samy deluxe? ja, den gibt es immer noch. er ist schließlich eines der wahren urgesteine des deutschen hip hops und wird wohl nie von der bildfläche verschwinden. und das ist auch gut so! mit seinem neuesten album „berühmte letzte worte“ ging er auf tour und gab für die wiener fangemeinde ein bemerkenswertes konzert in der ottakringer brauerei.
zugegeben, meine erwartungen waren nicht sonderlich hoch. ich kenne kaum neue sachen des hamburger rappers und wollte mal wieder eher aus nostalgie-gründen diesem hip hop konzert beiwohnen. gesagt, getan. ich kam an als der support-rapper gerade seine letzten rhymes rausschmiss. die menge war bereits stimmungsmäßig am siedepunkt, der zum bersten gefüllte raum passte sich temperaturtechnisch an. danach hieß es warten. warten bis die richtige show endlich losging.
zuerst im fokus der anwesenden: die drei backroundsängerinnen. und natürlich die live-band, die das setting eindrucksvoll aufwertete. samy deluxe ließ sich etwas zeit bevor er die bühnenbretter dann wirklich betrat. den ersten song performte er versteckt hinter einem pult. doch dann traute er sich nach vorne, mit einem zweiten mc im gepäck. die ohnehin schon gut gelaunte masse an menschen feierte den auftritt von der ersten sekunde an. die asd-nummer „champions“ war dann nur noch eine draufgabe zur ausgelassenen stimmung. die hände gingen nach oben, die texte wurden mitgerappt und man konnte bereits einen ersten ausnahmezustand deluxe vernehmen. wow.
das kondenswasser tropfte von der decke. unter den caps kroch der schweiß hervor. die menge hüpfte. bouncte. nach dem alten klassiker „pures gift“ rief samy deluxe zum schreien auf: „gebt mir ein f! gebt mir ein ü! gebt mir ein x! gebt mir ein e! füxeeeee!“ nach kurzer anspielung des beginner-hits „ahnma“ durfte man den song „füchse“ ausgiebig feiern. ich war den tränen nahe. die allgemeine stimmung, die kollektive armbewegung: in diesem moment waren wir eine einheit, die einfach nur freude verspürte.
immer wenn ich der annahme war, es würde mit dem nächsten song eine ausruh-phase kommen, wurde ich eines besseren belehrt: samy deluxe rappte über ein sample von lauryn hills „doo wap (that thing)“ und löste dadurch erneut unbändige euphorie aus. danach der nächste höhepunkt: appletree rappte einen song lang mit! mit „fantasie“ und seinem wahrscheinlich allergrößten hit „weck mich auf“ wurde nochmal ordentlich auf die ekstase-taste gedrückt, ehe es dann endlich mal ein bisschen ruhiger wurde.
es wurde auf reggae-tunes umgeschwänkt. und ein bisschen in den guten alten dancehall eingetaucht. und plötzlich war es soviel mehr als ein hip hop konzert. ein klaviersolo seines dlx bnd-mitgliedes beeindruckte ebenso wie die beatbox-einlage von samy. immer wieder fragte er sein publikum „ob noch mehr geht“ – die antwort war natürlich ein lautes ja. er forderte zum springen und schreien auf, seine anhängerschaft erfüllte das mit links.
viele künstler beenden ein set ja bekanntlich mit einem knaller, samy deluxe setzte am schluss aber auf gefühle. die abgedunkelte halle glitzerte plötzlich: feuerzeuge und handys erhellten den raum und samy sang „eines tages werd ich wieder glücklich sein…“. und dann war dieser knapp 2-stunden-lange auftritt zu ende. die menschenmenge strömte erschöpft, durchgeschwitzt und glücklich richtung ausgang. so einen großen haufen an zufriedenen menschen hab ich selten erlebt. scheinbar jeder verließ die brauerei mit einem funkeln in den augen. vielleicht auch wegen dem guten bier, dass es bekanntlich in massen dort gibt, aber vor allem weil samy deluxe gezeigt hat, dass er immer noch einer der ganz großen rap-helden ist.