zwischen eintöniger stockmusik und vielfältiger konzertgestaltung: der abend mit „bayonne“ und „syml“ in der grellen forelle hatte alles in petto.
der abend begann schwierig: nicht nur, dass mein freund und ich uns ziemlich viel koffein reinschütteten um halbwegs aufnahmefähig zu bleiben, es war vor allem die grelle forelle, die uns unbehagen bescherte. denn dieser club ist nicht immer der beste austragungsort für konzerte, vor allem was die sicht angeht.
wir waren extra früh vor ort, und trotzdem war da ein zweimeter-riese in der ersten reihe, der mein sichtfeld erheblich einschränkte. also war maximale verrenkung die devise. als „bayonne“ auf die bühne kam, seinen kopfhörer aufsetzte und auf den boden starrte, und ich nur mit großer mühe etwas von ihm zu sehen bekam, war ich schon ein bisschen verärgert. zum glück wechselte er aber irgendwann auf meine seite, denn da stand ein keyboard, welches er bediente um seine eigenwillige musik durch die boxen zu jagen.
eigenwillig deswegen, weil ich im zwiespalt war: einerseits klang sein schaffen hymnisch, fröhlich und sehr eingängig, andererseits hatte ich sehr oft das gefühl, mit stockmusik (lizenzfreie hintergrundmukke für mittelmäßige reise-youtube-videos zum beispiel) beschallt zu werden. die tatsache, dass er sehr in sich gekehrt war während seiner performance und die kopfhörer irgendwie an aufnahmestudio statt konzert erinnerten, machten das feeling auch nicht gerade besser. vielleicht muss er das noch üben, mit dem live auftreten, aber sonst war die aufwärmrunde mit bayonne schon ganz nett.
als „syml“ die bühne betrat war ich zunächst auch nicht sonderlich angetan. ähnlich wie kollege bayonne hatte er einige songs im repertoire, die wie künstlich hergestellte tonabfolgen klangen. aber das änderte sich zum glück sehr bald – denn als er die gitarre auspackte und eine sehr herzerwärmende und einprägsame ballade zum besten gab, wusste ich, dass er doch was drauf hatte. aber ehrlich gesagt war es gar nicht unbedingt seine musik, die mich mit der zeit immer mehr beeindruckte, es war seine art ein konzert zu gestalten, die mich ein bisschen sprachlos machte.
syml hatte nicht nur die üblichen anekdoten auf lager, er bevorzugte lieber ein frage-antwort-spiel. seine besucher, die aufmerksam und völlig still waren, durften fragen stellen, die er beantwortete. und er beantwortete diese in langen ausführungen, wie wenn man ein interview im fernsehen anschauen würde. er nahm sich zeit, auf die fragen einzugehen, auf sein publikum einzugehen, und dadurch entstand etwas sehr einzigartiges, freundschaftliches. die distanz war plötzlich nicht mehr da, er war bedacht darauf, auf augenhöhe (im sprichwörtlichen sinn) mit den anwesenden zu kommunizieren. und das imponierte mir sehr.
das konzert fühlte sich nicht mehr nur wie ein konzert an, es fühlte sich so an, als hätte man auch einen neuen menschen kennengelernt. es war als wäre man in ein „gespräch“ verwickelt gewesen, obwohl man nur gelauscht hat. dazu brachte er einem auch noch die geschichten und hintergründe zu einzelnen songs näher, und zack war man gefangen. die songs waren nun nicht nur seine eigenen, die songs gehörten uns alle. wir mussten sie nun auch kaufen, um sie für immer zu besitzen. zumindest vermittelte er das irgendwie, in einer sehr netten und unaufdringlichen art und weise.
ich hatte nicht erwartet, dass syml tatsächlich über soviele unterschiedliche und eingängige lieder verfügt. die abwechslung sorgte für einen schönen spannungsbogen und die hits, die darunter versteckt waren, sorgten für herzklopfen und zitternde videoaufnahmen mit dem handy. ich persönlich fand es ausserdem toll, dass er nicht nur auf der gitarre klimperte, sondern auch das keyboard beherrschte. vielfalt ist super und positionswechsel auf der bühne bringen viel schwung in die sache. ja, tatsächlich wurde das anfängliche nay zu einem yay und ich war wirklich froh, bei diesem sehr schönen auftritt dabei gewesen zu sein. hoffentlich bis bald, lieber syml, ich freue mich jetzt schon auf das nächste konzert sowie die nächste fragestunde!
by the way, falls sich wer gefragt hat: der zweimeter-riese in der ersten reihe rückte später ein bisschen zur seite, und so war ich plötzlich auch ganz vorne und konnte doch noch mehr von den konzerten sehen, als befürchtet.