ein dunkler raum, ein ausgetüfteltes lichtkonzept, ein mann, ein synthesizer und ein klavier: „martin kohlstedt“ bespielte am freitag den berio-saal im wiener konzerthaus.

voller vorfreude ging es völlig übermüdet am freitag abend ins wiener konzerthaus. ich erwartete viel großartiges, weil ich im vorfeld auch viel großartiges über die performance von martin kohlstedt gehört hatte. aber in so schönem ambiente konnte es doch nur gut werden. oder doch nicht?

als ich den berio-saal betrat dachte ich nur „aua!“. nicht wegen dem saal ansich, es war der boden. der quietschende, laute boden, der sofort klar machte, dass man sich während dem auftritt besser nicht bewegen sollte. für mich als dauernd herumzappelnden menschen eine große aufgabe. denn das quietsch-level war so groß, dass auch bewegungen auf den stühlen besser nicht durchgeführt werden sollten. die sachlage für mich war also klar, aber wie würden alle anderen menschen das handhaben? würden die durchhalten? oder war meine experience durch andere menschen und deren zappel-drang sowieso schon verdammt?

das instrumental-spektakel startete. der deutsche pianist begann ganz zart die tasten zu bedienen, das licht wurde passend dazu eingesetzt. mal klimperte er am klavier, mal schmiss er elektronische klangwelten mittels dem synthesizer durch die boxen. groß, imposant und schon fast hätte man darin versinken können, in dieser audiovisuellen welt. dann öffnete sich die tür am hinteren ende des saales. ein mann schlich sich herein, offensichtlich war er zu spät. der dunkle berio-saal machte es ihm nicht leicht: er stolperte über die knarrenden holz-stiegen, machte einen höllenlärm und ich verfluchte ein weiteres mal die gegebenheiten am fußende.

und so ging es weiter. meine aufmerksamkeit war mehr bei den anwesenden und ihren hörbaren bewegungen, anstatt bei martin kohlstedt auf der bühne. auch seine erzählungen zwischendurch rückten in den hintergrund. er war zwar witzig und seltsam (er benennt seine songs immer nur nach drei buchstaben), aber viel witziger fand ich, wie immer wieder leute versuchten sich still davonzustehlen um die toilette aufzusuchen und jedes mal scheiterten. oder die dame neben mir, die ein handyfoto mit eingeschalteten blitz machte und somit den dunklen raum allein durch das led-licht erhellte und wahrscheinlich viele in ihrem musikalischen trance störte.

apropos musikalischer trance: ich war ja auch ein bisschen neidisch auf den herren eine reihe vor mir. mit wirren handbewegungen fühlte er die piano-elektro-musik richtig während ich einfach nur müdigkeit verspürte und mehrmals wegdöste und gleichzeitig hoffte, den knarrenden boden durch unkontrolliertes wegkippen nicht zu berühren. ich kämpfte. ich kämpfte wirklich. meine aufatem-momente waren die, als herr kohlstedt wieder etwas über seine drei-buchstaben-songs und deren verträglichkeit untereinander erzählte. während seiner geschichten war jedes quietschende geräusch zum glück nicht so störend und ein bequemes zurecht-rücken war möglich.

als das konzert von martin kohlstedt dann zu ende war, war ich heilfroh. nicht wegen seiner performance, die war schon gut so wie sie war, aber mein zustand und der boden des berio-saales waren einfach eine ganz schlechte kombination an jenem abend. ich hoffe ihn eventuell irgendwann in anderer umgebung zu gesicht zu bekommen, den boden des berio-saales will ich auf alle fälle bei ausgeprägter müdigkeit so schnell nicht mehr betreten. ich hoffe mir ist niemand böse, aber es ist ja allseits bekannt, dass diese abartige ehrlichkeit bei mir und meinen berichten ständig zum vorschein kommt. jetzt wisst ihr es wenigstens alle, wie ich zu fußböden stehe.

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