immer für eine überraschung gut: „tom odell“ spielte ein konzert im gasometer, mit dem in dieser art niemand rechnete.

ich hatte einen stressigen tag und so geschah es, dass ich nur wenige minuten vor konzertbeginn im gasometer eintrudelte. ich war noch gar nicht richtig angekommen und dann ging es auch schon los mit der support-band „wasia project„. sehr schöne, gefühlvolle und balladenreiche indie-musik eines britischen geschwisterpaares erreichten mich und ich war beeindruckt. ich hatte das gefühl ich würde die musik bereits kennen, aber das war gar nicht der fall. jedenfalls spürte ich viel vertrautheit und vermutete hinter jedem song einen hit, aber diese stufe an eingängigkeit hatten sie dann doch noch nicht erreicht. dafür hatte das publikum mal wieder eine sehr hohe stufe des unnötigen quatschens während eines konzerts erreicht, was mich wirklich sehr ärgerte. ich brauchte eine halbe ewigkeit um einen platz zu finden, an dem ich eher die musik statt den gesprächen hören konnte.

so schnell die musik des wasia projects den raum füllte, so schnell waren die töne auch wieder verschwunden. und dann hieß es warten. warten auf „tom odell“, der immer für eine überraschung gut ist. die erste überraschung: die stagetime wurde eigentlich mehrere minunten vorgerückt und auch an besucher kommuniziert und als der moment dann kam war klar, dass diese information völlig umsonst war. das konzert begann zur regulären beginnzeit – mit viel blauen licht, einer pompösen liveband und ein einem „tom odell“ am klavier, der ab und an auch mal den arm hob um schwung in seine tastenperformance zu bringen. die songs „loving you will be the death of me“, „can’t pretend“ und „magnitised“ sang er sitzend am klavier, mit nur wenigen momenten des entertainments. zweimal hob er den arm in die luft, einmal stand er kurz auf und sonst sang er einfach nur inbrünstig ins mikrofon. der imposanteste konzertbeginn war es nicht, aber die songs waren ganz gut, immerhin!

kommen wir zurück zum thema überraschungen. ich konnte noch vor konzertbeginn einen blick auf die setlist werfen und freute mich, weil für jenen abend auch der song „long way down“ geplant war. aber, überraschungsfreudig wie tom odell ist, strich er den song spontan von der setlist. stattessen versuchte ich mir einzureden, dass „best day of my life“ ein mindestens genauso gutes lied sei. gleichzeitig verabschiedete ich mich von der vorstellung, dass man auf lieblingslieder hoffen konnte, tom odell ist in diesem punkt (und vielen weiteren punkten) unberechenbar. oder, positiver formuliert: tom odell immer für eine überraschung zu haben! was ich an jenem abend vernahm, war, dass er zwar versuchte, sich einer struktur hinzugeben, aber gleichzeitig seinen auftritt sehr nach seiner stimmung ausrichtete. manchmal sagte er nette dinge zum publikum, manchmal wirkte er aber auch unfassbar distanziert. die ehrlichste version seiner selbst zeigte er bei einer ansage über ansagen: er meinte, er wüsste nicht was er erzählen sollte, und falls jemand die hoffnung haben sollte, dass er was interessantes erzählen würde, dann würde er denjenigen nun enttäuschen, denn er würde einfach nur irgendwas erzählen.

tom odell bediente diesmal nicht nur das klavier, sondern auch die gitarre. und manchmal spielte er einfach gar kein instrument, sondern spazierte die bühne auf und ab und posierte für das publikum. während ich also immer noch ein bisschen enttäuscht war, wegen dem nicht-gehörten-long-way-down-lied, war der allergrößte teil der menschenmenge vollkommen im geschehen. bei „hold me“ sangen viele ganz brav und laut mit, tom odell kommentierte das mit einem „beautiful“. etwas später stieg er sogar aufs klavier um den song mit ganz viel entertainment zu beenden. das war schön und feierlich! und dann folgte der nicht weniger feierliche zweite teil. ja, er teilte sein set in zwei teile, und der zweite teil war mit noch mehr hymnen und noch mehr gefühlen gespickt. einmal wanderte er die bühne ab, sang „you’are the only reason“ und zeigte auf sein publikum. das war schön. gefehlt hatte diesmal die vergötterungszene wie bei nick cave, tom odell wahrte dann doch eher die distanz und verweigerte sich einem halben bad in der menschenmenge. das war aber nicht schlimm, diesmal setzte er eher auf seine pompöse live-band und einem schönen licht-konzept.

apropos licht: das set schritt immer weiter voran und irgendwann waren wir beim vorletzten song angelangt. tom odell erzählte, dass es nichts schöneres geben würde, als einem menschen zu sagen, dass man seine wahren farben, seine „true colours“, sehen würde. und dann folgte seine cover-version des cyndi lauper hits „true colours“. die bühne war mit einem bunten lichtkreis versehen, das klavier-intro begann und ich erstarrte regelrecht. wahrscheinlich hatte ich noch nie eine schönere version von diesem song gehört. und wahrscheinlich hatte ich auch noch nie so eine schöne performance von tom odell gesehen. ich war wirklich ergriffen. gleich darauf folgte schließlich der letzte song und der bekannteste hit von odell, nämlich „another love“. das publikum verwandelte sich in ein mitsingendes handy-meer. und das war irgendwie schön aber irgendwie dann doch nicht mehr so beeindruckend wie das vorherige lied „true colours“. offenbar fand mein highlight bereits statt und vielleicht konnte deswegen „another love“ nicht mehr soviel wirkung bei mir erzielen – und das überraschte mich tatsächlich ein bisschen. ich sah aber überall rund um mich herum glänzende, erfreute augen und somit wusste ich, dass alles gut war.

tom odell spielte am ende ein konzert mit einer umgekrempelten setlist, überraschte mit so manchen ansagen und verhaltensweisen (ein herzlicher entertainer und gleichzeitig ein in-sich-gekehrter, starrer piano-spieler) und lieferte so einige momente, die wohl für immer in erinnerung bleiben. für mich persönlich war alles rund um „true colours“ eine erinnerung für die ewigkeit, für alle anderen wahrscheinlich der tik tok hit „another love“ – und das ist auch gut so! bei tom odell weiß man nie was man bekommt, und vielleicht besuche ich deswegen so gerne seine konzerte. bis zur nächsten überraschung, tom!

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