tief luft holen und dann untertauchen – so fühlte sich dieses letzte konzert im jahr 2020 an. „wet spinach“ bescherten uns jedenfalls einen schönen abschluss mit ihrem arena beisl open air.
es war wahrscheinlich der letzte warme tag im jahr. ich hing bei freund_innen im skatepark st. marx ab und machte mich dann etwas später auf den weg zur quasi benachbarten arena um den letzten happen livemusik zu konsumieren. dieses „etwas später“ war aber – übermotiviert wie ich bin – dennoch zu früh, denn ich war noch vor der band da. nun ja – eine halbe ewigkeit später kamen meine freund_innen vom skatepark nach und auch die band war irgendwann anwesend und bereit für die bühne.
in mir brodelte bereits weltuntergangsstimmung und ein bisschen panik – würden denn die besucher alle sitzen bleiben und abstand halten oder, trotz steigender infektionszahlen, aufstehen und sich zusammenkuscheln? naja – all diese negativen gefühle ausblenden lautete die devise – und auf „wet spinach“ konzentrieren! vor 10 jahren hatte ich einen oder mehrere bandmitglieder auf einem festival kennengelernt, konnte mich aber nicht mehr an gesichter sondern nur noch den bandnamen erinnern. bei einem gig ein jahrzehnt später würde mir ja sicher wieder alles einfallen, dachte ich. hahahaha. war natürlich nicht so, aber trotzdem war es fein, endlich mal ein livekonzert zum im-kopf-herumschwirrenden-bandnamen zu haben.
„wet spinach“ wirkten ein bisschen wie erwachsene, die nicht älter werden wollten. klamotten aus den nuller-jahren und ein heavyrock-based punk sound (den ausdruck hab ich aus dem internet gestohlen, aber er ist so passend) aus den 90er-jahren. oder sagen wir ehrlicherweise so: ich bin einfach alt geworden, kann damit nicht umgehen und projiziere mein altersproblem auf das auftreten sämtlicher ü30-menschen. wie auch immer – ich hab mich ein bisschen in eine andere zeit versetzt gefühlt, nämlich in jene, als ich noch täglich nietengürtel als modisches must-have anhatte. folgedessen fühlten sich die lauten gitarren von wet spinach ein bisschen wie nachhause-kommen an. vertrauter, roher gitarrenkrach in der hightech-zukunft. was gibt es besseres?
dass bei der schwungvollen mukke niemand ruhig sitzen bleiben konnte war eigentlich eh klar: irgendwann standen sowieso alle leute auf, irgendwann pogten ein paar menschen mit abstand, und irgendwann stellte ich mich etwas mehr auf die seite, weil alt, laut und ich hatte dank geringer körpergröße ein sichtproblem. ich genoss es den tanzenden, gröhlenden und vielleicht auch schon etwas betrunkenen menschen zuzusehen, wie sie es feierten, dass wet spinach ihr abendprogramm war. ich sah soviel freude, soviel hingabe in den gesichtern und das gab wiederum mir ein gutes gefühl. die menschheit hatte noch nicht verlernt glücklich zu sein (zumindest im ersten drittel der pandemie).
und auch in mir sammelte sich immer mehr glück an. umgeben von den freund_innen aus dem skatepark in der lieblingslocation arena bei guter alter heavyrock-based punk-musik (inklusive heimat-gefühle) mitnicken und an einem getränk nippen – selten war mir mehr bewusst, dass es wahrscheinlich das letzte mal für längere zeit sein würde, dieses glück nicht mehr zu erfahren. ich wollte die zeit anhalten, aber es funktionierte nicht – irgendwann kam der letzte song und wet spinach verabschiedeten sich und mit ihnen auch meine konzertsaison 2020.