wenn aus klopfenden beats, schrägen soundsamples, dynamischen gitarrensoli und einer fragilen stimme zeitgemäßer kunst-pop wird: „mickey“ feierten ihr konzert im wiener rhiz und sorgten für durchgehendes staunen.

es war mittwoch abend. gemeinsam mit zwei freundinnen wartete ich hinten im letzten eck‘ – inklusive weißer spritzer in der hand – auf den beginn des konzerts in dem kleinen, zerknautschten rhiz am wiener gürtel. niemand wusste wirklich was uns erwarten würde: das mikro inklusive gelben kabel hing von der decke über einen flaschenzug, das bühnensetting sah wild zusammengebastelt aus. wir, nippend an unseren sprudel-getränken, waren völlig wertfrei, als die zwei protagonisten von mickey nach dem eingespielten „uhliska“-intro die winzige bühne betraten.

„in your face“ sang alex konrad während er herumwirbelte und sich halb verrenkte. klemens wihlidal, der hinter dem instrumenten-konstrukt versteckt war und mit freshem „cool“-pulli glänzte, sorgte für den imposanten rest des entgegenschmetternden klangbildes. hatte ich vorher gesagt „völlig wertfrei“? ich muss zugeben, dass ich seit tagen die selbstbetitelte ep „mickey“ auf soundcloud auf und ab gehört hatte und somit doch eine gewisse vorstellung des gehörten hatte. deswegen erschienen mir die ersten zwei, drei nummern noch etwas holprig, nicht ganz im einklang, wobei das unperfekte dann doch wieder hervorragend zur band passte. kunst kann und darf schließlich alles!

ab ‚i don’t wanna know‘ fanden sie dann in ihren flow, in ihr bestes, performendes erscheinungsbild: bewegungsreich präsentierten die beiden reduzierte und dennoch stark takt-gebende beats, die mit schräg-klingenden stimm- und anderen soundcollagen ein kunstvolles pop-, ja fast schon r’n’b-angehauchtes gebilde formten. das fragile, einprägsame und gleichzeitig auch noch unglaublich robuste stimmorgan von konrad trieb die songs nach vorne, gab ihnen stil und wiedererkennungswert.

‚drive‘ kennzeichnete nicht nur die goldene mitte der setlist sondern kurbelte auch den drang des publikums nach ausgelassenem tanzen an. das mitreissende gitarrensolo und der hymnische refrain konnten einen einfach nicht still stehen lassen. nach dieser körperlichen verausgabung hielt ich zum ersten mal rücksprache mit meinen begleiterinnen: „und was sagt ihr dazu?“ „die sieben euro eintritt haben sich so gelohnt! die band hat ein bisschen was von lady gaga, von der schrägheit her, nur cooler!“ und „danke dass du uns mitgenommen hast!“ bekam ich zu hören. ich war happy. nicht nur weil ich meine freundinnen endlich mal auf ein cooles konzert mitgeschleppt hatte sondern weil ich auch selber vollkommen positiv überrascht war. und: ich war so hin und weg von dieser weißen, göttlichen gitarre (ich will auch so eine!). 

auch ein kleines spezial-highlight hatte das duo vorbereitet: clara luzia wurde für das lied „on the street“ auf die bühne gebeten und sorgte somit für den nächsten wow-effekt. die nachfolgenden nummern „trampoline“ und „chagal“ waren meine persönlichen favoriten: tanzbar, beatlastig und so grandiose melodien! wären tonträger beim merchandise vorhanden gewesen, ich hätte mein ganzes geld dafür ausgegeben. „ich hab zwar niemanden zugabe schreien gehört, aber wir haben trotzdem noch einen song für euch“ sagte alex konrad und stimmte das letzte stück „overtime“ an. danach war der gig vorbei und das publikum spendete begeisterten applaus.

sieht so aus, als wäre das der beginn von etwas ganz großem: nie hat kunstvolle popmusik soviel moderne schrägheit inhaliert, nie klang etwas so frisch und trotzdem auf anhieb so vertraut. bilderbuch und konsorten dürfen sich schon mal warm anziehen.

Mickey Setlist rhiz, Vienna, Austria 2017

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