ein brachial-melancholischer auftritt, mit einer immer wieder durchschimmernden sanften note: „the twilight sad“ verblüfften mit einer mischung der gegensätze.

es war ein wettlauf gegen die zeit: der abend startete für mich am donaukanal, weil ich nicht nur „the twilight sad“ im chelsea sehen wollte, sondern auch „yuno“ und „unknown mortal orcehstra“ im flex. als ich es kurz vor halb 10 endlich aus dem flex schaffte (schlängelt euch mal von ganz vorne bis ganz nach hinten in einer ausverkauften location – kein zuckerschlecken!), war die nächste hürde jene, schnellstmöglich ins chelsea zu gelangen. dank taxifahrt-dienst ging das sogar relativ flott.

fünf minuten vor auftrittsbeginn war ich im chelsea angekommen. auch hier ein bild, welches ich nicht erwartete: die beiden konzerträume platzten förmlich aus allen nähten. ob ich es noch schaffen könnte, irgendwie weiter vorne ein plätzchen zu ergattern? die anwesenden menschen waren zum glück freundlich und ließen mich und meinen freund nach vorne huschen – auf den seitlichen stiegen fanden wir schließlich unsere endposition.

ich konnte mich gar nicht wirklich akklimatisieren – kaum da vorne angekommen, kaum ging es auch schon los. die band kam durch den seiteneingang ins gebäude und im selben moment starteten sie auch schon ihr set mit der nummer „there’s a girl in the corner“. nach den beschwingten tunes von unknown mortal orchestra, waren „the twilight sad“ schon ein arger kontrast. laut waren sie, laut und emotional, voller gesten und voller hingabe. sänger james graham machte vor, wie ein auftritt voller gefühl auszusehen hat. er war so schnell drin in diesem kosmos – ich hatte mühe nachzukommen, mich fallen zu lassen, einzutauchen, in diese noise-welt.

irgendwann aber, kurz vor oder während „last january“, dem „hit“, fand ich rein in den sound. die musik packte einen, hielt einen fest, tat manchmal ein bisschen weh, aber wollte einen in wirklichkeit nur beschützen. beschützen vor der welt da draussen, dich retten, für dich da sein. ein rettungsring im meer des musikalischen einheitsbreis quasi.

blitzendes licht, krachende lautstärke, wummernde gitarren – immer wieder unterbrochen von dieser zerbrechlichen stimme, von zerbrechlichen und sanften tönen, die sich unter dem soundgewitter versteckten. die neue single „vtr“ mischte sich ins set, das publikum war durchwegs begeistert, nickte angeregt mit den köpfen, ließ sich treiben, mitnehmen, wegspülen. alles war gut, bis das frightened rabbit-cover „keep yourself warm“ seinen weg in die gemäuer fand und gefühle nur schwer in zaum zu halten waren. kurz war da eine besinnliche, traurige, vielleicht sogar fast hoffnungslose stimmung über uns gekommen. aber wir mussten durchhalten, atmen, alles geht weiter, alles wird gut.

noch zwei songs folgten in diesem melancholie-getränkten auftritt von the twilight sad, ehe sie wortkarg das bühnenparkett verließen. so schnell waren sie da, so schnell waren sie wieder weg. das anwesende publikum aber, war trotz niederschmetternder stimmung teilweise dann aber doch erfreut: erfreut, dass die schottische band uns mit ihrer musik zu retten versuchten, erfreut, dass sie sich zeigten, öffneten, für uns da waren. ein eindringliches konzert, für das es sich lohnte, andere räume zu verlassen um in diesem kleinen kosmos zu versinken.

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The Twilight Sad, 2018
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