ist man ein bisschen in der newcomer-szene bewandert, so ist man vermutlich schon mal über die new yorker band „the lemon twigs“ gestolpert. die gruppe rund um das bruderpaar brian und michael d’addario zählt nicht nur seit ihrem auftritt auf dem diesjährigen coachella festival in palm springs zu den „bands to watch“.
wenn ich schon mal in new york bin, dann sollte ich mir ein auch ein konzert gönnen. das war mein gedanke, den ich schließlich auch in die tat umsetzte. mitten im aufstrebenden williamsburg befindet sich der unscheinbare club „music hall of williamsburg“, früher auch als „northsix“ bekannt. das wichtigste bevor man einen club in den usa betritt: id, also einen ausweis bereit halten. das ist für die amerikaner essentiell. mit einem grünen „music hall of williamsburg“-eintrittsband wurde mein alter sozusagen approved, dann durfte ich zum ticketschalter vorgehen und mir um 20 dollar eine eintrittskarte kaufen. yeah!
bevor ich aber dann wirklich im konzertgeschehen war, schlenderte ich noch zum nahe gelegenen east river park um einen der schönsten sonnenuntergänge über manhattan zu sehen. kann ich nur empfehlen, falls jemand mal in der nähe ist. dann ging es zurück, mitten in das konzert der vorband „simon doom“, die mich mit ihrem soften sound übrigens sehr an college-rock und teenie-filme erinnerten.
ich bin es gewöhnt, dass stagetimes nie eingehalten werden. in new york schien das nicht zu gelten: pünktlich auf die sekunde ging die energiegeladene show der lemon twigs los. was ich ebenfalls nicht gewöhnt bin: euphorie. oder besser gesagt: hysterie bei einer indie-band. kaum betrat die band die bühne, fingen die menschen an zu kreischen. das war so ohrenbetäubend laut, dass ich erst mal ein bisschen geschockt war. wow.
die ersten paar songs wurden noch gemäßigt und vor allem sehr schön dargeboten. die glasklaren, zweistimmigen gesänge ließen mich regelrecht staunen. kein einziger schiefer ton hatte sich da eingeschlichen, nur pure, strahlende schönheit in form von sanften, anschmiegsamen pop-rock-klangwellen erreichten die hörorgane. danach kam kurzes gequatsche. gequatsche über das album, das gerade aufgenommen wird und darüber, dass sie erst vor kurzem in new york gespielt haben. somit sei dieser auftritt ja „nichts besonderes“. das publikum war da auf jeden fall anderer meinung!
je weiter das set fortschritt, desto mehr fühlte ich mich in eine andere zeit versetzt. der sound der lemon twigs ist nicht dieser typische 0815-riff-indie, dem man das entstehungsjahr sofort ankennt, viel mehr bewegen sie sich mit ihrem smoothen gitarrengeschrammel in einer zeitlosen epoche. ja, ich würde sogar sagen, dass die lemon twigs als neue beatles durchgehen könnten.
abgesehen von ihrem einzigartigen und bestechenden sixties-sound war auch ihr äußeres nicht zu verachten. die klamotten und die haare der beiden brüder waren schon ein unübersehbarer hingucker. aber das allerwichtigste und markanteste der lemon twigs: die power. und damit meine ich wirklich eine energie, die ich in der form noch nie gesehen habe. pausenlos wurde über die bühne gewirbelt, das bein in die höhe geschwungen, das köpfchen geheadbangt.
mittendrin dann das grandiose jonathan-richman-cover „you can’t talk to the dude“, gefolgt von noch mehr wunderbaren, selbstgeschriebenen songs. ich fühlte mich wie im himmel. aber ich wusste, dass noch mehr kommen würde. noch mehr, was mich begeistern würde, nämlich der rollentausch: der drummer ans mikro, der sänger an das schlaginstrument. das set wurde noch intensiver und präsentierte sich als eine explosive mischung die wie ein mix aus adam green, beatles und the strokes klang. die glücksgefühle, die mich durchströmten sind in worte gar nicht zu fassen. mein einziger gedanke war: ich muss eine schallplatte kaufen. als andenken an diesen perfekten abend in williamsburg, new york.
„ten more songs“ schrien die new yorker, als der auftritt vermeintlich nach ende roch. ein zugabenblock aus drei nummern musste reichen. ein song davon war das mehr als gelungene cover „fisher and whistle“. danach war es endgültig vorbei und für mich ging es ab zum merchandise-stand in der eingangshalle. 20 dollar für die platte „do hollywood“ – in nullkommanichts gekauft. was für ein denkwürdiger tag – denn ich ging schlussendlich nicht nur mit einer neuen vinyl nachhause sondern auch mit dem gefühl, bei einem beginn von etwas ganz großem dabei gewesen zu sein.