie machten ihr publikum einfach nass! aber nach so einem hitzigen tag, war das wohl jedem recht.

mein höhepunkt der show war „pretty fly“ – überall, sogar an den äußeren rändern des wavebreakers, wurde getanzt und gesungen! man konnte gar nicht anders als gut drauf zu sein, denn es steckte richtig an – diese ungebrochene, ehrliche freude, diese wahnsinnig gute setlist, das tolle wetter und die langsam anrollende, laue sommernacht.

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das oldschool-fieber war völlig ausgebrochen – dass nun auch „billy talent“ draufgesetzt wurden, begrüsste ich wohlwollend! der andrang war riesig, es wurde immer voller!

ich persönlich hatte die band zwar schon öfter gesehen, aber noch nie von „ganz vorne“. meistens war ich immer ganz hinten mit freunden, diesmal konnte ich die protagonisten aus nächster nähe sehen. es war überwältigend: frontmann benjamin kowalewicz war eine richtige erscheinung, er erinnerte mich mit seiner art, an die statuen, die man auf dem notre drame in paris sieht. an feuerspeiende, kleine drachen. ein bisschen furcherregend, grazil und beweglich und irgendwie doch eine gewisse wärme-ausstrahlend.

im gegensatz zu statuen bewegte sich der sänger aber sehr viel. er turnte regelrecht auf der bühne herum und animierte das publikum zum mitmachen. besonders schön fand ich aber, als er eine kleine ansprache über „inspirierende personen“ in seinem leben hielt. das war echt mehr als ergreifend! vor allem als er den song „nothing to lose“ chris cornell und chester bennington widmete, bekam ich gänsehaut und musste ein bisschen damit kämpfen, keine tränen zu erzeugen. die textzeile „need more friends with wings“ bekam plötzlich eine völlig neue bedeutung. und das war ein bisschen zuviel für mich: ich musste mich zurückziehen und kurz sammeln. und auch mal was essen. hui.

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es war soweit: die letzte gruppierung auf der großen bühne war an der reihe. aber kurz vor angesetztem spielbeginn waren die vorbereitungen noch in vollem gange. das schürte die spannung auf „moderat“ nur noch mehr, obwohl einige körperteile bereits müdigkeit meldeten. aber durchhalten war gerade jetzt wichtig, denn dieser auftritt war der letzte in österreich. „moderat“ lösen sich nämlich auf.

mit einigen minuten verspätung ging es dann endlich los. meine ersten gedanken: wow! wie großartig sind diese visuals! in präziser abstimmung mit der musik wurde ein spektakel geboten, von dem ich nicht erwartet hätte, dass es mich so flashen könnte. ein bisschen erinnerte mich das visuelle treiben auf den videowalls an die band tool, die ebenfalls bei ihren shows auf ein perfekt abgestimmtes bild-und-klang-ereignis achten.

das restliche bühnenbild war ebenfalls auf geradlinigkeit und geometrie ausgelegt. der space- und popart-stil in den visuals war die nötige auflockerung, die sich dennoch hervorragend in das große ganze einfügte. musikalisch variierten sie – mal donnerte ein hit mit gesang durch die soundanalge, dann ertönten wieder tief gehende instrumental-remixe mit satten bässen. jemand neben mir sagte, er wolle die „bässe inhalieren“ sonst müsse er in den nightpark gehen. die bässe waren anscheinend gut genug und er blieb. und ich? ich war verliebt in den ausdruck „bässe inhalieren“.

am ende des sets war ich dann traurig – nicht nur weil wir leider ein verkürztes konzert in kauf nehmen mussten, sondern auch weil ich sie in dieser formation wohl nicht mehr erleben würde. der gig fühlte sich nämlich an wie eine massage des gehirns, so tiefgehend, so eindringlich, so entspannend. schade um euch, moderat!

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