asgeir, das schüchterne ausnahmetalent aus island, war am dienstag in der arena und stand sich dabei leider die ganze zeit selbst im weg…

wir, die leser von konzertnachberichten, haben es nicht leicht: wir informieren uns, schüren erwartungen, hegen vorfreude und malen uns konzertabende nach einem positiven review bunt, kitschig, romantisch und unheimlich schön aus. wir, die mit den perfektesten vorstellungen dann auf den konzertbeginn warten und bereits bei minimalen bühnen-umbau-arbeiten zwischen vorband und hauptband dahinschmelzen, weil wir es kaum erwarten können, dass das passiert, was in unseren gedanken schon wie ein klarer film abläuft. genau so erging es mir, als ich freunden erzählte, dass ich mich schon so auf mein konzerthighlight des jahres freute. asgeir war in der stadt und endlich würde ich all meine melancholisch-hymnischen lieblingssongs live vor die nase geklatscht bekommen!

voller erwartungen und leicht hibbelig stand ich also da, als die musiker samt asgeir auf die noch wenig beleuchtete bühne traten. ganz ruhig und andächtig wurde mit dem song „hold“ gestartet. es war ein bisschen so wie in der kirche bei einer messe: still sein, zuhören, sich ein bisschen langweilen. aber war ja erst der anfang, würde sicher noch besser werden, sagte ich leise zu mir. er würde sicher gleich voll durchstarten und mir große hymnische klangfreuden bescheren!

aber dem war nicht so. schleppend ging es mit leichten, sanften tönen und dahinwimmernden gesängen weiter. der sänger fühlte sich nicht gerade wohl, soviele augen, soviele erwartungen auf sich gerichtet zu haben. zumindest war das mein eindruck. aber vielleicht würde er noch rauskommen aus seinem schneckenhaus, vielleicht ist das ja nur ein spiel und er überrascht bald mit einem musikalischen knall, dachte ich. das highlight bis dahin waren nur die leuchtröhren, die überall auf der bühne verstreut standen und somit doch mehr stimmung als gedacht erzeugten. aber das konnte die fadesse der songs leider nicht wett machen.

als „head in the snow“ ertönte wurde endlich mal das schlagzeug ordentlich bedient. ich hatte die hoffnung, dass das konzert nun endlich in die gänge kommen könnte, aber bereits beim darauffolgenden song hatte ich jeden optimisumus wieder verloren. die leute begannen lauter zu reden, was besonders zwischen den songs richtig negativ auffiel. aufmerksamkeit? die war quasi nicht mehr da. da konnte selbst der hit „king and cross“ nichts mehr richten, der auch nicht in erhoffter stärke daherkam.

meine allerletzte hoffnung war der song „going home“, der auch überraschenderweise ganz okay performt wurde. aber ich machte mich trotzdem auf den weg von der zweiten reihe bis ganz nach hinten und dann zur bar. schließlich ist während dem ganzen konzert nichts auf der bühne passiert, also würde auch während der zugaben nichts mehr passieren, dachte ich. vielleicht hatte ich da falsch gedacht: die zusatzsongs „stardust“ und „torrent“ schallten endlich groß und hymnisch durch die boxen, endlich hatte ich das gefühl, der gig würde mehr drive bekommen. wir waren nur schon am ende angelangt und zu retten war das messe-ähnliche, träge, dahinkriechende und schwunglose konzert leider nicht mehr. auch nicht damit, dass die band nach dem doch sehr lauten applaus minutenlang wie angewurzelt auf der bühne stehen blieb. zeitverschwendung, da hätte man leicht noch das nirvana-cover draufpacken können oder andere songs, statt versteinertem herumstehen.

ich war enttäuscht. und ein bisschen sauer. man konnte sehen, dass asgeir soviel potential haben würde, dass er einfach ein bisschen aus sich rausgehen müsste und das konzert soviel mehr mehrwert haben könnte. aber er stand sich selbst im weg, versteckte sich hinter einem synthesizer, den er kaum benutzte und hielt seinen kopf stets gesenkt. schade, einfach sehr schade. hoffentlich wird er irgendwann lockerer, hoffentlich spricht er irgendwann mehr zu seinem publikum, hoffentlich kann man irgendwann wirklich etwas bei seinem gig erleben…

asgeir9
Asgeir, 2017
asgeir8
asgeir13
Asgeir, 2017

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