ein solider gig eines extravaganten künstlers, der einen von hohen erwartungen zurück auf den boden der realität holte: „ezra furman“ war anlässlich seines neuen albums „transangelic exodus“ in wien und lieferte leider nur mittelprächtig ab.

gefühlt jeder in meiner umgebung hatte ihn schon mal gesehen, gefühlt jeder schwärmte von seiner einzigartigen bühnenpräsenz und von seinen songs: ja, gefühlt jeder sprach von „ezra furman“ in höchsten tönen und nach vielen verpassten konzerten war ich froh, endlich einen auftritt des aus chicago stammenden künstlers besuchen zu können. ich malte mir aus, wie mich das konzert wegpusten würde, wie ich in der performance versinken würde und wie ich am ende des abends umhüllt von glück sein würde.

aber vorher musste das konzert erst mal starten. die wiener arena war überraschend gut gefüllt, mit so einem andrang hatte ich nicht gerechnet. trotzdem konnte man in den vorderen reihen locker stehen und das ließ mich auch auf angenehme fans schließen. überhaupt: alterstechnisch war die menge wirklich gut durchmischt, da hätte ich gut auch meine mama mitschleppen können. einen support-act gab es keinen, aber gute zwischendurch-musik. gegen 20:30 uhr hätte der gig starten sollen, von einem wirklichen konzertbeginn fehlte aber jede spur. langsam wurde ich ungeduldig, selbst ein plausch mit fremden leuten, die zufällig neben mir standen, ließ die zeit nicht weiter voranschreiten.

und dann wurde es dunkel, die runde leinwand im hintergrund wurde mit einem uhren-motiv beleuchtet und ezra, mit dem rücken zum publikum gewandt, begann mit den armen schlangenbewegungen nachzumachen. als er dann zur gitarre griff, seinen glitzernden rock präsentierte und ins mikro krähte, war ich zunächst baff: was für eine energie der hat! die gitarre wurde geschüttelt, und sein körper ebenso. meine songkenntnisse waren zugegeben kaum vorhanden und somit war alles was ich hörte, schöne 60ties-beeinflusste gitarren-musik mit ganz viel rock’n’roll in der stimme. was ich zunächst aber als „rock’n’roll in der stimme“ definierte, war im weiteren verlauf aber immer mehr ein kratziger, krächzender gesang. ich dachte eigentlich seine stimme wäre klarer, aber da sich die riffs immer noch abwechlungsreich präsentierten, hatte ich die hoffnung, dass sich auch seine stimme noch in eine melodiösere richtung wandeln würde.

fehlanzeige. ruppig ging es weiter und ich fragte mich, ob es vielleicht an meinem standort lag, dass ich alles so unangenehm und ein bisschen langweilig empfand. selbst sein ausuferndes herumtänzeln entertainte mich nur mäßig. ich beschloss nach hinten zu wandern und mir von dort „ein bild zu machen“. aber der sound, den seine band „the visions“ fabrizierte, wurde immer mieser und verwaschener und mit rock’n’roll hatte das nichts mehr zu tun. egal, wo ich mich befand, es wollte einfach nicht gut klingen. die zugegeben sympathischen ansagen („vienna feels like a second home!“ und „i’m glad you came!“) konnten das ganze auch irgendwie nicht mehr so wirklich retten.

dann kam der hit-block mit „love you so bad“, „take off your sunglasses“ (in einer akustik-version) und „restless year“, aber so ganz wollten diese songs nicht ins set passen. es war eher ein gefälliges die-leute-erwarten-es-also-spiele-ich-es-unterfangen und war kaum mit leidenschaft untermauert. aber einem großteil der anwesenden schien das egal gewesen zu sein, denn das ganze konzert war mit lautem applaus getragen worden. vielleicht auch ein bisschen deswegen, weil gerade in den hinteren reihen sehr laut getratscht wurde und die gewissensberuhigung mit jubelnden beifall einher ging.

am ende war ich enttäuscht: meine erwartungen waren so hoch, und irgendwie war alles, was ich wahrgenommen hatte, mittelmaß, vielleicht sogar unteres mittelmaß. menschen, die ich später kennenlernte, versicherten mir, dass sie ezra furman schon viel besser erlebt hatten („damals im radiokulturhaus war das viel schöner!“) und dass der auftritt in der arena wohl wirklich einer seiner schlechtesten war. zudem die immer plaudernden menschen, die einem sowieso schon die aufmerksamkeit raubten und das konzerterlebnis noch viel mehr schmälerten. vielleicht schau ich ihn mir irgendwann nochmal an, denn schlimmer kann’s ja nicht mehr werden…

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