es war einmal ein samstag im spätsommerlichen september, der eine temporäre flucht aus wien und ein aufsuchen der kleinstadt mödling beinhaltete. der durch das überschaubare festival „sturm und klang“ beeindruckte und ein mehr als nur gutes gefühl mitgab auf dem nächtlichen rückweg in die großstadt.

ganz gemütlich machten wir uns am späten samstag nachmittag mit der s-bahn auf den weg nach mödling. ich war in meinem leben vielleicht 2-3x in mödling und kann mich nur sehr verschwommen daran erinnern. es war also höchste zeit, meine mödling-erinnerungen zu schärfen und sichtbarer zu machen.

angekommen an der haltestelle, war die frage aller fragen erst mal: in welche richtung müssen wir gehen? irgendwie sah jeder weg nach „altstadt“ aus. zum glück konnte aber google maps abhilfe schaffen. puh, danke moderne welt. bevor wir uns ins festival-getümmel stürzen wollten, ging es zum „eispeter“. der langen schlange nach zu urteilen wohl das beste eisgeschäft der welt. aber dies nur am rande. schließlich schlenderten wir in den kern der beschaulichen ortschaft, holten uns unsere festivalbänder und beschlossen zuerst die „kunstarcade“ aufzusuchen. ursprünglich hätte dort „bis eine heult“ spielen sollen, aufgrund einer kurzfristigen auftrittsabsage kamen wir stattdessen in den genuss von „sigrid horn„. und das war definitiv nicht das schlechteste was uns passieren konnte.

dialektmusik von einer ukulele und machmal auch von einem klavier begleitet, kritisch und berührend vorgetragen und mit vielen geschichten dazwischen gespickt, die am ende fast zu tränen rührten. sigrid horn verstand es zu unterhalten aber gleichzeitig zum nachdenken anzuregen. ihre sympathische art war nur noch das i-tüpfelchen oben drauf. was für ein perfekter start für unser sturm-und-klang-erlebnis!

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wir schlenderten weiter, zum „raiffeisen forum“. dort waren schon den halben nachmittag lesungen im gange und nun sollte eine offizielle ansprache folgen, ehe „david schalko“ das parkett betrat. aber als die rede schließlich begann, war ich so gar nicht in der verfassung, einer ansprache oder gar einem gelesenen text zu lauschen, meine seele schrie nach musik, also machten wir uns auf den weg zur location „nummer 6“. denn der eigentliche grund überhaupt nach mödling zu pilgern war die nachfolgende band „mickey„. und als wir diesen durchgang zu einem innenhof erspähten, inmitten der wunderbar stillen, gepflasterten altstadt, war mir klar: wir waren hier goldrichtig. und der gig von mickey konnte nur gut werden.

eingebettet zwischen tür und stiegenaufgang, wirkte dieses gewölbe mit all dem technischen krimskrams rundherum wie eine in die jahre gekommene garage. diesen garagen-ähnlichen ort schließlich mit dem survivalpop von mickey erfüllt zu hören, war eine win-win-situation. rau und kantig, aber doch melodiös legten sich die vielen computer-tunes unterlegt mit borstigen gitarrenspiel in den kühlen herbstwind, der uns um die nase wehte. mein großes highlight war aber dann gar kein originales mickeylied, sonder ein mickeysiertes cover. der gassenhauer „psycho killer“ der talking heads klang in der mickey-version zwar eh ähnlich, aber dann doch wieder nicht, dank einem sample-pad mit wunderbar modernen synthie-einspielern. runtergetrimmter, beatlastiger diy-pop in einem durchgang einer altstadt-seitengasse einer band namens mickey… etwas besseres hätte dem sturm und klang in mödling gar nicht passieren können!

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eigentlich wollten wir weiterziehen, aber ein blauhaariger wirbelwind hatte unsere immerwährende aufmerksamkeit. es war „paenda„, die sich auf ihren auftritt im garagen-gewölbe-durchgang vorbereitete. die frauengruppe setzte anders wie mickey auf viel licht, auf atmosphäre, auf ein ambiente, das einem ein bisschen disco-feeling einhauchte. und so holte uns paenda mit ihrem elektropop schließlich ab und brachte uns auf schimmernde dancefloors, die nur in unseren gedanken existierten. wir tauchten ein in ein soundgebilde aus synthesizer und bässen, ließen uns einwickeln von einer glasklaren stimme, die schließlich in unser nervensystem eindrang und uns kleine stromstöße einjagte. ja, genau so ein elektrisierendes gefühl flösste uns paenda ein, ehe wir in die kalte nacht rausstolperten und unsere entdeckungstour in andere gemäuer fortsetzten.

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wenn ein stadtfestival schon soviele verschiedene spieltstätten beschallte, wollte ich auch jede zumindest kurz besichtigt haben. wir machten uns auf den weg zur „spitalkirche“, in der gerade der „subchor“ trällerte. aber auf den unbequemen holzbänken in der etwas stickigen umgebung war es nicht lange wirklich aushaltbar. wir huschten bald wieder in frische luft und suchten die stadtgalerie. dort angekommen begrüßten uns sauna-ähnliche temperaturen und ein schwitzender „voodoo jürgens„, der gerade den song „gitti“ performte. wir fanden einen platz oben, auf der galerie, und genossen zumindest einen teil des konzerts von der vogelperspektive. das war alles sehr gut und voodoo jürgens ist zurecht in der obersten liga angekommen, aber die temperaturen waren es, die uns schließlich einmal mehr nach draussen trieben.

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zu guter letzt wollten wir noch kurz die „bühne mayer“ aufsuchen (oder wie wir immer verstanden: „biene maja“) und schauen, wie es dort so ist. ein altes, uriges wirtshaus nahm uns in empfang, aber wo war die bühne? nach kurzem nachfragen fanden wir dann den weg zum bühnenparkett in den keller, auf dem gerade „wandl“ seine klangwelten präsentierte. wir blieben ganz kurz und vertschüssten uns danach. wir wollten die s-bahn um halb 12 nach wien erwischen, weil wir tatsächlich schon wieder von müdigkeit heimgesucht wurden.

am ende muss ich sagen, dass dieser ausflug zum sturm und klang nach mödling ein ganz besonderer war. trotz der nähe zu wien, war es doch etwas ganz anderes. ländlich und heimelig, aber trotzdem cool und erfrischend. man konnte entdecken ohne zu hetzen, sich tragen lassen ohne zu fallen. das bunt gemischte musikprogramm in kombination mit lesungen in einer umgebung wie der mödlinger altstadt war eine perfekte symbiose aus historischer kulisse und einem frischen kulturellen wind. sturm und klang, wir werden uns wiedersehen!

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