er kam, sah, sang und tänzelte ein bisschen: „father john misty“ konnte seinem entertainer-ruf während seinem arena-gastspiel nur schwer nachkommen.

ich war mir eigentlich bis zum konzertbeginn nicht sicher, ob ich wirklich „father john misty“ an jenem donnerstag abend sehen wollte. in der nahe gelegenen simm city trat „anna calvi“ auf und so unheimlich gerne hätte ich ihren gig verfolgt, entschied mich aber dann doch für den „entertainer“ father john misty. ob ich das bereuen würde? das und mehr wollte ich im laufe des abends klären.

bevor josh tillman, wie father john misty mit bürgerlichem namen heißt, die bühne betrat, versuchte „bedouine“ ihr glück, ein bisschen aufmerksamkeit des publikums zu erhaschen. dieser versuch scheiterte allerdings kläglich. nicht, weil sie nicht gut war, sondern weil sie nur sang und so gut wie nichts sagte. sie kommunizierte nicht mit der menschenmenge, versuchte die anwesenden nur mit tönen einzufangen, aber das funktionierte einfach nicht. es wurde lautstark gequatscht, und selbst ich fand mich kurze zeit später beim plaudern mit meinem freund. irgendwie war niemand bereit für ihre musik, schade.

bedouine

ich war sehr neugierig wie „father john misty“ diesmal auftreten würde. bereits auf dem primavera sound festival hatte ich mir sein konzert angesehen und war am ende dann doch etwas enttäuscht, weil er kaum redete, kaum entertainment bot. ob es diesmal anders werden würde? mir wurde gesagt, dass er bei solo-shows viel besser sei, als auf festivals. die erwartung war hoch!

im weißen anzug und mit sehr interessanten schuhen betrat er die bühnenbretter. ich war bereit für alles, für jegliche showeinlagen, für ein konzert, welches zu seinem outfit passte. aber bereits zu beginn, nach wenigen nummern, wurde mir bewusst, dass er zu der gattung „extrem kurze lieder“ gehört. okay, ich mag langgezogene songs auch nicht, aber zu kurze nummern finde ich auch immer doof. immerhin kam eines meiner lieblingslieder, „total entertainment forever“, bereits als sechster song. das erhellte meine stimmung ein bisschen und ließ mich die songlängen-misere auch bald wieder vergessen.

ich wartete. ich wartete darauf, dass endlich mehr passieren würde, als ein lied nach dem anderen zu hören. ich wartete auf mehr persönlichkeit von herrn tillman, auf eine geschichte, auf eine beziehung zwischen publikum und künstler. aber father john misty tanzte nur, er tanzte auffallend, mit seinem mikrophon-ständer. und ja, das sah schon gut aus, und ja, das war auch aufheiternd aber es war nicht die art von entertainment, die ich mir erwartet hätte. mir genügte es nicht, nur die lieder zu hören, ohne jeglichen mehrwert.

weiter warten, weiter warten. irgendwann müsste er doch eine kurze ansprache machen, oder nicht? und in der tat: eine gefühlte ewigkeit später, nämlich zu beginn des zugabenteils, war er so gütig um ein bisschen mit seinen anhängern zu reden. aber all das eher halbherzig, vielleicht sogar ein bisschen unsympathisch. ich hatte ihn als mensch ganz anders in erinnerung, viel charismatischer, viel herzlicher – zumindest wirkte er so bei jenem live-interview, welchem ich in barcelona während dem primavera sound festival beiwohnen durfte.

am ende, nämlich nach dem lied „date night“, war ich enttäuscht. enttäuscht, dass ich nicht auf mein inneres gefühl gehört hatte, father john misty sausen zu lassen und stattdessen zu anna calvi gegangen wäre. ich war enttäuscht, dass meine erwartungen nicht eingetroffen waren. ich war enttäuscht, dass dieses konzert ohne bleibenden eindruck an mir vorüber gegangen ist.

Father John Misty, 2018
Father John Misty, 2018
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