wie sind festivals in den vereinigten staaten von amerika eigentlich so? gibt es unterschiede zu europäischen großevents, ausser dass der ticketpreis von 350 dollar für drei tage unverschämt teuer ist? wienkonzert hat das governors ball music festival in new york besucht und die erlebnisse niedergeschrieben.
erster festivaltag: die sonne brannte vom himmel und schrie förmlich danach, den tag an der frischen luft zu verbringen. deswegen machte ich mich bereits zu mittag auf den weg zu randalls island um das erste highlight des tages nicht zu verpassen.
bevor das spektakel aber begann hieß es erst mal: stand in line! als ticketkäufer aus dem ausland hatte man ein sogenanntes „will call“ ticket und musste sich erst mal mit einem ausweis in der richtigen schlange anstellen. da das gesamte festival „cashless“ funktioniert (man kann entweder mit kreditkarte oder mit dem chip im festivalband bezahlen) waren probleme vorprogrammiert. so musste ich mich zweimal anstellen, weil mein chip im festivalband nicht richtig aktiviert wurde. aber als diese hürde geschafft war, war eigentlich alles super.
die nächste erfreuliche nachricht: man durfte eine leere flasche mit ins festivalgelände nehmen. durch die zahlreichen „free water“-stellen war man also nie durstig. perfekt bei den sommerlichen temperaturen. bevor ich mich aber weiter auf dem gelände umsah, ging es erst mal zur ersten stage, denn „roosevelt“ spielte gerade und das war somit der perfekteste start, den ich mir nur wünschen konnte.
es war zur mittagszeit, alle anwesenden waren in tanzlaune und roosevelt lieferte den perfekten, leicht beschwingten soundtrack dazu. in weißen gewändern, mit gitarren- und synthie-sound und der betörenden stimme wurden alle anwesenden überzeugt. good job!
ich schlenderte über den scheinbar frisch ausgelegten rollrasen und versuchte mich zu orientieren. vier bühnen, von denen jeweils zwei immer gleichzeitig bespielt wurden, zahlreiche bars, essensstände und eine subway-filiale (mit gratis wlan! thank god!) und eigene, abgesteckte bereiche für harten alkohol – so präsentierte sich das megafestival mit seinem angebot. der erste eindruck war durchwegs positiv.
ich kam an der bacardi stage vorbei und stolperte gerade in eine wilde show von „francis & the lights„. der elektronik-künstler spielte anfangs noch auf seinem synthesizer, ging aber dann doch zur reinen tanzperformance über. seine stimme war so enorm kräftig und poppig – so einen künstler mit so einem stimmorgan hatte ich nachmittags auf einem festival nicht erwartet. mal tanzte er lasziv, dann wieder eine choreographie. die leute waren ausser sich – durchgehende hysterie am hellichten tag, weil ein mann mit gegelten haaren und dunkler jacke herumtänzelte.
der große überhammer kam aber im letzten teil des sets: zuerst kletterte er auf das bühnengerüst und danach schlich sich chance the rapper auf die bühne um mit francis einen synchronen tanz sondergleichen abzuliefern. man kann sich nicht vorstellen, wie das publikum reagierte. durchgehende „oh my god“ schreie, die handys drauf gerichtet, noch mehr schreie, als wenn gott höchstpersönlich vor einem stehen würde. ich bekam ein bisschen gänsehaut. das war so arg was da abging.
als ich weiterging und „kehlani“ einen besuch abstatten wollte, schlief mir ein bisschen das gesicht ein. ich ging was essen, das war aufregender (schon allein wegen dem bezahlsystem).
das 7-dollar-pizzastück war leider kein kulinarisches highlight, aber der hunger war fürs erste besiegt. was aber ein highlight war, welches ich beobachtet habe während dem essenvorgang: die zahlreichen mädls in knappen outfits, die jede kunstinstallation als hintergrund für ihre aufreizenden fotos nutzten. da waren definitiv sehr viele menschen da, nur um ein paar neue instagram-fotos machen zu können. hach. schöne neue welt.
ich besuchte die honda-stage, denn „the strumbellas“ musizierten dort gerade. wie ein abklatsch von mumford & sons lieferten sie gartenfest-atmosphäre. familiärer folk der zum schunkeln einlud. und lustig waren sie auch. eine richtige nachmittags-festival-band.
danach ging ich wieder zur gegenüberliegenden stage, zur big-apple-stage. „charli xcx“ sprintete gerade im knappen outfit und mit silbernen trenchcoat auf die bühne um ihre autotune-stimme, clubtunes und kaugummipop durch die boxen zu jagen. daraufhin musste der himmel weinen – das tat der stimmung aber keinen abbruch. das publikum tanzte im regen, niemand kam auch nur annähernd auf die idee sich regenschutz zu organisieren. ein kleiner schauer hat ja noch niemanden geschadet, oder so.
auf meinem weg zur main stage kam ich mal wieder bei der bacardi stage vorbei. die sonne schien wieder, rapper „danny brown“ stand auf der bühne und lieferte smoothen und sehr basslastigen hip hop und ich? ich sah vor lauter menschen keine 2 meter mehr. es war so crowded geworden mittlerweile. ich kann mich nicht erinnern jemals soviele menschen auf einem fleck gesehen zu haben. vor allem nicht tagsüber.
ich beschloss mir nochmal was zu essen zu holen, bevor die schlangen an den essenständen wirklich unerträglich lang wurden. ich probierte eine mini-pizza um 14 dollar, jedoch bei einem anderen stand und erlebte gaumenfreuden ohne ende. dieses teil war wirklich gut. wow! nachdem ich fertig gesnackt hatte, drehte ich nochmal eine runde und notierte meine beobachtungen. die toiletten-areas waren an ekelhaftigkeit nicht zu überbieten, das waren einfach nur ein haufen dixiklos in schlechtestem zustand. vereinzelt lag müll am gelände, zahlreiche müllsammler schafften es aber, den rollrasen immer picknick-bereit aussehen zu lassen.
es ging weiter und zwar zur main-stage. „lorde“ sollte dort als nächstes auftreten, dazwischen folgte aber noch ein dj-set. ich wurde während dem warten zum ersten mal so richtig angeschüttet (festivalfeeling yay), plauderte mit einem australier über die besten festivals der welt (seiner meinung nach ist das rock en seine in paris das allerbeste!) und bekam zu spüren, wie gut sich manche leute vordrängen können. ich fühlte mich zum ersten mal ein bisschen wie zuhause.
und dann war es schließlich soweit: die frau, auf die alle gewartet hattet, betrat endlich die bühne: lorde! mit einem schleier auf ihrem kopf schritt sie voran, sang den ersten vers von „green light“ ging aber sofort über in einen anderen song. sie tanzte, bewegte sich wild und zeigte sofort, dass sie kein pop-sternchen ist, sondern eine ernstzunehmende künstlerin, die zu unterhalten weiß!
scheinbar alle besucher auf dem festival hatten sich für lorde vor der stage versammelt, sie beherzigte das und schmeichelte uns mit der aussage, wir seien die „best crowd so far“. sie erzählte, dass sie selber einmal besucherin dieses festivals war und niemals zu träumen gewagt hätte, selbst da oben zu stehen. tja, so schnell kanns gehen! sie wirkte unglaublich sympathisch und nicht wie ein übertrieben netter popstar. ihr konzert war nicht nur ein konzert sondern eine performance. neben ihren tänzeleien, hatte sie auch andere tänzer an ihrer seite oder besser gesagt, in einem transparenten kasten hinter ihr. für einen song sprang sie sogar rein, in dieses gebilde und tanzte die choreographien mit.
eines der highlights war ein duett mit bleaches am klavier, ein weiterer höhepunkt ihre darbietung von „royals“. der absolute knaller folgte aber am schluss: „green light“ als hymne, die seinesgleichen sucht. inklusive feuerwerk! ich war so beeindruckt und geflasht und auch etwas müde, dass ich nach ihrem auftritt das gelände verließ. nichts und niemand hätte das noch toppen können. erster tag auf dem governors ball festival in new york wurde also erfolgreich abgeschlossen und in guter erinnerung behalten!