michael patrick kelly kannte man früher vor allem als den entertainer „paddy kelly“, der in seiner singenden großfamilie hervorstach und mädchenherzen höher schlagen ließ. nach einer selbstfindungsphase im kloster ist er nun als solo-künstler zurück auf der bühne – ob er allerdings sein „musikalisches ich“ auch gefunden hat, konnte das konzert nicht wirklich beantworten…

in den 90ern kannte ich konzerte nur aus dem fernsehen. hysterie überall, plakate in der luft sowie fliegende stofftiere und bh’s – genau das war meine vorstellung von liveshows als ich ein kind war. als ich dann die ersten gigs besuchte war keines gemäß meinen ausgemalten gedanken – bis ich vor kurzem das gasometer betrat. die menschen sahen genau so aus, wie ich das damals vom fernsehen kannte, samt selbstgebastelter plakate. war das real, oder war ich irrtümlich in der zeit gereist?

die 90er haben angerufen, sie wollen ihr publikum zurück

bis die show startete verging mehr zeit als gedacht, aber die war auch bitter nötig um sich durch die menge zu kämpfen. manche gaben bereits zu beginn auf und setzten sich auf den boden in den wenig verfügbaren ecken. es war heiß in der halle, das warten anstrengend. und dann, irgendwann, ging es endlich los. ähnlich wie einige seiner anhänger, lag michael patrick kelly zu beginn seiner show auf dem boden und performte den ersten song liegend. ja, hey, warum auch nicht? „lazarus“ hieß die nummer, und bis auf ein paar bewegungen wie sie ein käfer auf dem rücken macht, passierte nicht allzu viel. oder habt ihr schon mal jemanden liegend tanzen gesehen?

beim zweiten lied stand er dann auf, inklusive rockstar-posen im scheinwerfer-licht. die hatte er drauf. das rocker-outfit dürfte von einer mode-kette stammen, so wirkte sie zumindest auf mich. rockstar also. samt lederjacke. das war also das neue image nach dem kloster-aufenthalt. und: warum auch nicht! jeder darf das sein, was er sein möchte.

einmal paddy, immer paddy

ich fand nicht so ganz rein in seine show, kenne ich doch keine seiner nummern wirklich gut. aber zum glück war da dieser winzig-kleine-kelly-family-teil. winzig klein deswegen, weil die damaligen hits nicht vollständig gespielt wurden, sondern als medley komprimiert und zusammengefasst wurden. ein paar sekunden „an angel“ in einer akustik-version, dann ein übergang zu „one more song“ und schließlich mündend in „one more freaking dollar“ (mein highlight). die euphorie war ohrenbetäubend, und dann endete der kleine ausflug in die vergangenheit auch ganz schnell wieder.

paddy kelly ist ja nicht mehr paddy kelly sondern michael patrick kelly, und michael patrick kelly ist kein kinderstar, sondern rockstar. „no fuzz no buzz back to rock’n’roll“ hieß das nächste stück, das das beweisen sollte. vielleicht wäre das auch gelungen, wäre er der immer gleichen schiene gefolgt, aber dann kam „ares qui“. „ares qui“ war nochmal ein ausflug in die vergangenheit und zwar in die spanische. flamenco-rhythmen ließen das rockstar-image wieder in vergessenheit geraten, und er war auf einen schlag wieder der paddy von früher. ich verließ die halle für kurze zeit, um draussen ein getränk zu kaufen und kurz eine freundin zu treffen. vielleicht war das nicht die schlechteste idee.

vom rockstar zum pop-poet

als ich wieder zurück kam, war er kein rockstar mehr. er war schnulzen-sänger, pop-poet, verweichlicht durch und durch. langgezogene versionen seiner songs machten es mir nicht einfach, durchzuhalten. dem publikum gefiel es, natürlich, aber ich konnte mit den seichten pop-liedern wenig anfangen. den höhepunkt erreichte dieser teil seiner show während einer cover-version, die er zum besten gab: „flüsterton“ von mark forster. urgh. ich weiß, es gab auch irgendeine tv-sendung namens „sing meinen song“ und hätte ich diese gesehen, wäre ich – vermutlich – natürlich auch ausgeflippt so wie alle anderen und hätte die vorherrschenden feelings alle verstanden. aber so stand ich ratlos auf der seite und starrte auf meine uhr. das konzert dauerte bereits eine ewigkeit und es war kein ende in sicht.

„happiness“, „id, „shake away“ – begeisterungsstürme im ganzen saal, und nur ich konnte es nicht fühlen. mittlerweile war sogar die band vorgerückt und mit aufmerksamkeit beschenkt worden. irgendwann war es mir dann genug: ich verstand weder die großartigkeit der songs, noch die ansagen des sängers (paddy: „frohen vatertag!“ – publikum: „neeeiiin!“) und die dauer des auftrittes war bereits über der zwei-stunden-marke. ich ging. ich verpasste zwar die zugaben und vielleicht noch (viele) weitere highlights, aber ich konnte nicht mehr.

nostalgie

am ende muss ich sagen: ja, ich war wohl fehl am platz und ging nur aus nostalgie-gründen zum konzert. und das war der fehler: man darf bei einem solo-projekt keine lieder von einem vorherigen band-projekt erwarten. man kann auch nicht erwarten, dass einem die neue richtung des solo-projekts aufgrund der person ansich gefallen wird, wenn man immer nur den output des band-projekts als ganzes gefeiert hat. wieder was gelernt und trotzdem war ich froh, dort gewesen zu sein. paddy, ah meine natürlich michael patrick einmal in der realität zu sehen, statt ihn nur vom bildschirm zu kennen, hatte schon was. und wenn es auch nur wegen der nostalgie war.

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