„agnes obel“ gab ein äußerst versteinertes konzert in der wiener arena. ein vorerst letzter konzertbericht im jahre 2020 von wienkonzert.com.

mein (vorerst) letztes konzert im jahr 2020 fand in meiner liebsten konzertlocation, in der wiener arena statt. als ich an jenem abend ankam, war besuchertechnisch bereits ziemlich viel los. es wurde ziemlich laut gequasselt während support-künstlerin „marlene colle“ ihre sehr eigene art von musik (sie erinnerte mich ein bisschen an judith holofernes) auf der bühne präsentierte. und es störte mich mal wieder, das viele keinen respekt zeigen konnten und ihre gespräche lautstark fortführten. aber dagegen konnte ich nicht viel machen, ausser ganz viele „psssst“s auszuteilen.

etwas später, als der veranstaltungsraum schon fast vor lauter leuten platzen wollte, schritt „agnes obel“ zu ihrem klavier. ich war voller erwartung, voller hoffnung, voller ehrfurcht – ich stellte mich darauf eine ganz großartige show erleben zu werden. wie ich auf diese idee kam, weiß ich bis heute nicht, denn ich hatte ja eigentlich keine ahnung wie die „show“ werden würde. und dann trat sehr rasch, schon nach sehr wenigen nummern, ein zustand ein, den ich am liebsten von mir wegstoßen wollte: ich war enttäuscht. enttäuscht darüber, dass sich frau obel hinter ihrem klavier versteckte, kaum worte an ihr publikum richtete, und das richten ihrer locken und des mikrofons, die einzigen bewegungen auf der bühne waren.

aber vielleicht kam ja noch irgendetwas großes, hymnisches, atemberaubendes? ich wollte die hoffnung nicht aufgeben. es reihte sich lied an lied, jedes in der gleichen, langsamen geschwindkeit, jedes in die länge gezogen, jedes ohne klangliche höhepunkte. vermehrt hatte ich das gefühl, dass ein zuhause bleiben und in den eigenen vier wänden ihre musik anzuhören, den selben „show“-effekt gehabt hätte, nur hätte ich nicht zwischen hunderten menschen eingeklemmt stehen müssen, sondern hätte es mir auf der couch gemütlich machen können.

ja, ich war enttäuscht. immer noch. selbst den songs, die mir vertraut waren, wurde die treibende, unterhaltsame komponente entzogen. ich hatte das gefühl nur die hüllen der songs wahrzunehmen, die tiefe, das persönliche blieb mir verborgen. auch weil so gut wie keine interaktion mit dem publikum stattfand, weil der seelische austausch völlig wegblieb, weil alles in zeitlupe passierte, weil das ganze unterfangen gezwungen behutsam sein wollte, es aber dadurch ziemlich schnell in die fadesse rutschte.

ja, vielleicht lag es auch einfach an mir selbst, dass ich keinen anknüpfungspunkt finden konnte, vielleicht hatten andere besucher andere erfahrungen mit der musik gemacht und konnten sich deswegen in situationen hineinversetzen und die musik deswegen anders erleben. mir jedenfalls, als neuling und als mensch, der gerne den mehrwert mag, mir war das einfach alles viel zu langweilig, zu wenig speziell und zu wenig persönlich. auch wenn ich zwischendurch immer wieder die hoffnung hatte, dass sich einzelne songs doch noch in etwas gutes verwandeln könnten, wurde ich am ende immer wieder enttäuscht. ja, ich war ziemlich froh, als ich an jenem abend die arena verlassen konnte. im nachhinein bin ich aber nicht froh, dass die darauffolgende abstinenz so lange andauern würde…

Agnes Obel Setlist Arena, Vienna, Austria 2020
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