„franz ferdinand“ spielten wahrscheinlich ein unfassbar schönes nostalgie-konzert im open air areal der arena – aber manchmal kann man die schönheit eines konzerts nicht wahrnehmen…

es hätte ein unbeschwerter, nostalgischer konzertabend im open air areal der arena werden sollen mit der 00er-jahre-indie-party-band „franz ferdinand“. aber kurz bevor der abend begann, änderte sich alles. für immer. kurz nach 17 uhr erreichte mich ein anruf. der anruf überbrachte eine todesnachricht und ich verstand gar nichts mehr. alles fühlte sich plötzlich falsch und schwer und grau an. ich lief im kreis, konnte nicht klar denken. was ist nur passiert, was sollte ich nun tun?

wie verhält man sich wenn eine nahestehende person gerade gestorben ist? was darf man und was darf man nicht? ich hatte mich so auf dieses konzert gefreut und nun fühlte sich alles komplett falsch an. es fühlte sich sinnlos an alleine zuhause zu sitzen und zu weinen, denn ich würde früher oder später nur in gedankenspiralen abdriften, es fühlte sich aber auch überhaupt nicht richtig an in die arena zu pilgern und zwischen lauter glücklichen menschen zu verweilen und zu weinen. und was sollte ich dort denn fühlen? konnte ich überhaupt noch fühlen? alles war irgendwie taub.

nach langem hin und her beschloss ich dann doch die arena aufzusuchen. ich ging zu fuss hin, ich brauchte die frische, kalte luft. als ich ankam traf ich zufälligerweise meine cousine. ich brach in tränen aus. sie umarmte mich und ich erzählte ihr alles was ich bis zu dem zeitpunkt wusste. wenn ich schon vor konzertbeginn so aufgelöst war, wie sollte ich das denn einen gesamten abend durchhalten? ich hoffte auf musikalische ablenkung. auf ein kurzfristiges fliehen vor den vollendeten tatsachen. ich war so unendlich traurig.

soweit ich mich erinnere gab es eine vorband – aber mehr weiß ich nicht mehr. vielleicht war ich währenddessen beim merchandise, an der bar oder sonst wo, aber ich war mit meiner aufmerksamkeit definitiv nicht beim bühnengeschehen. erst später, als „franz ferdinand“ die bühne stürmten, merkte ich wo ich eigentlich war. ich war als fotografin dort, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. ich konnte nichts sehen vor lauter tränen und die kamera war tausendmal schwerer als sonst. es war alles ganz seltsam.

seltsam war auch der weitere verlauf des konzerts. ich konnte der musik überhaupt nicht folgen. ich hörte irgendwie nichts, ich fühlte nichts, ich hatte nur die ganze zeit den eindruck, ein riesengroßer, fast undurchsichtiger grauer schleier lag über mir, der mich abschirmte vor dem ganzen universum. ich filmte ein paar wenige refrains, mein gedanke war, dass ich vielleicht zu einem späteren zeitpunkt etwas „hören“ konnte.

es wurde immer kälter. die lichter auf der bühne flimmerten wie wild, ganz weit weg war ein geräusch. aber nichts drang wirklich zu mir. nur die kälte, die schwere. und die graue farbe. alles rund um mich herum war grau. tiefgrau. immer wieder weinte ich, immer wieder kamen die gedanken, dass das alles nicht wahr sein konnte. und immer wieder erreichten mich zweifel – sollte ich lieber heimgehen? hat das alles einen sinn? aber was sollte ich zuhause machen? ich konnte gerade nichts tun, ich konnte nur daran denken, dass das alles ein schlimmer traum sein musste.

irgendwann war das konzert vorbei. und ich hatte das gefühl, dass ich gar nicht dort war. ich machte mich zu fuss auf den heimweg und rief eine freundin an. ich weinte wieder. ich weinte so laut in die finsteren strassen von wien. und irgendwann war ich zuhause. der abend, der gesamte tag, alles hätte anders sein sollen.

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