es war paradox: ich war überpünktlichst vor ort und das konzert hatte bereits begonnen. zumindest der support-act „martin freytag“, der gar nicht angekündigt war. noch paradoxer: ich wurde mit dem satz „willkommen zur schlechtesten nacht der duette aller zeiten“ begrüsst. die gründe? nicht ausverkauft und fast alle bühnengäste sagten ab. und ich muss ebenso ehrlich zugeben, dass ich nicht wirklich motivation hatte, überhaupt im b72 aufzutauchen, aber weil’s tradition ist und ich mit vielen der anwesenden menschen befreundet bin, entschloss ich doch auch mit anwesenheit zu glänzen.
meine demotivation äußerte sich auch dadurch, dass ich überglücklich auf den hocker an der bar zustürmte und diesen dann nicht mehr verließ, den ganzen restlichen abend über. warum auch stehen, wenn man sitzen kann? eben. meine demotivation zeigte sich auch durch ungeduldigkeit – zum glück musste ich nicht allzu lang zappeln, denn der nacht-der-duette-abend begann gottseidank sehr rasch. auch diesmal war kein besonderes motto vorgesehen, sondern schlicht und einfach stand das – mehr oder weniger – neue album „i, marcus smaller“ von marcus smaller im vordergrund. man könnte auch meinen, es war die vierte album-release-show innerhalb eines jahres in wien.
wie auch immer – der spass begann mit einigen nummern in vollwertiger bandbesetzung. eh nett, aber irgendwie auch nicht nacht-der-duette-gerecht. als der erste gast – nämlich wieder martin freytag – die bühne betrat, war kaum zu übersehen, dass der abend es nicht wert war, den text auswendig zu lernen. nicht mal versteckt wurde der spickzettel in a4 format, sondern plakativ unter die nase gehalten um mit herrn smaller zu singen. wo ist nur der zauber, wo ist die besonderheit hin? die besonderheit saß am schlagzeug, denn als nick koch für eine nummer aufsprang um das obligatorische „märchenprinz“ zu trällern, war immerhin ein kleiner wow-effekt zu erkennen, weil er sich wirklich arg ins zeug legte.
wie bereits erwähnt sagte ein großteil der duettpartner ab – was macht marcus in so einem fall? die duettpartner im publikum suchen. nach einer scheinbar endlosen diskussion ob die eine dame, die sich freiwillig meldete, den text überhaupt könne, schaffte sie es dann doch on stage und miemte den spassvogel. auch die zweite publikum-duett-partnerin überschätzte sich etwas mit der textsicherheit. dennoch, größter respekt sich auf die bühne zu trauen.
professioneller war dann der nächste gast, nämlich koma von julia. der bereitete sich sogar vor und hatte ein geschenk mit: perücken für sich selbst und marcus. danach folgten noch zwei gastsängerinnen, die eher unspektakulär waren. ich war hin und hergerissen: zum einen hatte marcus smaller versucht, das beste aus dem abend zu machen und die anwesenden menschen honorierten das auch, zum anderen war aber deutlich zu erkennen, dass die luft raus ist. dass die nacht der duette seinen glanz verloren hat. dass die besonderheiten einfach nicht mehr vorhanden waren.
lieber marcus, mach mal pause und kehr‘ in 1-2 jahren mit einem schönen motto wieder zurück. die nacht der duette war immer etwas festliches, etwas einmaliges. es wäre schade, das ganze nur dem format wegen zwanghaft am leben zu erhalten. was ich damit sagen will: es war nicht schlecht, aber gut ist auch was anderes…