5/8erl in ehr’n starteten ihre duft-der-männer-herbsttour im beschaulichen waidhofen an der ybbs, stets zwischen erheiterung und rebellion.

ich wurde in waidhofen an der ybbs geboren und wuchs im ländlichen raum auf. kulturelle angebote waren am land schon immer mangelware, weshalb ich schließlich auch in die große stadt, nach wien, zog. aber ab und zu zieht es mich dann doch wieder in meine heimat, zurück zu meinen wurzeln. an jenem freitag abend wollte ich mal wieder erkunden, was sich im pittoresken waidhofen an der ybbs so tut.

gemeinsam mit meiner mama (die an diesem tag geburtstag hatte) fand ich mich im waidhofner plenkersaal ein. der saal wurde nach dem ehepaar plenker benannt, welches sich mitte des 19. jahrhunderts besonders für das kulturelle geschehen in der region einsetzte. mittlerweile ist es der verein „spielplatz kunst + kultur“ von günther thummerer, der seit letztem jahr versucht, der stadt kulturelles leben einzuhauchen. „5/8erl in ehr’n“ standen am programm (die dritte organisierte veranstaltung von thummerer in diesem jahr) und waren die perfekte abendgestaltung für den ehrentag meiner mama.

die wiener soulband „5/8erl in ehr’n“ tastete sich ganz behutsam vor. die besucher ja nicht erschrecken und erst mal ein paar hits auftischen, das war die devise. also fast. denn mit „badeschluss“ vom aktuellen album „duft der männer“ wurde begonnen, ehe die gruppe dann wirklich ihre (aller)besten songs raushaute. „siasse tschick“, „akademikerball“, „schwochstö“, „alaba – how do you do“ und wie sie alle heißen, sorgten für verhaltenes schmunzeln. vermutlich gingen auch gedanken wie „dürfen die das eigentlich?“ durch die runde, vor allem als „gengan 2 woame auf a hasse“ performt wurde. dass politisches wissen und ein offenes weltbild von vorteil sind, wenn man sich eine provozierende gruppe wie „5/8erl in ehr’n“ zu gemüte führt, hätte vielleicht als warnhinweis am ticket angebracht werden sollen. ebenso hätte vermerkt werden sollen: „bringt enthusiasmus mit!“ – dieser fehlte nicht nur einmal. aber die wiener soulgruppe war darauf eingestellt.

neben den hits war es vor allem der trockene humor, den sie bei ihren zwischenansagen hervorblitzen ließen, der so enorm unterhaltsam war. vermeintliche liebeslieder wurden als „verbindendes“ angepriesen, ehe sie dann wieder die nächsten meldungen hinausschossen, die die anwesenden immer wieder etwas empörten. aber macht nichts, denn schließlich hatte die gruppe ja viele „verbindende liebeslieder“. und um nochmal auf den enthusiasmus zu sprechen zu kommen – besonders beim hit „schneid die melone an“, welcher einen mitsingpart beinhaltete, war es fast ein bisschen peinlich, dass das publikum kaum vorbereitet war bzw auch nicht wusste was zu tun ist. waidhofen, was ist los! aufwachen, mitmachen, spass haben! sowas hätte ich am liebsten öfter mal in den zuschauerbereich gebrüllt, aber vor meiner mama wollte ich mich dann doch artig verhalten.

am schluss des auftrittes durften wir dann noch die 5/8erl-in-ehr’n-verkaufsshow genießen, eine unterhaltsame version eines merchandise-standes sozusagen. das fand ich hervorragend, das will ich öfter. die masche zog nämlich sehr gut, die leute stürmten schon fast die bühne um fan-artikel zu ergattern.

wir investierten unser geld in spritzer (mama hatte ja geburtstag, und da mussten wir anstoßen!) und saßen noch lange im cafe-bereich des plenkersaals, oder besser gesagt der schule, die hier eigentlich beheimatet war. so nett es auch ist, immer wieder mal heimzukommen, so erschreckend ist es auch, wie wenig kultur man hier genießen kann und wie ungwöhnlich kulturelle ereignisse für die einheimischen sind.

konzerte am land unterscheiden sich wirklich wesentlich zu konzerte in wien. zwar ist es in wien mitunter auch manchmal sehr schwierig eine art von begeisterungsfähigkeit aus den besuchern zu kitzeln, aber das waidhofner publikum war um einiges reservierter, als das reservierteste publikum, das man sich vorstellen kann. ich hoffe und ich wünsche waidhofen an der ybbs, dass sie in zukunft mehr von solchen ungewöhnlichen ereignissen erleben können und dass sie es auch wohlwollend annehmen, dass sich jemand wie günther thummerer die mühe macht, solche veranstaltungen zu organisieren. ich bin auf jeden fall schon gespannt auf die weitere kulturelle entwicklung und werde sicher wieder einmal nachschauen kommen, was sich so tut im wunderhübschen waidhofen an der ybbs.

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