ein konzert, das überraschte: zahlreiche mädchen mit dunkel geschminkten lippen fanden sich am donnerstag abend im wiener chelsea ein um der band der stunde, pale waves aus manchester, zuzujubeln.

ich war mehr als verwundert als ich mich samt meiner begleitung gegen halb 10 uhr abends durch das chelsea bereits boxen musste: soviele leute waren eine halbe stunde vor beginn schon anwesend und warteten auf ihre düsteren idole. schnell war mir klar, dass ich auch den dresscode komplett verabsäumt hatte: smokey eyes in einer extreme-version und schwarze lippen waren überall zu erkennen, da stach ich mit 0815-normalo-aussehen richtig aus der menge. nächstes mal unbedingt besser informieren notierte ich mir auf meinem imganiären notizzettel.

was man von einer band erwarten kann, die noch keinen einzigen tonträger herausgebracht hat aber dafür jede menge eingängige musikvideos? eigentlich viel. denn dank der zahlreichen videos, die allesamt ziemliche ohrwürmer sind, hat die englische gruppe schon von beginn an eigentlich nur hits in petto. ihre singles sind sowas wie filmteaser – bis man das große ganze in albumform dann käuflich erwerben kann, gibts noch einige trailer um den debüt-wurf ausreichend anzukündigen. eigentlich eine gar nicht so blöde taktik wie ich finde.

„pale waves“ starteten ihr konzert mit ihrem überdrüberhit „television romance“ und meine sorge, die mir sofort in den kopf schoss, war: hoffentlich verschießen sie ihr ganzes pulver nicht gleich beim ersten lied! heather baron-gracie, die dame mit den dunklen locken und dem dunklen gesicht an der front, gab einem aber sofort zu verstehen, dass sie sich langsam durchs set tasten. mit ähnlichen klängen und soundgeschwindigkeiten ging es weiter im programm, bis die sängerin kurz vor „my obsession“ ein paar takte sprach und den darauffolgenden song ankündigte. „you are my obsession!“ schrie jemand aus dem publikum, und baron-gracie musste ihre cooles face kurz durch ein lächeln tauschen.

kaum begonnen drifteten pale waves auch schon wieder in den endspurt: richtige abstufungen oder abwechslung war in den liedern zwar nicht vorhanden, aber dafür konstant mitreissende pop-tunes. der einfluss der produzenten von „the 1975“ war klar und deutlich zu hören, aber gestört hat das keinen, im gegenteil: ein weibliche version von the 1975 zu haben, ist doch auch fein! mit „new year’s eve“ und „there’s a honey“ beendeten sie den 40-minuten-gig und gingen ohne zugabe wieder von der bühne. der trost war später eine ausgiebige autogramm- und fotostunde am merchandise-stand.

alles in allem: die meisten der anwesenden waren sicher happy mit dem kurzen und schmerzlosen konzert und sind bestimmt zufrieden nach hause gegangen. und: ich denke auch, dass diese band noch überdimensional groß werden wird. sie treffen den (rebellischen) nerv der zeit (zumindest äußerlich) und klingen einfach gut mit ihrem leicht verwaschenen indie-pop-sound. ich persönlich bin aus der zielgruppe vielleicht schon ein bisschen rausgewachsen, aber wer weiß, was pale waves noch alles abliefern werden…

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Pale Waves, 2018

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