im rahmen der „animals of the woods“-konzertreihe präsentiert die wiener agentur ink music in unregelmäßigen abständen aufstrebende künstler. am dienstag durfte man das live-debüt des mysteriösen „oberst stern“ begutachten.

zu spät (an)kommen ist im musikbusiness weit verbreitet und hat sich mittlerweile viel zu tief in meinem mindset verankert. das bedeutet, dass ich zunehmend gestresster werde, um verlorene zeit irgendwie noch aufholen zu können. in diesem gehetzten zustand (ich bin von der ubahn station bis zum lokal gelaufen) erreichte ich dienstag abend das b72 um im selben atemzug die beiden damen an der abendkassa zu fragen, ob ich denn schon etwas verpasst hatte. meine hetzerei war umsonst – ich war rechtzeitig da, konnte mir noch einen drink an der bar holen und mich dann auf den balkon gesellen und dem expertentalk zum thema „selbstvermarktung“ beiwohnen. so einen talk gibt es bei jedem „animals of the woods“-abend und dieser gestaltet sich immer äußerst informativ, deswegen auch der stress mit dem ankommen.

nach einer stunde input ging es dann einen stock weiter runter, zur bühne, auf der der geheimnisvolle „oberst stern“ auftreten würde. ich wusste nicht was mich erwarten würde, die identität des künstlers wurde im vorhinein nicht preisgegeben, auch musik gab es nicht wirklich zum vorab-höhren. das einzig verfügbare waren teaser-videos auf youtube, die so vielsagend wie wetterprognosen waren.

als der langhaarige herr mit weißem professor-mantel die bühne betrat, schossen mir hunderttausend comic-figur-assoziationen in den kopf. es ist schon seltsam wie das menschliche gehirn immer alles kategorisieren möchte. auch als die ersten töne erklangen, hörte mein hirn nicht auf, wilde verknüpfungen zu erstellen. synthie-elektronik mit schlagzeugbeat meets gehobenen falco-dialekt, flüsterte mir meine innere stimme. ob ich das gut fand, konnte ich zu diesem zeitpunkt noch nicht beantworten. ich ließ es mal wirken und mehr songs auf mich einprasseln.

was ich so noch nicht gesehen hatte, war die gitarre, die spielbereit auf der bühne stand und auch ab und an bespielt wurde, ohne sie wie üblich umzuhängen. das war das alleinstellungsmerkmal, das ich gesucht hatte. in der musik fand ich das nicht wirklich: der mix aus noch-modernen-elektronik-klängen und dialekt-lyrics des wanda- und bilderbuch-zeitalters war alles schon dagewesen, nur etwas neu zusammengewürfelt.

im letzten drittel gab ich dann auf: ich wurde musikalisch weder erfrischt noch berührt, berührt hat mich eher die erfrischende makava-flasche. nach verstummen der letzten töne stürzte ich wieder raus in die nacht und nachhause in mein wohlig warmes bett. sieht so aus, als werden sich meine wege so schnell nicht mit denen von oberst stern kreuzen. sorry, tut mir leid.

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