ein wahrgewordener traum: the notwist glänzten in legeren outfits und mit feinstem indietronica im edlen ambiente des volkstheaters.

„es muss sich um einen irrtum handeln“ dachte ich mir, als mir facebook den gesponserten post von einer notwist-konzert-ankündigung im volkstheater in den feed spülte. aber selbst beim ansurfen der volkstheater-webseite stand da klipp und klar, dass the notwist nach wien kommen würden. es war kein fake, kein haker-angriff. also beschloss ich um 1 uhr früh zwei tickets für mich und meinen freund in der teuersten ticketkategorie, der zweiten reihe, zu besorgen.

als der abend dann da war, war es seltsam: wann ist man denn am besten vor ort, was zieht man an und wie wird es überhaupt sein, im volkstheater ein konzert zu sehen? aber alle sorgen und gedanken waren schlussendlich unbegründet: wir waren rechtzeitig an ort und stelle, kamen ohne viel trubel zu unseren plätzen und hatten den allerbesten blick zur bühne.

allein die umgebung war schon fulminant: das volkstheater funkelte und glänzte an allen ecken und enden und in den gesichtern der besucher spiegelte sich das schimmernde ambiente regelrecht. alle altgewordenen indie-kids warteten nur noch auf den beginn von einem – zu diesem zeitpunkt noch eher unvorstellbaren – konzertabend. aber irgendwann schlichen the notwist tatsächlich auf die bühne und es fühlte sich mehr wie ein traum als realität an.

the notwist waren da um das neue album „vertigo days“ vorzustellen und vor allem durchzuspielen – sehr zu meiner freude. ich habe nur ganz wenig musik während der pandemie gehört, „vertigo days“ war eines der alben, das mich mit seiner balancierten mischung aus indie und elektronik erreicht und begeistert hat. es nun live zu hören bescherte mir ein regelrechtes hochgefühl. aber nicht nur das hörerlebnis war einmalig: auch das bühnenbild, die visuals, die gesamte performance war ein komplexes kunstwerk. jeder ton hatte sein eigene farbe, seine eigene programmierung.

ich saß in meinem roten sessel und die klangwellen strömten über mich – manchmal wollte ich schon fast aus reflex aufstehen und tanzen, aber dann ließ ich das geschehen auf der bühne doch einfach nur still auf mich wirken – es war immerhin ein sitzkonzert. the notwist zauberten viel bewegung in ihre performance, die schon allein im geiste mitreissend und überwältigend war. wenn man so lange nichts derartiges gesehen hat, ist es natürlich eine große aufgabe für das gehirn, all die eindrücke zu verarbeiten. vielleicht war ich deswegen manchmal wie versteinert – meine augen zischten von einem zum anderen bühnenende, saugten die visuals auf, wollten sich kaum zum blinzeln überreden lassen. es war alles sehr viel, was da auf mich einprasselte, aber es war gut. sehr gut sogar.

natürlich waren es die zugaben, die mein herz noch höher schlagen ließen. „pilot“ in einer zweigeteilten version, zuerst klang es fast rockig und später türmte es sich zu einem ausufernden elektronik-stück, das schließlich wieder zu einem kernigen gitarren-stück zusammenfiel. es folgten noch „gravity“, „consequence“ und „0-4“, ebenso in unerwarteten mixturen.

am ende sprangen sämtliche besucher im saal des volkstheaters auf um die band mit ganz viel applaus zu ehren. the notwist waren sichtlich gerührt, ebenso wie das publikum. es konnte wohl noch niemand so recht glauben, dass dieses konzert soeben wirklich stattgefunden hat – nach diesem langen, dunklen, manchmal hoffnungslosen herbst/winter/frühling ohne kulturgenuss in ähnlicher form. dieser konzertabend war eine auferstehung, ein herzschlag den man ganz stark spürt, ein erleichterndes gefühl – danke notwist für diese wiederbelebung!

The Notwist Setlist Volkstheater, Vienna, Austria 2021
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