das „bbc 6 music festival“ hatte am zweiten abend viele unterschiedliche, für sich funkelnde musikrichtungen zu bieten. richtig glänzend wurde es aber erst am schluss!
am zweiten tag stand der zweite austragungsort des bbc 6 music festivals auf unserem programm: das eventim olympia. auf den bildern im internet wirkte die location vielversprechend, als wir tatsächlich aber ankamen, war es ein eher verlassenes gebäude am straßenrand mitten in der pampa. wir betraten den riesigen konzertraum, der einem alten theater glich – genauso wie ich es auf den bildern gesehen hatte. sofort wurde uns auch klar, dass auch in diesem gebäude das jacken abgeben eher keine gute idee sein würde – es war eisig kalt. wir setzten uns auf einen kleinen mauer-vorsprung, welcher sich als einzige sitzgelegenheit erwies, und warteten auf die erste musikalische darbietung.
es war bereits richtig voll, obwohl es erst kurz nach 17:00 uhr war. die britische band „idles“ eröffnete den abend, und zunächst hatte ich noch große hoffnungen, den hype um sie zu verstehen. die fünfköpfige gruppe legte wild los, so wild, dass die musik gar nicht mehr wirklich durchblitzen konnte. vom stil her waren sie den sleaford mods und den slaves sehr ähnlich, nur war die instrumentendichte um ein vielfaches größer. zuviel des guten, wenn man mich fragt. der unbändige gitarrist in unterhose, der regelmässig seinen hinter kreisen ließ, und der sänger, der auch nicht davor scheute, sich ins publikum zu stürzen, gaben der menge natürlich gute gründe um auszuflippen, aber rein musikalisch betrachtet, war es viel zu durcheinander. aber eines muss man ihnen zugute halten: wenn man eine schlechte, aggressive phase hat, dann liefern die idles vielleicht doch einen ganz guten soundtrack. für mich jedoch war es eher ein „über mich ergehen lassen“. sorry.
ich freute mich ziemlich auf die nachfolgende britische gruppe „stealing sheep„. eine formation bestehend aus drei frauen konnte einfach nur gutes bedeuten. und zu beginn sah es auch gut aus: sie stellten sich im kreis auf und machten irgendeine performance, eher sie zu ihren instrumenten wechselten um mit dem musizieren zu starten. ich hatte daraufhin irgendwas abwechslungsreiches zwischen konventionellen konzert und verrückter performance erwartet, aber alles was ich bekamm, waren drei angewurzelte damen, die sich kaum bewegten und ihre stücke in starren positionen vortrugen. erst ganz am ende des sets packten sie ihre instrumente wieder weg um mit deinem riesigen, aufgeblasenen schaf das publikum um freudige posen zu bitten, um dies auf einer polaroid-kamera festzuhalten. und danach war der auftritt zu ende. ich war schon ziemlich enttäuscht. stealing sheep hätten soviel mehr aus ihrem gig machen können.
für die „villagers“ bemühten wir uns erstmalig in die vorderen reihen. meinen freund konnte man durchaus als sympathisant der gruppe bezeichnen, ich musste mir meine meinung allerdings noch bilden. und zugegeben, es ging schneller als gedacht. als ich den sänger conor j. o’brien sah, dachte ich nur: der kann unmöglich älter als 14 jahre alt sein. aber er hat auch graue haare. jedenfalls: er sah so jung aus, ich konnte kaum hinsehen. die musik, die mir zu ohren drang, war gemütlicher und sehr ruhiger folk – ja fast sogar einen tick zu ruhig. ich war nicht ganz sicher was ich von der band halten sollte, denn eigentlich waren sie eh nett, nur das gewisse extra fehlte mir einfach. aber ich konnte natürlich nachvollziehen, dass man die band mag.
meine letzte hoffnung waren „the good, the bad & the queen“ rund um (blur-)frontmann damon albarn. zwar war ich in der vergangenheit nicht immer so angetan von albarns stimme, aber diesmal wollte ich mich einfach nur überraschen lassen. und überraschend war so ziemlich alles was daraufhin passierte: wir erhielten zunächst eine entschuldigung von damon albarn, dass seine stimme angeschlagen sein könnte, weil er am vortag soviel gesungen hatte. der erste song „merrie land“ war mir bekannt, und ich war nicht nur glücklich darüber, dass ich den song kannte, sondern dass die performance trotz angeschlagenheit überdurchschnittlich gut war.
damon albarn hatte nicht nur ausreichend posen in petto während dem singen, er wechselte auch regelmässig die instrumente. sowas begrüsse ich sehr, denn das lässt einblick auf die persönliche, musikalische vielfalt. die setlist gestaltete sich angenehm, gut zum mitschwingen, auch wenn man, so wie ich, die meisten lieder nicht wirklich kannte. ich war durchgehend überrascht, dass mich die songs doch so packten und ich am ende des konzerts nicht nur lautstark jubelte (so gut es möglich war, ich hatte meine stimme verloren), sondern auch durchaus von einem ganz großen highlight sprechen konnte. und so war es doch noch ein guter abend, trotz eisiger kälte in der konzerthalle, trotz überteuerter getränkepreise, trotz einiger bands, die mich nicht so überzeugen konnten. es muss nur ein künstler gut sein, und ich verbuche einen abend als einen sich lohnenden.
photos taken with samsung galaxy s7 edge + sony dsc-hx60v