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soulmusik kannte ich immer nur von filmen oder von büchern, in denen situationen beschrieben wurden, die mit soul unterlegt waren. so ein konzert besuchen? wäre mir vermutlich nie in den sinn gekommen, würde ich mich nicht täglich mit musik beschäftigen und musiktipps aufsaugen. also ging ich an jenem abend der empfehlung nach, einen meister in seinem fach live zu sehen: nämlich lee fields & the expressions im ausverkauften chaya fuera.

angekommen am ort des geschehens, jacke an der gaderobe abgegeben und erst mal in den raucherbereich auf einen drink. der eigentliche konzertraum war noch nicht geöffnet also musste ich im rauchgeschwängerten raum ausharren, ehe ich in die vordere reihe stürmen konnte. wobei die vorderste front bereits von einigen pressevertretern belagert war – ich gab mich aber auch mit einem etwas schlechteren platz zufrieden, easy.

vorbereitet war ich kaum, ich wollte mich viel eher überraschen lassen, wie denn ein soulkonzert so abläuft. nun, zuerst kam mal die band „the expressions“ auf die bühne. mit sakkos in schlangenhaut-optik und gestriegelter frisur gingen die herren ganz vornehm aufs bühnenparkett um die ersten töne zu erzeugen. den gesichtsausdrücken nach, hatten sie wohl keinen spass daran, ihre instrumente zu bedienen, geschweige denn überhaupt auf einer bühne stehen zu müssen. dass der bassist den sänger des abends auch noch ankündigen musste, ließ in mir etwas angst hochkommen. was wenn lee fields mit ähnlich ernster miene dazu stoßen würde? aber dem war dann doch nicht so. im gegenteil!

ein gut gelauner typ mit schwarzem anzug, weißem hemd, glitzersteinen und rotem seidentuch in der sakkotasche bewegte sich richtung mikro und mir fiel ein stein vom herzen: soul ist doch nicht todernst, soul ist eine große, positive emotion, zumindest vermittelte lee fields das in bruchteilen von sekunden. seine band könnte sich da echt eine scheibe abschneiden. doch der nächste wow-effekt ließ nicht lange auf sich warten: der soulguru konnte sich bewegen wie ein junger tanzgott – ohne witz! große gesten, feiner hüftschwung, ganz viel leidenschaft: lee fields übte das aus, was er über jahrzente lang geübt und perfektioniert hat, nämlich eine bühnenpräsenz zu entwickeln, dass einem fast die augen aus dem kopf fallen.

dass ich überhaupt noch die befürchtung hatte, dass sich alles „gleich“ anhören könnte, trau ich mich eigentlich fast nicht mehr zu sagen. durch die mitreissende performance war man sofort drin in diesem soul-mood, fühlte sich manchmal wie in einem amerikanischen 50er-jahre-nobel-restaurant mit band-begleitung und manchmal wartete man ein bisschen auf den (natürlich nicht stattfindenden) geheimen auftritt von einer neo-rap-größe wie jay-z. man könnte das ganze auch als zeitlos beschreiben und darin liegt wohl die größe, die mächtigkeit dieser musikrichtung.

mitreissend war aber nicht nur die musik, sondern auch die interaktion, auf die lee fields sehr großen wert legte. sing-a-longs, den damen im publikum zuzwinkern und den vorderen reihen die hand reichen – nähe zulassen und „greifbar“ sein, schien sein geheimrezept zu sein. wie erwähnt war ich songtechnisch nicht unbedingt gut vorbereitet, aber am ende des abends, und nach zwei grandiosen zugaben wusste ich, dass der grosse hit den namen „faithful man“ trug. so eine „erinnerung“ mitzunehmen erachte ich nicht als schlecht wenn man mit einem wissensstand von quasi null beginnt. geendet hat der abend mit einem weißen spritzer im – schon wieder – raucherbereich und einem autogramm von lee fields auf meiner gestohlenen setlist. ein toller abend und die erkenntnis, dass wohl jedes konzert egal in welchem genre seine reize birgt, solange die emotion fließt und das entertainment stimmt. liebste soulmusik, ich werd dir öfter mein gehör schenken!

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