ein buntes musik-potpourri mit einer großen portion tiefer stimme servierte j. bernardt im flex cafe an jenem samstag abend seinem publikum.
vor vielen vielen jahren wurde ich riesengroßer balthazar-fan – als die gruppe schließlich irgendwann eine pause einlegte, mitglied jinte sein soloprojekt „j. bernardt“ startete und auf dem waves festival auftrat, war ich wie weggeblasen von seiner energie auf der bühne. natürlich musste ich ihn nun endlich mal wieder sehen und pilgerte zu seinem auftritt ins flex cafe, auch wenn mir eigentlich klar war, dass die bühne im flex cafe ihm nicht gerecht werden würde.
als ich mich schließlich im flex cafe einfand und kurze zeit später der support-act seinen auftritt begann (dessen name ich bis heute nicht weiß), konnte ich ihn quasi gar nicht wahrnehmen, weil die anwesende menschenmenge so laut geredet hatte, dass jeder ton der gitarre übertrumpft wurde. zum glück (für beide seiten!) war der auftritt bald wieder vorbei und ich wartete in der knackevollen location auf die hauptattraktion des abends, mit der hoffnung, dass etwas später alle anwesenden ein bisschen aufmerksamer sein würden.
als die gut gekleidete band dann die bühne betrat und ebenso gut gekleidete „j. bernardt“ mit seiner flatternden hose nachfolgte, wusste ich, dass ich zur richtigen zeit am richtigen ort war. es ging ganz gemütlich los – j. bernardt sang ganz sanft ins mikro, spielte ein bisschen auf seiner gitarre herum und ließ sich von seinen mitmusikern gut begleiten. erst mit dem dritten song „the remedy“ wurde die performance etwas wilder und die hose flatterte immer mehr dank seinen theatralischen bewegungen übers bühneparkett.
danach fütterte er uns mit klassikern: „calm down“ und „the other man“ erwärmten mein herz, auch weil bei zweiterem song seine tänzerischen einlagen temperamentvoller wurden. das krasse zudem war: ich stand in der ersten reihe und manchmal hatte ich das gefühl, es trennten mich nur millimeter von einem einem umrempel-unfall durch seinen ellenbogen oder seiner gitarre. aber es ging alles gut! einmal stürzte er sich dann tatsächlich von der bühne, aber nur, weil seine band ein ausuferndes instrumental-solo zum besten geben durfte. und wow, was für eine arge und vor allem talentierte band er da am start hatte!
es ging abwechslungsreich weiter: nach schnelleren songs, mit seinen trommeleinlagen auf dem drumpad, seinem intensiven spiel mit der gitarre und seinen drehungen auf der bühne folgten immer wieder bedächtige, langsamere stücke. und immer war es seine tiefe, angenehme aber auch unberechenbare stimme, die uns durchs set führte. ich persönlich hangelte mich an den mir bekannten hits entlang, die gaben mir zwischendurch halt, bevor ich mich ins nächste mir unbekannte song-abenteuer stürzte.
ich muss zugeben, dass da ganz vorne nicht jeder song so reinfetzte und spürbar wurde, wie ich mir das vorgestellt hatte. der sound gelangte nicht immer direkt zu meinen ohren, sondern ging öfter einfach direkt über meinen kopf hinweg. aber zu den hits konnte ich mir die tiefe aufgrund der vertrautheit gut dazudenken und dann zischte zwischendurch ja auch immer wieder die gitarre wenige millimeter bei meiner nase vorbei, und ich verspürte manchmal etwas mehr schreck als mir lieb war. grundsätzlich war j. bernardt aber ein ausgezeichneter bühnenperformer, der etwas zu bieten hatte: er lächelte ganz viel, konnte sich an vergangene auftritte in wien erinnern und legte sich so sehr ins zeug, als würde er vor hundert tausenden menschen spielen. das war sympathisch und sympathische musiker mögen wir!
irgendwann neigte sich er auftritt dem ende zu und die band huschte ganz kurz von der bühne auf die toilette, weil der backstage bereich am anderen ende des clubs war. und sie kehrten sehr schnell wieder zurück und spielten noch zwei allerletzte songs. wahrscheinlich auch, weil die toilette im flex cafe auch nicht der feinste ort zum verweilen ist. als dann auch die letzten songs gespielt waren, ging die gruppe glücklich und zufrieden von der bühne. kurz zuvor animierten sie aber noch in ihrer abschließenden rede „weihnachtsgeschenke“ bei ihrem merchandise stand zu kaufen. es gab unter anderem „bernie balls“, also weihnachtskugeln mit j.-bernardt-unterschrift drauf. ich zückte nicht meine geldbörse sondern machte mich auf den heimweg.
schlussendlich war es ein guter und spannender konzertabend aber ich wünsche mir fürs nächste mal eine größere bühne für j. bernardt – nicht nur um die verletztungsgefahr durch fliegende gitarren zu minimieren, sondern auch weil die ausufernde performance von j. bernardt dann viel besser zur geltung kommen würde. okay? okay!