der dritte und letzte tag auf dem governors ball music festival war eigentlich nur ein best of altbekannter künstler. und bei best of’s gibt es bekanntermaßen nur highlights. genau so, mit jeder menge highlights, gestaltete sich auch der abschlusstag auf randalls island in new york city.
optimal wollte er nicht starten, dieser sonntag. mit regen und busverspätung wurde meine geduld auf die probe gestellt, ehe ich irgendwann dann doch auf der insel landete. irgendwie war aber mehr los als sonst, oder war ich gerade in das zeitfenster gerutscht, das scheinbar alle besucher zum ankommen nutzten? ich weiß es nicht. fakt ist, ich sah nur noch die letzten drei songs von „warpaint“ und das fand ich ein bisschen schade. aber die frauenpower-truppe imponierte mir auch so mehr als genug. ich musste gar nicht mehr hören, um fan zu werden!
mein kapuzen-hoodie war an diesem tag unerlässlich, denn er schützte mich vor kaltem wind und dem regen. meine wasserdichten schuhe trugen dazu bei, mich rundum wohl zu fühlen. es gibt eben kein schlechtes wetter, nur falsche kleidung. das ist die wahrheit!
apropos falsche kleidung: die hatten wohl einige anwesende an aber das war egal, denn diese menschen waren wiederum mit regenschirmen ausgestattet. genau, regenschirme. bei uns wäre das undenkbar, gelten diese gebilde ja meist als waffen. genauso wie bierdosen bei uns den status des „wurfgeschosses“ genießen und deswegen auch auf einem festivalgelände nichts zu suchen haben. in amerika ist das anders. bierdosen und regenschirme, soweit das auge reichte.
weiter im musikprogramm. „mac demarco“ wollte ich als nächstes sehen. das war der plan, der mal wieder über den haufen geworfen wurde. nachdem ich beim dritten lied immer noch langeweile verspürte, beschloss ich weiter zu ziehen. auf der main stage waren immerhin „royal blood“ und die hatte ich bisher auch noch nie (wissentlich) live gesehen.
und es war gut, dass ich den weg auf mich genommen hatte. das duo wirkte zwar anfangs ein bisschen verloren auf der überdimensional großen bühne, aber das was sie von sich gaben, war die lautstärke einer 10-köpfigen-band! roh und ungeschliffen, hart und kantig katapultierten sie riffs, schlagzeugbeats und eine messerscharfe stimme durch die boxen. der große massenauflauf blieb zwar aus, aber die, die da waren, waren royal blood verfallen. als sänger mike kerr dann auch noch einen stagedive hinlegte, war die sensation perfekt. das duo überzeugte auf ganzer linie.
nach royal blood huschte ich ganz geschwind wieder zur kleinen big-apple-stage. den gedanken hatte aber nicht nur ich. scheinbar alle festivalbesucher wollten die nächste band „franz ferdinand“ sehen. so menschenüberfüllt war es am gesamten wochenende noch nicht vor der zweitkleinsten bühne gewesen.
was ich erwartet hatte? eigentlich nicht viel. was ich bekam? hits hits hits! und das durchgehend. franz ferdinand waren eine indie-party-band ohne wenn und aber, ausnahmslos alle tanzten von der ersten sekunde an. gespickt mit witzigen ansagen und vielen animationen zum mitsingen, lieferte die band genau das, was die crowd bereits das ganze wochenende dringend brauchte: eine gitarrenband, die einfach gute laune macht!
ich dachte, dass franz ferdinand, was das feiern lassen anbelangt, nicht mehr zu toppen wären. aber da hatte ich falsch gedacht. ich und tausende andere menschen strömten zur main stage um „cage the elephant“ zu sehen. und was dann geschah, bescherte mir – ohne witz – durchgängige gänsehaut. denn als frontmann matt shultz loslegte, war das fast ein bisschen unglaublich. der schmächtige typ wirbelte so ausgelassen auf der bühne herum, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschieht. woher hatte der denn diese power? wie geht das? und warum kann er nebenbei trotzdem so unglaublich gut singen?
anfangs dachte ich, ich kenne höchstens drei songs, aber schon bald wusste ich: cage the elephant haben nur ohrwürmer und sie wurden mir bereits alle irgendwann schon mal in mein gehirn gepflanzt. mit „cold cold cold“ startete mein aha- und wow-moment, ging über in „trouble“ und „ain’t no rest for the wicked“ und mündete schließlich in „shake me down“ und „come a little closer“. ich war cage-the-elephant-infiziert und meine gedanken kreisten nur darum, wann ich zeit finden würde, diese ganzen hits auf platte zu kaufen.
irgendwann zog sich der werte herr sänger dann auch noch sein t-shirt aus. und schließlich landete er beim letzten song in der menge und ließ sich von der bühne bis zur technikinsel auf händen trägen. ich verspürte pure begeisterung. die energie auf der bühne, die zahlreichen, wirklich extrem guten songs, die sie vortrugen und der kontakt zum publikum… das alles machte aus ihnen eine band, die ich mehr als nur einmal live gesehen habe möchte! wow, wow, wow!
bevor ich das vergnügen hatte, die letzte band des abends zu begutachten, fand ich endlich den essensstand, bei dem das preis-leistungsverhältnis wirklich total stimmte. genau neben der mainstage war eine unscheinbare theke, die riesiges essen zum kleinen preis servierte. ich war glücklich. da ich noch zeit hatte, schlenderte ich zur subway-filiale um das wlan anzuzapfen und zwei typen beim jenga spielen zuzusehen. und dann machte ich mich auf den weg in die vorderen reihen, lernte zwischenzeitlich noch ein paar leute aus new york kennen, die zufällig in meiner strasse wohnten und mir mitfahrgelegenheit und noch mehr essen (diesmal eine süss-speise) anboten. ich fühlte mich wie im himmel.
als „tool“ dann starteten, merkte ich rasch, dass der platz vorne links ein ziemlich schlecht gewählter platz war. ich musste einen anderen platz suchen und meine neu gewonnenen freunde (und die mitfahrgelegenheit sowie das essen) zurück lassen. aber ich wollte tool so erleben, wie es eben gedacht war: in ihrer vollen pracht. dazu gehörte das volle spektrum der visuals und das sah man nur mit einem geraden blick auf die bühne.
normalerweise ist dieser düstere progressive-metal ja nicht unbedingt mein lieblingsgenre, aber im fall von tool war das gesamtkonzept einfach unglaublich fesselnd. so fesselnd, dass ich einfach nicht los kam, weil immer wieder visulas auf die bühne projiziert wurden, die so unfassbar verrückt waren, dass ich keine andere wahl hatte als zu bleiben. aber ihr ahnt es: kurz vor schluss trat ich aber dann doch glücklich und zufrieden den heimweg an.
abschließend kann ich sagen: wow! selten soviele gute konzerte auf einem einzigen festival gesehen. aber das leicht ausflippbare publikum trug seinen teil dazu bei, dass sich die performances nun nachhaltig in meinen kopf gefressen haben … euphorie und hysterie sind schließlich doch irgendwie die uhu-sticks für erinnerungen.