der erste abend auf dem „bbc 6 music festival“ bewegte sich eher im schwermütigen bereich – und trotzdem hinterließen die künstler schöne und helle momente.

früh am morgen machten wir uns auf den weg zum bahnhof, um den zug nach von london nach liverpool zu erwischen. das stellte kein problem dar. erst als wir mittags in liverpool ankamen und uns erst mal zurecht finden mussten, begannen ein paar schwierigkeiten aufzuploppen. das bussystem zum beispiel, stimmte mit den angaben von google maps überhaupt nicht überein, deswegen entschieden wir uns das gute alte uber zu benutzen, um unsere unterkunft etwas ausserhalb zu erreichen.

tatsächlich schafften wir es etwas später mit dem bus ins uni-viertel zu fahren. denn dort war die mountford hall beheimatet und dort sollte auch das bbc 6 music festival über die bühne gehen. bevor uns aber dem musikalischen treiben hingeben wollten, mussten wir noch etwas essen. nicht allzu weit entfernt befand sie die free state kitchen mit super leckeren essen und einem superschönen gastgarten – falls jemand von euch also mal in liverpool sein sollte… da kann man hingehen!

kurz vor einlass waren wir dann wieder vor der mountford hall – oder besser gesagt, wir dachten dass wir davor stehen. in wirklichkeit waren wir auf der rückseite und mussten schließlich ums gebäude laufen um den richtigen eingang zu finden. viel los war nicht, den menschenmassen folgen war also diesmal keine option. als wir schließlich drin waren, stellten wir nach einem kurzen temperatur-check fest, dass wir diesmal nicht unsere jacken abgeben wollten. es war eisig kalt in der konzerthalle, die mehr an einen amerikanischen schulball erinnerte, als an eine veranstaltungshalle für konzerte.

und schließlich war es dann so weit: der erste künstler des abends schlich sich auf die bühne. es war „bill ryder-jones“ aus west kirby, nicht weit von liverpool entfernt. schon im vorfeld hatte ich einige videos von ihm gesehen und festgestellt, dass er immer einen sehr traurigen gesichtsausdruck an den tag legte, wie als wenn er gleich zu weinen beginnen würde. auch bei seinem auftritt in der mountford hall wirkte er traurig – dennoch war es genau diese melancholische grundstimmung, die seinen ruhigen, sanften songs etwas sehr andächtiges verlieh. so andächtig, dass sich so gut wie niemand etwas sagen traute, sondern alle aufmerksam seinen liedern lauschten.

zur abwechslung war es dann aber sein humor, der der andächtigkeit noch genügend gelegenheiten zum lachen beimengte. diese mischung, und die unterstützende streicherin auf der bühne, machen das konzert zu etwas sehr besonderen. und: schöner hätte bill ryder-jones nicht performen können (hier gibt es einen mitschnitt).

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einer der hauptgründe die reise nach liverpool anzutreten war die nächste künstlerin elena tonra mit ihrem neuen projekt „ex:re„. schon von ihrer band „daughter“ war ich fan, deswegen war ich auch auf ihre neuen musikalischen machenschaften sehr gespannt. und: ich wurde nicht enttäuscht. ihre sympathische art und ihr freudiges lächeln machten ihre düstere elektro-indie-folk-musik zugänglicher als gedacht, die freude am musizieren zeigte nicht nur sie, sondern auch ihre mitmusikerinnen und mitmusiker. immer wieder auch lächelten sie sich gegenseitig an, sie genossen es, an diesem abend auf der bühne zu stehen. diese freude als zuseher ebenfalls vermittelt zu bekommen, war wie eine herzliche umarmung. alles war gut in diesem moment, alles war schön, sorgen existierten nicht.

ich war auch erstaunt wie aufmerksam alle um mich herum waren, wie nach den songs immer gejubelt wurde, und wie aufgehoben sich elena tonra und ihre bandkollegen gefühlt haben müssen. alles war im einklang, und ich wollte dass dieser zustand nie wieder aufhören würde. aber das set war nicht lange, schon bald musste sich die band wieder verabschieden, mit großen, liebevollen dankesworten. mir wurde ganz warm ums herz: es war so schön ex:re beim musik machen zuzusehen.

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der dritte und letzte künstler war „john grant„. ehrlich gesagt, hatte ich zuvor nur wenig von ihm gehört, ich wusste also nicht wirklich was mich erwarten würde. seine erscheinung war jedenfalls sehr aussergewöhnlich. mit einem bemalten, glitzernden gesicht betrat er das bühnenparkett und präsentierte mal ruhige piano-nummern und dann wieder aufbauschende elektronische synth-musik-konstrukte. der ganze abend wirkte schon sehr dumpf und trüb, aber john grant setzte noch eines drauf. er verstand es noch viel bedrückendere stimmung zu erzeugen.

der kalte wind schlich sich ins gebäude, meine beine wurden schwer, und john grants stücke waren wie wuchtige steine auf meinem rücken. auch wenn das konzert nicht lang dauerte, entschieden wir uns, schon früher zu gehen. er sprach nicht mit dem publikum, sondern pumpte nur noch mehr negative energie in den raum und ich wollte mir das nicht mehr antun (eine kostprobe gibt es übrigens hier).

die nachhause-fahrt war dann übrigens auch nochmal eine herausforderung, dank dem etwas unübersichtlichen bussystem. geschafft haben wir es trotzdem irgendwie. dennoch hat sich der abend gelohnt, denn wann sieht man schon so großartige künstler in so kleinem rahmen, aus nächster nähe?

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johngrant

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