im leben eines menschen gibt es gute und schlechte tage. jener tag begann als schlechter, endete auch als schlechter, aber dazwischen war ich bei july talk im chelsea und erlebte etwas fantastisches.

schon beim ankommen entdeckte ich einen flyer neben der eingangstür mit einer botschaft der kanadischen band. „hier wohnt die liebe“ stand da als erster satz und ich musste sofort weiterlesen. „uns ist es wichtig, dass sich bei unseren shows jeder sicher fühlt. unwichtig ist dabei die farbe deiner schönen haut, dein glaube, woher oder wie du hierher gekommen bist, wen oder wie du liebst, als was du dich selbst identifizierst und wie dein exquisiter körper sich durch raum und zeit bewegt. wir heissen dich willkommen! passt bitte aufeinander auf, sei verantwortungsbewusst, unterhalte dich, schliesse neue freundschaften und geniesse die show. wir freuen uns sehr, dass du den abend mit uns verbringst. danke, dass du da bist. mit bewunderung, liebe und respekt, july talk.“ mit welch guten gefühl ich die location betrat, kann man sich vielleicht denken. diese art von wertschätzung, habe ich bisher noch nie in dieser weise erfahren.

ich traf auf freunde, legte meine jacke ab, suchte mir einen platz und war richtig (an)gespannt. ich erfuhr noch, dass „july talk“ diese erwähnten botschaften bei jedem konzert aufhängen und diese in die jeweilige landessprache übersetzen bzw übersetzen lassen. ich war beeindruckt, noch bevor die show losging. das muss man mal schaffen.

das gürtelbogenlokal war zum bersten voll als die gruppe mit dem song „lola + joseph“ ihr set startete. was mit „hier wohnt die liebe“ gemeint war, wurde mir während der ersten paar minuten mehr als bewusst. es war ein musikalisches liebesspiel zwischen den beiden hauptprotagonisten. laszive blicke, hingebungsvolle bewegungen und gleichzeitig eine show abliefern: das konnten peter und leah in beeindruckender art und weise. aber nicht nur zueinander spielten sie mit großen zuneigungsgestiken, auch das publikum wurde sofort miteinbezogen. streicheleinheiten, bussis auf die stirn und tiefe einblicke in das de­kolle­té von leah… über all das konnten sich die menschen in der ersten reihe freuen. es wirkte fast schon wie hypnose, was die sängerin mit der vordersten front anstellte.

nicht nur durch gesten konnten sie die menschenmenge verzaubern, auch mit sehr lustigen ansagen wie „don’t text your ex lovers if they don’t wanna hear from you“. und natürlich wussten sie auch mit ihrer musik zu beeindrucken, die zugegeben aber manchmal durch die sexuelle spannung auf der bühne etwas nebensächlich war. reduziert und trotzdem unglaublich voll präsentierte sich ihr rock-sound, der von balladenartigen, gehauchten stücken bis zu völligem ekstase-rocknroll reichte. die tiefe, kratzige stimme von peter, die gefährlich und gleichzeitig eine beruhigende wirkung ausstrahlte und die bittersüße mädchenstimme von leah waren in kombination mit den schroffen gitarren, dem keyboard und dem treibenden drumbeat fast wie musikalisches dynamit.

der song „picturing love“ blieb mir irgendwie besonders in erinnerung, aber auch „paper girl“, weil leah einfach mal ein stückchen papier von der setliste kaute. ausserdem ziemlich mindblowing war es, als sie einen typen im publikum aufforderte, sie auf die schultern zu nehmen. und genau dort performte sie inmitten des vollgestopften chelseas ein lied.

irgendwann war der gig zu ende und ich fühlte mich ziemlich dehydriert. ob es an der explosiven und heißen stimmung lag oder ob ich einfach nur zu wenig getrunken hatte, weiß ich nicht. aber irgendwas davon war wahrscheinlich der grund, warum ich am weg zur ubahn über die stiegen stürzte, mir schürfwunden und blaue flecken zuzog und der abend dann doch nicht mit positiven gefühlen endete. leider. july talk waren aber nah dran mir durch ihre anwesenheit einen unvergesslichen abend zu bescheren. sehr nah dran! der boden, den ich küsste, war dann aber leider doch stärker. trotzdem: falls ihr die möglichkeit habt, july talk zu sehen: hingehen. selbst wenn es schmerzhaft endet.

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