wir sind in einer zeit angelangt, in der man sofort an „annenmaykantereit“ denken muss, wenn man „deutsche band“ hört. der name „giant rooks“ klang für mich so gar nicht „deutsch“, und den art-pop-sound, der aus nordrhein-westfalen stammenden band, assoziierte ich auch eher mit schweden, england oder australien. aber in der tat, die gruppe war tatsächlich aus deutschland und legte an jenem sonntag abend einen zwischenstopp im b72 ein.
ganz klassisch verpasste ich mal wieder die vorband, aber war rechtzeitig kurz vor beginn der giant rooks anwesend. das b72 war bereits vollgestopft, die schweißtropfenproduktion in vollem gange und ich mitten drin, auf der suche nach einem schlupfloch nach ganz vorne. als sich die band ebenfalls ihren weg durch das dicht gedrängte lokal bahnte, spürte man schon ein bisschen ein knistern in der luft. das fand ich schön.
giant rooks existieren seit 2014 und gerade bei bands, die erst seit kurzem „im geschäft“ sind, vermutet man dann doch eher unsicherheit auf der bühne. aber in diesem fall: falsch gedacht! selbstsicher wurden die ersten nummern angestimmt und ich war davon sehr überrascht, denn die herrschaften wirkten, als würden sie schon seit einer halben ewigkeit zusammen musik machen. ebenfalls überrascht hatten mich die ansagen, die mit jeder menge selbstironie rübergebracht wurden. die geschichte, dass sie nach schweden fuhren um songs aufzunehmen, aber gar nicht wussten, wie man songs eigentlich aufnimmt, zauberte vielen ein lächeln ins gesicht. sympathie-level: unendlich!
besonders imponierte mir das bühnen-setup: sänger frederik war nicht nur für vocals und gitarre zuständig, sondern bediente auch eine trommel und ein drumpad und brachte dadurch extrem viel schwung und zusätzliche beats in das klanggewand. das fand ich gut! ebenfalls sehr gut fand ich die anwesende menschenmenge: die konnte nämlich scheinbar alles mitsingen! ich fühlte mich kurze zeit ein bisschen schlecht, weil ich ja eigentlich nur „ein lied“ wirklich kannte, nämlich „new estate“, welches im letzten drittel dann durch die boxen gejagt wurde. der jubel daraufhin? kaum zu beschreiben, aber auf jeden fall sehr sehr sehr laut und euphorisch!
mit dem hinweis, dass man bob dylan eigentlich nicht covern darf, stimmten sie eine wunderschöne interpretation des songs „i shall be released“ an, inklusive mundharmonika-solo. wer bis dahin noch nicht verzaubert war, war es spätestens zu diesem zeitpunkt. im zugabenteil setzte die band dann noch eines drauf: den letzten song performten sie völlig unverstärkt und unplugged in einem mucksmäuschenstillen b72. das war mehr als umwerfend und wurde zurecht mit tosendem applaus belohnt.