es ist negativ behaftet und sollte eigentlich viel positivere assoziationen nach sich ziehen: das fan sein. warum es gut ist und warum wir alle viel mehr fan sein sollten. wenn ich an das wort „fan“ denke, denke ich immer zurück an die 90er jahre: an kreischende mädchen, an selbstgebastelte plakate, an auf-die-bühne-fliegende bh’s und stofftiere, an menschen, die es schlicht und einfach wohl ein bisschen übertreiben mit ihrer liebe zum künstler/zur künstlerin. ich denke beim wort „fan“ tatsächlich an menschen, die „zu fanatisch“ sind. aber ist fan sein wirklich so? ist es wirklich zum augen überdrehen, oder ist es in wirklichkeit etwas ganz besonderes? und überhaupt nicht schlimm sondern sogar wichtig? ich habe ausführlich darüber nachgedacht und 5 gründe gefunden, warum es super ist, ein fan zu sein. 1) fan sein gibt einem halt im leben dass fan sein einem halt gibt, ist nicht nur so dahin gesagt, nein, ich kann dazu sogar meine eigene geschichte erzählen. meine obsession zu musikgruppen begann im kindesalter. von der „kelly family“ war ich mitte der 90er für meine begriffe schon ein sehr großer fan. alle cds und videokassetten musste ich haben, sogar eine fahne hängte in meinem kinderzimmer. die singende familie vermittelte ein zusammengehörigkeitsgefühl und stellte für mich als kind – im nachhinein gesehen – einen großen halt dar. denn im alter von 9 jahren wurde ich unter anderem wegen meinem musikgeschmack gemobbt. ausgeschlossen aus der klassengemeinschaft. allein gelassen. viele nachhausewege von der schule wurden unter tränen bestritten und zuhause, zuhause wartete die musik, die mich glücklich machte. die musik war immer für mich da und fing mich auf, egal wieviele mitschüler gegen mich waren. laut mitsingen und zur musik tanzen befreite unendlich. fan sein hat mich quasi gerettet. fan sein hat mich stark gemacht. fan sein hat mich gelehrt, zu dem zu stehen, für das ich mich begeistere. mein fan sein zu verleugnen? das wollte ich nicht, denn das hätte meine eigene identität unterdrückt. 2) fan sein ist „identitässtiftend“ „kinder und jugendliche suchen vorbilder. sie stehen vor vielen entscheidungen und neuen erfahrungen, beginnen zu definieren, wer sie sind oder sein wollen. oft sind kids in einen popstar verliebt. so tasten sie sich aus sicherer entfernung an die liebe heran. dann gibt es jugendliche, die einen musiker zum vorbild haben und ihr idol imitieren, sei das in sachen mode oder weltanschauung. durch dieses imitieren machen teenager einen weiteren schritt richtung ich: ‚diese person gefällt mir, so will auch ich sein!“ – das und noch mehr stand in einem artikel des srf’s. und: es ist wirklich so. fan sein bedeutet sehr oft auch eine auseinandersetzung und weiterentwicklung der eigenen identität. auch mein fan-sein hat mich maßgeblich geprägt und zu dem gemacht, was ich heute bin. als ich mit 13 jahren zum konzert meiner zweiten obsession der band „echt“ gehen durfte, und sogar ein vip-pass samt treffen der lieblingsband inkludiert war, war es eigentlich um mich geschehen. ich begann mit dem schreiben, ich begann mit dem fotografieren, ich begann immer mehr konzerte zu besuchen und landete schließlich nach etwas mehr als 10 jahren in wien und gründete einen musikblog. das fan sein hat mich dem schreiben und der fotografie näher gebracht, das fan sein hat mir gezeigt, welche stärken ich habe. das fan sein hat zu meiner identität maßgeblich beigetragen. 3) es ist schön (und gesund!), sich für etwas begeistern zu können es ist so ziemlich eines der besten gefühle, die es gibt: das gefühl, wenn man sich für etwas begeistern kann. man fühlt sich glücklich, erfüllt, ja man schwebt vielleicht sogar ein bisschen wie auf wolken. ein kleiner rauschzustand, ein sehr gut-tuender und motivierender. fan sein ist nichts anderes als sich für etwas zu begeistern. und wenn man dann auch noch konzerte besucht, kann man sein leben um bis zu 10 jahre verlängern, laut einer studie von patrick fagan, lehrbeauftragter im fachgebiet „behavioural science“ an der goldsmiths university in london. 4) fans im publikum = bessere stimmung okay, dieser punkt schließt ein bisschen an den vorhergehenden an, aber es ist nun mal so: sind begeisterte fans im publikum, ist die stimmung soviel besser auf einem konzert. und wenn die stimmung gut ist, steckt das ja bekanntlich an! und wenn man gute laune hat, ist man glücklicher und in der folge wohl auch gesünder. und jetzt stelle man sich mal vor, wie es wäre, wenn es keine fans gäbe… keine gute stimmung und nur betrübte gesichter auf konzerten. nein, das wäre absolut nicht schön. das wäre furtchbar traurig und deprimierend. FIVA 5) durch’s fan sein lernt man leute kennen davon kann ich (nur) aus eigener erfahrung sprechen, bei mir war es einfach schon immer der fall: durchs fan sein lernte ich leute kennen. es begann im teenager-alter in fan-chatrooms auf diversen band-webseiten, woraus sich tatsächlich freundschaften entwickelten, bis hin zu den face-to-face-bekanntschaften auf konzerten, mit denen man während dem anstellen an der bar oder sonst wo ins gespräch kommt. und schließlich können daraus ganze liebesbeziehungen entstehen. und das alles nur, weil man fan einer band ist und zum beispiel deren konzert besucht. wie gut ist das denn. wer kann jetzt noch gründe finden, ‚kein‘ fan zu sein? *** falls ihr euch jetzt fragt, wie es zu diesem artikel kam: im rahmen des popfest-panels „der superfan“ musste ich mich ein bisschen damit auseinander setzen, was es bedeutet ein „fan“ zu sein. ein zusätzliches interview mit the gap über dieses thema, kurbelte meinen nachdenk-prozess weiter an. eine kurze nachlese zum talk gibt es hier. zu guter letzt: ich war immer schon fan und werde auch weiterhin fan sein, auch wenn ich keine dicken ordner mit zeitungsartikel von bands anfertige oder mir bandlogos tätowieren lasse. mein fan-sein hat sich im laufe der jahre verändert, mittlerweile ist es das platten kaufen, das konzerte besuchen und im besten fall gemeinsame fotos machen, das mein fan-dasein kennzeichnet. fan sein ist nicht peinlich oder übertrieben, fan sein ist wichtig und tut der seele gut.
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