der titel des abends verriet schon einiges: „an evening with jason mraz and his guitar“. ein ruhiger, ja fast schon besinnlicher abend in einer umgebung wie dem wiener konzerthaus stand am programm, bestuhlt wohlgemerkt – perfekt um einen sonntag ausklingen zu lassen. dass dieses konzert rasend schnell ausverkauft war, ist kaum verwunderlich.
bei einem akustik-konzert ist es für gewöhnlich ein schmaler grat zwischen unterhaltung und langeweile. jason mraz begann ganz sanft und behutsam mit seinem gitarrenspiel und seiner angenehm weichen stimme in diesem prunkvollen saal, warf dann aber nach einigen songs ein paar gesprochene worte ein. die begrüssung sozusagen und eine kleine anekdote, warum er so gern und viel über die liebe singt.
mit seinem trockenem humor erklärte er, dass er mit jedem song, der das wort „love“ beinhaltete, immer mehr leute zu seinen shows locken konnte. also singt er seitdem nur noch über „love“. und es folgte prompt ein improvisationsstück mit dem wort „love“ und gefühlt unendlichen wiederholungen. die anwesende menschenmenge honorierte das mit kräftigen zwischenapplaus. der funke war bereits zu diesem zeitpunkt übergesprungen, so ein sympathischer mann, dieser herr mraz.
mein erstes großes highlight kam bereits als fünftes lied um die ecke, als „lucky“ angestimmt wurde. ich muss zugeben, dass mir ein paar tränen runtergekullert sind, als die bridge von diesem song ertönte: „they don’t know how long it takes waiting for a love like this“ – diese ganz spezielle aneinanderreihung von tönen während diesen lyrics kennzeichnete für mich musikalische perfektion. puh – ich hoffte, dass niemand diesen emotionalen ausbruch gesehen hatte, aber es war zum glück einigermaßen dunkel in dem bereich, in dem ich mich aufhielt.
jason mraz war eigentlich ein kleiner prophet, denn einer der nächsten songs beinhaltete die weisheit „get the girl some chocolate, a chocolate bar fixes her mood“ – er schien ein wahrer frauenversteher zu sein. er erzählte zwischendurch vom geheimnis guter beziehungen und meinte, wenn man nur „noise“ macht, kann man nichts dummes sagen und hat dann auch keine probleme mit der angebeteten – er titelte das mit „our way back to happiness“. interessanter ansatz. es folgte ganz schnell eine nummer zum nachspülen, im wahrsten sinne des wortes. „i’m yours“ erklang und die nächste ladung tränen bahnte sich den weg über meine wangen. das war echt gemein, herr mraz.
danach wechselte er zum ersten mal zum aufgebauten keyboard und die nächste geschichte sprudelte aus ihm raus. er hatte nämlich keine oder zumindest nur wenig ahnung von diesem tasteninstrument und er begründete dies damit, dass er seine piano-stunden nie wahrgenommen hatte, weil er zu der zeit auch gerade ein moped bekommen hatte. „there might be notes which should not be involved… if you hear those notes.. it’s jazz“ – nach dem ersten akkord folgte bereits applaus, welchen er mit den worten „you have to wait till the end“ kommentierte und dabei spitzbübisch grinste. er gab „mr curiosity“ zum besten und ich hatte schon wieder diese augenprobleme. ach jason…
nach diesem überaus schönen song und einem kleinen ausflug in operngesang-ähnliche gefilde schoss er noch ein kleines statement nach: „wrong notes are not bad, this is not a laptop, this is live, not a movie – this is not fake news!“ mit diesen und vielen anderen ansagen lockerte er das wunderschöne pop-funk-akustik-set so unglaublich gut auf und positionierte sich auch was politische belange angeht. bevor es aber in die zielgerade des 2-stunden-auftritts ging, kehrte er nochmal zurück zu seinem lieblingsthema, nämlich zwischenmenschliche beziehungen. „if i find a wife, i need man skills like how to fix a car“ – er erzählte von seinem großvater, von dem er soviel gelernt hatte und performte schließlich zum abschluss „i won’t give up“.
okay gut, ohne eine letzte weisheit, konnte er die bühne nicht verlassen: „what we’ve learned tonight? love love love!“ es folgte tosender applaus, menschen die von den sitzen aufsprangen und zur bühne stürmten um ihre mitgebrachten tonträger unterschreiben zu lassen und noch mehr jubel! jason mraz hat das wiener publikum verzaubert, zu tränen gerührt (verdammt nochmal ja!) und mehr als bleibenden eindruck hinterlassen, und das nicht nur musikalisch!