mit dem song „franzis“ lieferten „fil bo riva“ vergangenen winter einen ohrwurm ganz besonderer güte ab. die tiefe, raue stimme krallte sich regelrecht in den gehirnen der menschen fest – kein wunder also, dass der auftritt im wiener rhiz sehr rasch ausverkauft war.

ich war hibbelig, aufgekratzt und voller vorfreude: das warten hatte endlich ein ende, endlich konnte ich fil bo riva (wieder) sehen! dem letzten österreich-auftritt beim fm4 geburtstagsfest konnte ich nur ganz kurz beiwohnen, viel zu viel war los und ich wollte an jenem abend natürlich wieder überall sein. umso besser, dass nun das einzelkonzert im rhiz auf dem programm stand.

noch bevor support-act „lisa mitchell“ den weg auf die bühne fand, war reger andrang zu vernehmen. die menschen quetschten sich in das gürtelbogenlokal, die temperatur stieg und die ersten schweißtropfen begannen sich zu bilden. flüssigkeitszufuhr, ja bitte! während ich an meiner frucade nuckelte, begann die dame mit akustikgitarre und rotem samt-oberteil mit mega-schleifen die erste nummer zu piepsen. den ersten song hatte sie sich nämlich gemerkt, für den rest ihres auftritts bat sie jemanden vom veranstaltungsteam, doch bitte ihre setlist aus dem backstageraum zu holen. dort wurde diese nämlich einfach vergessen.

pünktlich zum ende der ersten nummer traf auch die setlist ein. sie sang über tage, an denen man funktionieren muss, über autofahrten von melbourne nach sydney und über traurigkeit. sie entschuldigte sich fast vor jedem song und thematisierte auch die kürze ihrer songs. girl, cool down! im grunde hatten alle ansagen wenig sinn, die aufmerksamkeit des publikums war nämlich kaum vorhanden. rundherum gab es gequatsche und die junge künstlerin wurde ignoriert. ihre zarte stimme und der klang der akustikgitarre gingen unter, präsentierten sich aber auch nicht wirklich als etwas besonderes. liebe lisa mitchell, keine entschuldigungen mehr, stattdessen biss und selbstbewusstsein! dann sind die rhiz-geher auch ein bisschen geistesgegenwärtiger.

saramitchell

nach einer gefühlt ewig langen pause ging es endlich weiter. die ersten beiden folk-soul-nummern bestritten sänger filippo und gitarrist felix zu zweit. doch die situation schien angespannt – auf der bühne als auch im zuschauerbereich. warum genau diese unruhe in der luft lag, konnte ich mir nicht erklären. bei der dritten nummer stieß drummer michel auf die bühne um der gitarrenkombo ein bisschen beat zu geben. doch erst als das betörende „killer queen“ angestimmt wurde, herrschte ein kollektives aufatmen.

es folgte die erste zwischenansage von filippo. etwas unsicher erklärte er das problem, wenn man erst eine ep veröffentlicht hat und man als „lückenfüller“ auf songs zurückgreifen muss, die „nicht so gut sind“. vom befreundeten musiker faber erfuhr er allerdings, das man sein publikum einfach zum tanzen auffordern müsse, dann würde der vermeintlich nicht so gute song gar nicht so schlecht wirken. und zack, die bewegungen im publikum setzten ein. und der song, der war wirklich nicht so schlecht!

um die setlist aufzufüllen interpretierten fil bo riva auch ein paar covers. eines davon war „prison blues“ von johnny cash. ungewöhnlich mitreissend wirkte die truppe plötzlich bevor sie sich wieder auf die ruhige schiene begaben. „franzis“ wurde in einer slow-version gespielt und ging runter wie öl. schön war das.

eine konzert-komponente, die fil bo riva noch nicht so drauf hatten, waren ansagen. das gab sänger filippo auch zu. gegen ende murmelte er, dass der nächste song ein trauriger und vielleicht auch der letzte ist – „wir haben schon alles gespielt“ fügte er noch hinzu. auf den zuschauer-schrei „doppelt“ ging er nicht ein. stattdessen wurde die nächste nummer angestimmt und ich musste staunen: „the falling“ hieß das stück und erzeugte ehrfürchtiges staunen im ganzen raum.

nach dieser gänsehaut-nummer versicherte filippo nochmals: „wir haben keine nummern mehr. und wir versuchen witzig zu sein, aber wir sind es nicht. danke dass ihr trotzdem lacht“. wer dachte, der konzerthöhepunkt wäre mit „the falling“ abgetan gewesen und die schüchternen ansagen das ende des konzerts, der irrte. es folgte etwas, mit dem wohl niemand gerechnet hatte: ein cover der pixies-nummer „where is my mind“. aber keinesfalls runtergespielt und lieblos performt, sondern in einer ganz eigenen art und weise, die so eindringlich und anders war, dass wieder völlige stille ins wiener rhiz einkehrte, um jeden einzelnen ton lauschen zu können.

mit „like eye did“ und einer gerissenen e-saite beendeten fil bo riva ihre show – und ernteten zurecht großen applaus. es war ein gutes konzert mit wow-momenten aber auch mit kleinen kinderkrankheiten. ein bisschen mehr mut und scheiss-drauf-attitüte bei den zwischenmeldungen würden filippo gut stehen. denn fürchten muss er sich nicht – die leuchtenden augen der anwesenden menschenmenge sprachen bände.

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