mit erschöpften knochen ging es bei bestem wetter ein letztes mal in den green park st. pölten um den finalen festivaltag gebührend zu feiern und zu verabschieden.

ob man wollte oder nicht: am letzten festivaltag steckte die müdigkeit in allen gliedmaßen. das menschenaufkommen war dank „mumford and sons“ größer als an den tagen zuvor, was die ganze angelegenheit natürlich noch anstrengender machte. aber: das ist jammern auf hohem niveau. man kann es auch positiv sehen: mehr leute bedeutet bessere stimmung während den konzerten und abends wird es nicht so schnell kalt, wenn man sich in das getümmel stürzt.

als ich mit meinen festivalgefährten ankam, war bereits eine große party im gange: „alan walker“ legte dance-tunes auf und sorgte für discostimmung am nachmittag. puh – ich war noch gar nicht richtig wach und – dem alter sei dank – es war nach meinem ermessen auch viel zu laut. deswegen lautete meine devise: erst mal zurückziehen, irgendwohin wo es ruhig war und aufwachen, ohne aufreibenden nznznz.

beim durchschauen des timetables musste ich schlucken: ja, am liebsten hätte ich mich zweigeteilt um auf beiden outdoor-stages immer anwesend sein zu können. aber gerade der letzte tag forderte entscheidungen am laufenden band von mir. und ich muss zugeben: ich hab mich für den einfachen weg entschieden, nämlich nur bei einer bühne zu bleiben. keine langen wanderungen, sondern einfach die space-stage belagern.

mein live-programm begann mit dem guten alten „samy deluxe„. seit einiger zeit schätze ich ihn und seine performance wieder sehr viel mehr, weil er keine unnötigen weiterentwicklungs-experimente macht sondern bei seiner setlist auf „feine oldschool-hip-hop-party“ setzt. neuere sachen wurden von ihm und seinem co-rapper zwar auch geboten, aber der fokus lag ganz klar auf best-of-samy-deluxe-songs. und das feierte die crowd zurecht!

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meine geschichte mit der nachfolgenden band will einfach kein happy end nehmen: ich sah die „white lies“ zum allerersten mal am fm4 frequency festival im jahre 2011 und fand sie so furchtbar, dass ich nach wenigen liedern weitergezogen bin. bei ihrem vergangenen konzert im november letzten jahres war ich nicht anwesend und nun, nun war ich endlich bereit ihnen eine neue chance zu geben und mich ihrer musik zu öffnen. aber bereits nach dem fünften song „farewell to the fairground“ (ein lied, das ich abgöttisch liebe!) musste ich mich leider von der bühne wegbewegen um eine freundin am parkplatz, ganz weit draussen, zu treffen. es soll einfach nicht sein.

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rechtzeitig zu „band of horses“ war ich wieder am festivalgelände – zum glück! jede einzelne sekunde, die ich verpasst hätte, hätte ich bereut. die gruppe betrat schon bestens gelaunt das bühnenparkett und steckte mit dieser fröhlichkeit regelrecht an. nicht sofort ansteckend fand ich die mixtur ihrer musikstile: manchmal drifteten sie schon sehr in den country ab, retteten sich aber immer wieder in stoner- und noise-konstrukte zurück. und zwischendrin durfte man immer wieder entschleunigung in form von sehr ruhigen musikteilen genießen.

der absolute höhepunkt ihrer show nannte sich allerdings „the funeral“: genau dieser song schaffte es, dass ich plötzlich das gefühl hatte, als würde die welt still stehen, als hätte jemand die zeit angehalten. es war mucksmäuschenstill, niemand wagte etwas zu sagen, während in wunderschön klagender manier der erste vers von diesem lied gesungen wurde. dieser ausdruck ist so abgedroschen und ausgelutscht, aber ich hatte zu jenem zeitpunkt wirklich gänsehaut. mit „no one’s gonna love you“ wurde noch eins draufgesetzt und ich wagte bereits nach ihrem auftritt zu behaupten, dass das mein absolutes tageshighlight war.

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wenn angespanntheit nachlässt, kommt es vor, dass man sich zunächst etwas neben der spur fühlt. ein bisschen verwirrt, durch den wind, nicht ganz da. so in etwa war das nach „band of horses“. ich hatte ja bereits „alles“ gesehen, das sagte mir zumindest mein musikverliebtes herz. aber da kam ja noch was! „flume“ zum beispiel, den ich erst vor wenigen wochen in amerika gesehen hatte. ich wusste also was mich erwartet: another boring dj-show.

wobei, so „boring“ war es dann eh nicht. immerhin war sein dj-pult durchsichtig und er hatte ein drum-pad mit, auf das der australische dj öfters mal eindrosch. aber grundsätzlich war es ähnlich wie bei „alan walker“: es war nicht mehr als ein bisschen disco im sonnenuntergang. steril und austauschbar – aber das war vielen egal. hauptsache der disclosure-hit „you & me“ ertönte irgendwann.

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was ich euch definitiv sagen kann: mit 6 euro auf der cashless-karte kann man sich kein richtiges essen kaufen. ich irrte herum, aber alles was nach anständiger mahlzeit aussah, kostete mindestens 7,90 euro. es blieben nur zwei möglichkeiten übrig: wieder pizza zu essen (keine leute und billig) oder kartoffeln in form von pommes bzw potato wedges zu konsumieren. ich lasse es offen, was es geworden ist, aber ich hab definitiv schon mal besseres festivalessen genossen. und überhaupt: warum müssen denn immer alle gleichzeitig hunger haben und gleichzeitig aufs klo müssen?

wie auch immer – wir waren bereits im endspurt, „mumford & sons„, die vor einigen jahren noch eine unscheinbare nachmittagsband auf diesem festival waren, durften sich den headliner-slot zuschreiben. sie haben sich quasi vom tellerwäscher zum millionär hinaufgearbeitet. dieses geld wurde auch gleich zu beginn ihres sets verpulvert in form von konfetti-kanonen. und wer mich kennt der weiß: ich liebe konfetti. insofern hatten sie sowieso schon gewonnen!

ebenfalls zu gewinnern machte sie die tatsache, dass sie gleich ziemlich am anfang „little lion man“ performten – die hitmaschine sehr früh anzuwerfen (vorausgesetzt eine band hat genügend hits) ist ein kluger schachzug. sie haben aber dann noch etwas sehr richtig gemacht: nämlich mein lieblingslied „white blank page“ rausgedonnert. was soll ich dazu noch sagen?

ich wanderte zwischendurch durch die menschenmassen, sah viele glückliche gesichter und landete schließlich auf dem red bull flightdeck. ein feuerzeug- (oder wahlweise handylicht)meer eröffnete sich mir. das war schön anzusehen. aber abseits von konfetti, lieblingsliedern und einem funkelnden publikum hatten sie noch ein weiteres ass im ärmel: den überdrüberhit „i will wait“.

ich war ein bisschen sprachlos – da war diese atmosphäre, irgendwo zwischen gartenfest und megaevent, der man sich nicht entziehen konnte. da war ein sound der einen packte und da waren diese feinheiten, die dieses headliner-konzert erst zu einem headliner-konzert machten. selbst wenn man noch unendlich viel hass in sich trug musste man sich eingestehen, dass diese band doch ganz gut war.

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last but not least wollte ich mich noch von „wiz khalifa“ überraschen lassen. und: die überraschung ist gelungen! mit joint betrat er die bühne und schlich wie eine raubkatze darauf umher. der typische, trap-lastige hip hop, der über das gelände schallte, war für das junge publikum bestimmt der perfekte abschluss des festivals. für ältere semester war der rapper aber eher etwas langweilig und inhaltslos.

nach kurzer zeit beschlossen ich und meine kompanen die heimreise anzutreten. verpassen konnten wir zu diesem zeitpunkt ohnehin nichts mehr, die höhepunkte – band of horses und mumford and sons – hatten wir ja bereits gesehen!

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