downers & milk spielten im juni zwei sitzkonzerte an zwei tagen in der fluc wanne – ein kompromiss, gepaart mit unsicherheit aber auch sehr vielen schönen momenten.

was das konzertjahr 2021 ausmacht? das ewige hin und her überlegen, ob man wirklich zu einem konzert gehen soll, ob das konzert wirklich stattfindet, ob man sich wirklich sicher fühlt und fühlen kann, ob sich der weg und preis auszahlt für das dargebotene – und im endeffekt entscheidet man sich immer erst kurz davor dafür oder dagegen. planungssicherheit ist auf beiden seiten einfach nicht (mehr) gegeben. doof für veranstalter, doof für besucher, doof für alle. aber einfach tatsache. im juni hatte ich mich also kurz vorher für das konzert von „downers & milk“ entschieden, weil ich so gute erinnerungen an ihren blue-bird-festival-auftritt hatte.

zuerst war ich verwundert aber auch heilfroh, dass die 3g-kontrolle so genau durchgeführt wurde (inklusive ausweiskontrolle). aber ebenso war ich verwundert, dass mir keiner so genau sagen konnte, wann der gig los geht: die planungs-un-sicherheit hatte sich (auch) im bereich stage-times nicht gebessert, eher im gegenteil. aber irgendwann stolperte ich dann runter in die unterführung, in die sogenannte fluc wanne, und platzierte mich gleich in die erste reihe um keine störenden köpfe vor mir zu haben. ich saß die ganze zeit mit maske im raum und hatte nicht vor sie abzunehmen, weil ich das irgendwie angebrachter und sicherer fand. nun ja – es trudelten immer mehr leute ein und jeder nahm die maske ab, weil das nun eben auch erlaubt war, und mein unbehagen wuchs und wuchs. eventuell nicht die besten voraussetzungen für einen konzertgenuss.

irgendwann kamen „downers & milk“ dann endlich auf die bühne und meine erwartungen waren groß: in goldenes licht getränkt blickten sie mit ernsten, konzentrierten mienen ins publikum, packten ihre düsteren lieder aus und sangen inbrünstig in die mikrofone. es war schon sehr toll: die instrumente verschmelzten regelreicht ineinander, sie ergaben gemeinsam etwas großes, festliches, immer mit einem charakteristischen morbiden unterton. das war schön und den erwartungen gerecht.

je weiter das konzert fortschritt, desto mehr wollte ich mich fallen lassen und in das konzert regelrecht eintauchen. aber irgendwas spießte sich, irgendwas war nicht wirklich smooth in meinen kopf. war es die tatsache, dass ich die einzige mit maske war und mir ein bisschen blöd vorkam? war es die tatsache, dass meine brillengläser ständig beschlugen und mein fallen-lassen im wahrsten sinne des wortes trübten? oder war es tatsächlich das konzert an sich, das doch nicht meinen erwartungen gerecht wurde? ich weiß, dass ich so begeistert war nach dem blue bird festival, dass ich am liebsten sämtlichen downers & milk merch gekauft hätte. aber diesmal konnte ich es nicht fühlen, diesmal war es nicht so, wie ich es in erinnerng hatte.

ich liebte alle instrumentalen teile; die musikalische ausrichtung, der folk noir wie er genannt wird, war also nicht mein problem. im gegenteil: ich liebte jedes instrument, sogar die geige! alles fügte sich wunderbar zusammen, alles klang harmonisch… aber dann tauchte mein problem auf: die stimmen. also nicht alle stimmen, und auch nicht immer, aber manchmal war da ein schiefer ton. und ich wollte ihn überhören, ich wollte mir das ganze konzert, die ganze umgebung, „schön denken“ und ausschmücken und dinge, die mir nicht gefielen, einfach überhören oder wegdenken. aber die schiefen töne gruben sich immer wieder in meine ohren und ich war traurig, weil ich „downers & milk“ so ins herz geschlossen hatte und mein persönliches herumgespieße mir so gar nicht in mein konzept passte.

ich kämpfte innerlich gegen mich selbst. ich war wütend auf mich, atmete tief aus und ärgerte mich daraufhin weil die brillengläser schon wieder beschlugen und mir unter der maske heiß war. und es nervte mich, weil ich die maske ja abnehmen hätte können, aber ich dann eben wieder unsicherer gewesen wäre, und diese unsicherheit die war fast unerträglich. und dann war da ja auch noch dieser eine schiefe ton, den ich nicht überhören konnte. ich liebte viele momente, und viele kleinigkeiten und viele stellen in songs während dem konzert. aber dieser eine schiefe ton machte mir alles zunichte – in kombination mit meiner maskensituation.

und so saß ich auf nadeln, in der hoffnung, mein kopf und meine seele würden irgendwann ankommen in diesem flowzustand des konertgenusses. aber ich hatte es mir offensichtlich selbst verkackt mit meiner unsicherheit, meiner unzufriedenheit und meinem kleinlichen dasein. ja, ganz viele andere menschen haben diesen ton nicht bemerkt, ganz viele menschen applaudierten und feierten den auftritt extrem, weil er sehr gut und sehr schön war. nur ich sah das einfach nicht, weil ich wahrscheinlich zum x-ten mal die brillengläser putzte.

später begab sich die band „zinn“ dann noch auf die bühne aber ich will ehrlich sein: sie trafen so gar nicht meinen geschmack und ich musste den auftritt auch noch vor ende verlassen. manchmal soll es einfach nicht sein – und unsicherheit ist auf konzerten ein schlechter begleiter.

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