hochkultur trifft anspruchsvolles und vor allem umfangreiches independent-festival? das volkstheater hat mit dem „desertshore festival“ gezeigt, wie hervorragend das funktioniert!
konzerte im volkstheater? das war mir bekannt. aber ein komplettes festival, zeitgenössischer und vor allem anspruchsvoller (pop)musik im volkstheater? das war mir neu. und genau deswegen musste ich hin, zum eröffnungstag am „desertshore festival„, einem insgesamt zweitägigen spektakel auf allen bühnen im volkstheater.
zugegeben, es war alles ein bisschen neu für mich. ins volkstheater hatte ich mich noch nicht oft verirrt, deswegen war es umso spannender für mich, das ganze gebäude zu erkunden. nach einer kleinen runde durch die zunächst sofort ersichtlichen räume ging es in die rote bar. dort sollte ein talk stattfinden mit dem titel „the underrated hall of fame: failing better„.
gleichzeitig wollte ich mir ein getränk organisieren, doch bereits vor beginn des ganzen programms war die schlange an der bar in der roten bar schon etwas lang. ich und meine mitstreiterinnen setzten uns erst mal hin, hörten den protagonisten auf der bühne kurz zu und entschieden uns dann, die nächste bar in einem anderen raum aufzusuchen um den durst zu stillen.
das uns das thema flüssigkeitsaufnahme noch den ganzen abend „verfolgen“ würde, war uns zu diesem zeitpunkt noch nicht bewusst. nun ja – wir standen also dann bei der anderen bar, die mit verschiedenen visuals ausgeleuchtet war, warteten auf unsere getränke und bestaunten währenddessen ein bisschen kunst. auf ein getränk warten war tatsächlich nie schöner!
als die getränke dann in unseren händen waren, unterhielten wir uns und tranken ganz genüsslich unsere drinks… bis wir irgendwann darüber informiert wurden, dass wir mit den getränken nicht in den großen saal dürfen. zack, war der genuss weg. wir mussten uns beeilen, sonst würden wir nicht mehr rechtzeitig den beginn der eigentlichen konzerte sehen. ab diesem zeitpunkt war die gemütlichkeit weg – ab diesem zeitpunkt musste geplant werden.
wir suchten kurz die „dunkelkammer“ auf, in der es in der tat richtig richtig finster war. wir schauten uns „discovery zone presents cybernetica“ an, zumindest einen teil. es war vor allem multimedia-kunst und wir schon leicht hibbelig wegen der großen konzerte im großen saal. wir schlichen uns also während jener darbietung leise wieder raus, wir wollten ja schließlich alles sehen!
und dann waren wir endlich im großen saal und „dlina volny“ betrat ein paar momente später die große theaterbühne. ganz in schwarz gekleidet und mit synthesizer ausgestattet beschallte uns das duo mit einer düsteren form des disco-pop, mit klaren tendenzen richtung post-punk. eingetaucht in pink- und blaufarbigen bühnenlicht wirkte der auftritt kühl und etwas hart. das machte aber nichts, das passte gut zu dieser formation!
noch mehr als die musik feierte ich die sängerin, die wirklich alles gab: sie tanzte und sie verrenkte sich regelrecht. das machte es den auftritt spannend, denn man wusste nie, welche moves sie uns als nächstes zeigte.
nach diesem konzert war ich jedenfalls sehr motiviert, bis mir wieder die getränkesituation einfiel. wir huschten raus und sahen eine ewig lange schlange an der bar. auch in der roten bar konnte man nur davon träumen, schnell ein getränk zu bekommen. wir huschten also auf die raucherterrasse, die ebenso vollgestopft war, und resignierten. keine getränke mehr für uns an jenem abend, trinken passt nicht in den zeitplan.
wir waren durstig, aber wir wollten uns nicht ewig bei der bar anstellen. stattdessen war sitzen eigentlich eh besser und deswegen ging es wieder in großen saal. dort wurden wir dann auch mit sehr guter musik versorgt: „annika henderson“ und ihre mitmusikerinnen beglückten uns mit ganz feinen indie-stücken und vor allem die stimme der sängerin war so sanft und lieblich, dass diese fast ein bisschen wie eine massage fürs gehirn wirkte.
tiefenentspannt wagten wir uns nach dem konzert wieder raus auf die gänge um ein weiteres mal unser glück bei der bar zu versuchen. vergeblich. also ging es wieder in den saal – wir plauderten einfach so lange, bis das nächste und letzte konzert begann. und verdrängten unsere trockenen kehlen.
ich freute mich so sehr auf den auftritt von „zola jesus“ und wurde auch nicht enttäuscht. zunächst sang sie klassische stücke in begleitung von streicherinnen, die mich ein bisschen irritierten – aber wenn sie schon mal in solchen gemäuern war, wollte sie auch dementsprechend performen erzählte sie. etwas später füllte sie den raum mit großartiger popluar-musik und wunderbaren bewegungen.
wie eine göttin stand sie auf der bühne und raubte uns den atem. ganz andächtig saßen wir da und lauschten dieser künstlerin, die wahrscheinlich schon allein wegen ihrer anwesenheit alle in den bann zog. immer wieder präsentierte sie viele facetten ihrer gesangsstimme, die sie etwas später sogar in sehr reduzierter form mit ihren klavierkünsten begleitete.
nach dem auftritt von „zola jesus“ gab es noch dj sets und wahrscheinlich noch viel mehr programm. das nahm ich aber alles nicht mehr wahr – ich war durstig und war auch noch zu einer geburtstagsfeier eingeladen (eine win-win situation in diesem fall). dennoch war ich sehr froh bei der ersten ausgabe des „desertshore festivals“ dabei gewesen zu sein – es war toll endlich alle räume des volkstheater zu sehen, soviel musik und auch kunst zu entdecken und das in einem so tollen rahmen wie einem festival erleben zu können. und: mit ein bisschen planung lässt sich bestimmt auch das bar-problem gut lösen (nehmt zb einfach jemanden mit, der sich immer anstellt!).
ps: die zweite ausgabe des desertshore festivals findet von 0912. – 10.12.2023 statt – alle infos findet ihr hier!
