heiß, staubig und voll: ein anstrengender tag auf dem „sziget festival“ mit einem up und leider doch einigen downs.
bereits im jahr 2016 besuchte ich das sziget festival und nahm wunderbare konzerterinnerungen mit nachhause. nun, im jahr 2022, wollte ich bzw wir wieder hin – inhaler, sam fender, holly humberstone und arctic monkeys an einem tag klang zu gut um wahr zu sein. also kaufte ich ein tagesticket um 100 euro – meine beiden glücklichen festivalmitstreiter hatten karten gewonnen. ich hoffte also, dass sich der tag wirklich lohnte, wenn ich schon als einzige meiner festivalcrew soviel geld ausgab. aber ich war guter dinge!
die anreise direkt zum festival funktionierte gut, die sonne brannte vom himmel und wir waren supermotiviert. der einlass war gut organisiert und dann waren wir auch schon auf der festivalinsel und versuchten uns zu orientieren. das ziel war ganz klar: auf zu den großen bühnen! auf zu wundervollen konzerten!
gerade als wir bei den hauptbühnen ankamen und den timetable nochmal checkten, kam der große schock: „sam fender“ hatte kurzfristig seinen auftritt abgesagt. zwei stunden vor beginn. eine welt brach für uns zusammen, denn er war eigentlich der hauptgrund diese reise anzutreten. unsere gute laune war plötzlich wie weggeblasen – was tun? wir beschlossen eine große runde spazieren zu gehen und die insel zu erkunden, wir hatten ja nun zeit.
wir gingen zum inselende, dort wo die „beach-area“ war. gleichzeitig kreisten die gedanken um die umstände: es war unfassbar heiss und deswegen auch unfassbar staubig – hunger und durst vergingen regelmässig, da einfach überall eine dicke schickt staub haftete und diese zu essen oder zu trinken, darauf hatten wir wirklich keine lust. zudem hatte ich alles viel bunter, viel dekorierter in erinnerung – aber irgendwie war auf der ganzen insel kaum deko wie früher, sondern nur überall staub. die zelte im wald waren alle graubraun eingefärbt, die böden waren ausgedörrt und ich war enttäuscht. enttäuscht, weil meine erwartungen an das festival vielleicht zu hoch waren.
irgendwann waren wir wieder zurück bei den hauptbühnen und bereit für den auftritt von „inhaler“ im zelt. das zelt war richtig voll und als „inhaler“ die bühne stürmten, klang das ganze trotzdem irgendwie ein bisschen leer, irgendwie blechern. ich konnte den gig der irischen gruppe trotzdem sehr genießen, da sie wirklich alle meine lieblingslieder durch die boxen jagten. ich fühlte die songs so sehr, weil ich sie so oft gehört hatte. meine welt war wieder in ordnung!
nach dem konzert von „inhaler“ schwebte ich wie auf wolken – ich war so glücklich und voller vorfreude auf das weitere programm. vielleicht war das nicht so ein optimaler ausgangspunkt: meine erwartungen steigerten sich in meinem euphorischen zustand immer mehr. als wir schließlich vor der größten bühne auf dem sziget festival standen und den liedern von „holly humberstone“ lauschten, verflog mein freudentaumel immer mehr. zu zweit versuchten sie die riesengroße menschenmenge zu begeistern aber gingen fast ein bisschen unter. ich erinnere mich an sehr viel gequatsche während den ruhigen songs, erst als sie ein bisschen mehr an lautstärke zulegte und das gequatsche übertönte, bemerkten die leute, dass sie ruhig ein bisschen abgehen könnten.
ganz viele leute strömten schon während dem auftritt von „holly humberstone“ zur größten bühne. alle anwesenden wollten sich scheinbar einen guten platz für den hauptact des abends sichern – verständlich. durch die ständige bewegung auf dem staubigen boden wurde aber der staub massiv aufgewirbelt – irgendwann war es schon fast nebelig. in kombination mit der einsetzenden dunkelheit und gefühlt millionen lichterketten, war das schon eine eigenartige stimmung. romantik in der wüste oder so.
und dann ging es los: die „arctic monkeys“ stürmten die bühne, schossen uns gleich mal ein paar alte hits entgegen und wir? wir wurden im zuschauerbereich fast erdrückt. es war so unglaublich eng, und alle anwesenden waren so riesengroß. die hits animierten das publikum die arme in die lüfte zu schmeissen und dann war mir endgültig bewusst, dass ich die „arctic monkeys“ an diesem abend nicht mehr sehen sondern nur mehr hören würde. meine einzige möglichkeit die gruppe visuell wahrzunehmen war das handy-display, aber das wäre auf dauer auch zu anstrengend – für mich aber auch für alle rund um mich herum.
der restliche abend war dann so: ich „tänzelte“ (soweit das überhaupt möglich war) inmitten einer riesengroßen menschenmenge in einem superengen radius zu alten und neuen arctic-monkey-hits herum, die mich aber alle nicht so wirklich erreichen wollten (vielleicht wegen der umstände?). ich hatte mittlerweile meine maske aufgesetzt weil der staub immer unerträglicher wurde und weinte innerlich ein bisschen, weil ich 100 euro für drei bands ausgegeben habe, von denen ich nur eine richtig gesehen, gehört und gefeiert habe. natürlich, man sollte am besten so wenig erwartungen wie möglich haben und die gegebenheiten einfach akzeptieren, aber ich jage ihnen halt doch gern nach, den perfekten konzerterlebnissen.
irgendwann hielt ich es für eine gute idee, meine festivalcrew zu bitten, weiter nach hinten zu gehen in der hoffnung dann nicht nur viele rücken, sondern auch mal die bühne zu sehen. aber das funktionierte nicht – wir waren irgendwann weiter hinten, weiter weg von der bühne, aber dort war es genauso eng und die leute genauso groß wie am vorherigen platz. es hatte sich also nichts geändert, ausser dass wir weiter weg waren.
und irgendwann war das konzert vorbei, wir machten uns auf den weg zu unserem apartment und wir waren alle ein bisschen ernüchtert. wir hatten uns das ganze viel bunter, viel gemütlicher und temperaturtechnisch ein bisschen angenehmer vorgestellt. es war dann am ende doch ein teurer und anstrengender tagesausflug.
was ich daraus gelernt habe? nicht mehr für ein paar wenige bands ein festival besuchen. und vor allem nicht mehr nur für die arctic monkeys irgendwo hinfahren, die ihre besten zeiten wirklich schon hinter sich haben. ein festival ist besser, wenn man sich treiben lassen kann und keine fixen punkte hat. dann sind die überraschungen umso größer, die sich am ende vielleicht sogar in perfekte konzerterlebnisse verwandeln.