der auftritt von jan böhmermann ließ mich vergessen, dass ich die annahme hatte, die show wäre zum vergessen. hä, wie jetzt?

was ich von jan böhmermann an jenem mittwoch abend erwartet hatte? schlechte witze, schlechte songs, schlechte show. denn in neun von zehn fällen sind menschen, die eigentlich wegen etwas anderem berühmt sind, auf der musikalischen bühne absolut nicht sehenswert. dennoch war ich gespannt, ich konnte mir nämlich so gar nicht vorstellen, einen singenden böhmermann vor meiner nase zu haben.

es dauerte eine halbe ewigkeit, bis das bühnenparkett endlich gestürmt wurde. anfangs war es nur das rundfunk tanzorchester ehrenfeld, welches sich einen song lang warm spielte und somit schon ein ganz kleines bisschen vermuten ließ, dass der auftritt auf der pompösen bühne vielleicht doch ziemlich imposant werden könnte. als jan böhmermann schließlich in glitzerhose, pelzmantel und sonnenbrille vor das publikum trat, fühlte ich mich ertappt. alles, was ich mir vorstellte, unterstrich er mit seinem auftreten – es war ein bisschen als könne er gedanken lesen.

schon sehr früh, kurz nachdem ich mich mit meinem weißen spritzer angeschüttet und meinen platz sehr weit vorne mittig gefunden hatte, begann herr böhmermann sich dem land, in dem er zu gast war, zu widmen. ein politischer kommentar, der schließlich in tragisch-komischen liedern mündete, zugeschnitten auf die österreichische regierung, und mitten drin das herbert-kickl-lied als glänzender, erster höhepunkt. zu erwarten, dass es nicht politisch werden würde, wäre dumm gewesen. nach einem gemeinsamen „nazis raus“, ging böhmermann über zum nächsten prekären thema.

florentin will aka „der beefträger“, kam auf die bühne, und nach einem kurzen dialog wurde gemeinsam der song „die versandsoldaten“ gesungen. auch dieses stück war ein kleines highlight, denn vermutlich nutzt so gut wie jeder lieferdienste und hält dadurch dieses system am laufen. den persönlichen bezug herstellen, das kann böhmermann wie kein anderer. vielleicht war mir zu diesem zeitpunkt schon klar, dass dieser abend bereits mit dem prädikat „gelungen“ versehen werden konnte.

und so schlängelte sich der die show unterhaltsam weiter; das orchester rühmte sich mit wunderbaren instrumental-coverversionen zu „toxic“ (britney spears) und „you & me“ (disclosure) und brachte die menge zum tanzen. sehr gute (weitere) gastauftritte inklusive performances von florentin will und giulia becker standen ebenfalls an der tagesordnung, mit seitenhieben zu donald trump & co, und dann irgendwann, erschien böhmermann endlich im hoodie und rappte als „blasserdünnerjunge“. und das machte er wirklich erstaunlich gut. etwas später ging es dann in die zielgerade. das allergrößte highlight war natürlich „menschen, leben, tanzen, welt“. aber um es noch großartiger zu machen, ließ er einfach michael krammer von bilderbuch auf der bühne antanzen, um ein gitarrensolo zum besten zu geben. wahrscheinlich einer der wenigen unironischen momente während diesem konzert.

die kay-one-covers hätte er sich zugegeben schenken können, der zugabenteil, inklusive allen leuten auf der bühne, rundete dieses konzerterlebnis aber dann doch nochmal schön ab. festlich wurde er auftritt beendet, und sichtlich positiv überrascht ging die menschenmenge dann richtung ausgang. jan böhmermann mag sich zwar der satire im fernsehgeschäft verschrieben haben, aber auch im live-kontext funktionieren sein humor und die seichten songs ganz wunderbar.

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