es war im jahr 2015 als sich ein scheinbar neues musikgenre im deutschsprachigen raum etablierte. „cloud rap“ nannte sich dieser stil und brachte neben den österreichischen artists yung hurn und crack ignaz auch ein deutsches pendant ans licht: lgoony. vor kurzem konnte man lgoony in der grellen forelle sehen – ein perfekter anlass um herauszufinden, ob cloud rap im jahr 2017 noch relevant ist.

die schlange vor dem lokal sprach schon mal für sich: reger andrang kurz vor showbeginn gab mir zu verstehen, dass man nicht immer erst kurz vorher antanzen sollte. vor allem nicht bei einem auftritt in der grellen forelle. als ich aber drin angekommen war, schien die venue aber nicht aus allen nähten zu platzen, sondern war nur ganz vorne dicht besiedelt. aus den boxen dröhnten typische rap-songs im neuen stil, der alkohol floss, der zigaretten qualmten trotz rauchverbot, die stimmung war gut. bis der gig aber begann verging noch ein bisschen zeit. die temperatur stieg, selfies wurden gemacht, die spritzer wurden ausgeschüttet. und ich mittendrin, in der hoffnung, dass es bald vorbei sein würde.

so unspektakulär es los ging, so verrückt wurde es bereits bei der zweiten nummer „oida wow“. alle sprangen, verschütteten noch mehr, ließen mich ihre ellenbogen spüren. lgoony quasselte über seine bühnenmitstreiter, über das album „intergalactica“ und dass crack ignaz nicht da sei. es ging weiter mit einem düsteren, fast schon unangenehm niederschmetternden sound. wieder sprangen alle, sangen mit. gemeinsam schreien, gemeinsam aufregen, gemeinsam protestieren. eine rebellion.

natürlich blieb die wütende stimmung nicht die ganze zeit erhalten. für einen song forderte der rapper handylichter für ein „sternenmeer“ zu aktivieren. die „romantikseite“ war also auch vorhanden. aber diese ruhe weilte nur kurz, schon bald fragte lgoony: „seid ihr ready für den turn up?“ zustimmendes jubeln. lieder über geld und swag und swag und geld. mehr konnte ich nicht heraushören. ich langweilte mich etwas.

die langeweile wurde aber dann plötzlich durch einen faux-pas von lgoony unterbrochen. er schrie „ey münchen!“ und just in dem moment, als der falsche stadtname über seine lippen kam, entschuldigte er sich auch gleich wieder. für mich war das allerdings ein zeichen, dass er nicht wirklich da war, sondern sein programm einfach abzog, ohne wirklich fokussiert den wien-gig zu zelebrieren. lustigerweise hatte ich das gleiche gefühl aber auch beim publikum: die aufmerksamkeitsspanne betrug zirka drei songs, dann gingen die jungen leute eine runde im club oder raus rauchen, völlig egal, ob man etwas vom konzert verpassen könnte.

beim vermeintlich letzten song brüllte lgoony mal wieder „ich will alles alles alles“, die stimmung war wieder etwas besser. zu ein paar zugaben ließ sich der junge mann dann auch noch überreden. „lobby“ und „sosa“ wurden präsentiert und wieder wunderte ich mich, dass es scheinbar in fast allen texten nur um materiellen besitz ging und die doch noch sehr junge zuhörerschaft die protzigen texte wirklich mochte.

und dann war das konzert vorbei, ohne viel applaus, ohne viel euphorie. einfach vorbei. verloren wirkende gesichter verließen den club. mir ging es nicht anders, ich wollte so schnell wie möglich nachhause und irgendwas positiv-klingendes hören. cloud rap macht mich persönlich nicht glücklich, cloud rap macht mich ratlos und beschert mir nur negative gefühle. es ist eine rebellion in seiner ganz eigenen art und weise. provokation mit wörtern, mit denen man aber nichts erreicht. die große hype ist meines erachtens vorbei. relevant? wohl eher nicht mehr.

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