konzert #45: schmutzki, mother’s cake, new model army, idles, the smashing pumpkins, puddle of mudd, the cure @ nova rock festival | 14.06.2019

brütende hitze, viel dreck und krachende musik: der freitag am nova rock festival war ein guter, mit einigen unvergesslichen nostalgie-höhepunkten.

wir hatten den ersten festivaltag, den donnerstag, absichtlich ausgelassen, denn wie sagt man so schön: jünger werden wir ja auch nicht mehr. als wir schließlich freitag mittag in nickelsdorf ankamen, waren scheinbar alle anwesenden bereits akklimatisiert mit der festivalwüste. für uns allerdings war es ein bisschen ein schlag ins nüchterne gesicht.

zum glück war die erste band des tages eine deutsche gruppe namens „schmutzki„. das trio waren großteils dafür verantwortlich, die müden körper aufzuwecken und gute stimmung zu verbreiten – und das taten sie mit bravour! zahlreiche menschen versammelten sich um 14 uhr vor der red stage um zu tanzen und zu crowdsurfen und innerhalb kürzester zeit war es da, das festivalgefühl. es vermittelte, dass man sich für ein paar tage von allen pflichten ausklinken konnte und sich in einer geschützten zone von wahnsinnigen befinden würde. leichtigkeit machte sich breit, die lächelnden gesichter im publikum strahlten noch mehr als die sonne vom himmel.

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wir spazierten ein bisschen herum, erkundeten das festivalgelände, aber schon bald mussten wir feststellen, dass die hitze wirklich kaum aushaltbar war. auf der suche nach einer schnellen schattenmöglichkeit kauerten wir uns auf den staubigen boden gleich neben eine bar, während „mothers cake“ für einen passenden wüstensoundtrack sorgten. trocken und unaufgeregt wummerten die gitarren über das gelände und wir überlegten, wie wir wohl die hitze bis sonnenuntergang überleben sollten.

das glück war uns hold: irgendwo am horizont erspähte ich einen alten bekannten, begrüßte ihn und schon bald schleppte er uns mit zum wohl besten festivalspot auf dem ganzen nova rock festival: die vip-tribüne bei der blue stage. ich konnte nie verstehen, warum man sich vip-karten kauft, nun wurde ich eines besseren belehrt: dort oben gab es sonnenschirme, immer reichlich wind und die getränke wurden mit massenhaft eiswürfel serviert. ausserdem hatte man die beste sicht auf die hauptbühne. hitze überleben (und konzerte genießen) schien ab diesem zeitpunkt kein problem mehr. aber es kam noch besser: das klo im vip-bereich. allein die toilette ist es wert in ein vip-ticket zu investieren. es war ausgekleidet mit feinstem holz, klimatisiert und so luxuriös (inklusive bildschirmen etc), dass ich aus dem staunen gar nicht raus kam.

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es fiel mir schwer, den vip-bereich zu verlassen um kurz direkt vor die bühne zu „new model army“ zu huschen, aber ich hatte es geschafft. und die mühe hatte sich wirklich gelohnt: sänger justin sullivan war eine erscheinung, seine mimik allein war schon reinste unterhaltung. in kombination mit der musik, die in gutem tempo dahinrockte, zeichneten sich new model army als wirklich guter nachmittagsact aus.

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der internationale hype um die gruppe „idles“ hatte in den letzten monaten kaum nachgelassen, die frage war nur: ist der hype auch schon aufs nova-rock-publikum übergeschwappt? als die wilde truppe aufs bühnenparkett wirbelte war bald klar, die band ist eine klasse für sich. entweder man liebt sie, oder man hasst sie. und bald war auch klar, dass ein großteil der versammelten nichts mit der gruppe anfangen konnten (leider ist der dazugehörige live stream nicht mehr online, aber wow, die kommentare dort waren vernichtend!). idles bemühten sich, tanzten, eskalierten und das publikum stand einfach nur regungslos da. ich kann nur noch eines sagen: ich verstehe warum musikaffine menschen die gruppe anhimmeln, ich verstehe aber auch warum nova-rock-besucher nicht sonderlich angetan waren.

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eigentlich wollten wir die „dropkick murphys“ sehen aber der hunger war präsenter. wir machten uns auf die suche nach dem pizzawagen, den alle empfahlen und fanden ihn auch schon bald am linken rand des blue-stage-geländes. wir warteten zwar 15 minuten darauf, aber die pizza war wirklich ein traum. im sonnenuntergang schmausten wir gemütlich, während die dropkick murphys uns mit bester musik beschallten.

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es war endlich an der zeit für „the smashing pumpkins„! ich hoffte ein bisschen auf ein konzert, welches mit so packen würde, dass ich alle gedanken rund um bühne wechseln verwerfen würde. aber bereits nach ein paar nummern war mir klar: ich habe in meiner jugend nie smashing pumpkins gehört, und auch in meinem späteren leben kaum, ich verbinde keine nostalgie mit der gruppe und konnte aufgrund fehlender „bühnenshow“ auch nicht reinkippen. ich ließ meine festivalbegleitung also zurück und machte mich auf den weg zu einer anderen bühne, auch wenn ich eigentlich unbedingt noch bis zum „disarm“ warten wollte – aber ich konnte nicht, weil ich einfach keine verbindung zur kultband hatte. sorry, sorry, sorry.

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irgendwie war es mir einen kurzen moment peinlich, von „the smashing pumpkins“ zu „puddle of mudd“ zu wechseln. aber ich war nicht allein mit meiner liebe zur nuller-jahre-rockmusik: mehrere tausend menschen waren vor der red bull bühne versammelt und ich war erstaunt wie arg es dort abging. minütlich erspähte ich crowdsurfer über meinem kopf, und wenn gerade niemand sich in die lüfte wagte, wurde ausufernd getanzt. ich war plötzlich in einer völlig anderen welt und erlebte dort auch ein weiteres highlight: als die band den song „blurry“ anstimmte und alle mitsangen, überkam mich gänsehaut und ich empfand nur noch pure freude. puddle of mudd waren mir nicht mehr peinlich, puddle of mudd bescherten mir einen der schönsten festivalmomente überhaupt!

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ich war für 1 1/2 lieder kurz bei der red stage um „slayer“ zu sehen, verabschiedete mich aber dann ganz schnell rüber zur blue stage, zu „the cure„. die gruppe rund um robert smith war zwar showtechnisch ähnlich aufgestellt wie die smashing pumpkins (= keine show, nur gemütlich runter spielen), aber zu the cure hatte ich immerhin mehr zugang. ich saß am boden und ließ mich berieseln und dachte darüber nach, wie wichtig es oft ist, eine persönliche geschichte zu einzelnen songs zu haben, um ein konzert wirklich genießen zu können. aber was tun, wenn die songs, die man am meisten mag erst gegen ende des auftritts gespielt werden, und man eigentlich schon lieber zuhause im bett sein möchte? die lösung ist immer, sich von motivierten menschen mitreissen zu lassen. und das passierte mir dann auch: eigentlich wollte ich gehen, schloss mich dann aber zwei damen an, die the cure so wunderbar feierten, dass ich gar nicht anders konnte als mitzumachen. und: es war eine gute entscheidung: friday i’m in love zu trällern, an einem freitag, und den zersausten robert smith dabei im blick zu haben – dieser tag hätte nicht besser enden können.

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