ihr kennt das: draussen ist es eisig kalt, finster, ungemütlich…wer verlässt da schon freiwillig das haus? hatte man ausserdem noch einen anstrengenden tag, ist halli galli am abend wirklich nicht bei den wunschaktivitäten zu finden. auch mir ging es an jenem tag so. minus zehn grad, bitterkalter wind… sollte ich das erste konzert, das ich mir vorgenommen hab, wirklich sausen lassen und stattdessen gemütlich einen film schauen und im bett dösen? ich war wirklich knapp davor…
schließlich raffte ich mich doch auf, denn es gab einige (gute) gründe diesen ersten gig im neuen jahr wahrzunehmen. erstens: ich war noch nie im cafe carina auf einem konzert. zweitens: die band „buntspecht“ war bei der sofar sounds session so gut, dass ich sie einfach wiedersehen musste. drittens: zuhause vergammeln kann ich, wenn ich (richtig) alt bin!
angekommen in dieser mir noch unbekannten location staunte ich nicht schlecht: es war gerappelt voll! im ersten moment dachte ich, ich muss wieder den heimweg antreten, denn man konnte kaum einen schritt machen, so unendlich viele menschen waren anwesend. aber jetzt war ich schon mal da, also konnte ich nicht einfach gehen ohne etwas erlebt zu haben. ich versuchte mich durchzukämpfen und schaffte es dann tatsächlich bis in die zweite reihe. die erste reihe war nämlich schon besetzt und zwar von sehr jungen mädchen, die ihren gesprächen nach zu entnehmen gar nicht wussten, dass und vor allem welche band auftreten würde.
es dauerte eine gefühlte ewigkeit bis es endlich los ging, aber als der bunte haufen dann auf der bühne war, war ich (wieder) hin und weg. sie hatten ein unheimlich tolles, gemeinschaftliches auftreten obwohl sie erst seit einigen monaten existieren. begonnen hat alles mit einem kleinen gedicht, welches der melodica-spieler vorgetragen hatte. dann ging es fließend über zur musikalischen darbietung und ich fühlte mich sofort in eine andere welt entführt. irgendwo zwischen strassenmusik, gartenfest, jamsession und festlichem theater-konzert, da platzierte sich die band „buntspecht“. mal beschwingt, mal etwas ruhiger aber immer mitreissend und witzig. textzeilen wie „ich bin ein romantiker, aber ein grantiger“ waren so prägnant, dass ich nach liedende immer noch darüber schmunzeln musste.
„buntspecht“ schafften es anhand ihrer bühnenpräsenz und der deutlichen sprache etwas zu kreieren, dass ich schon lange nicht mehr erlebt hatte. der auftritt entspannte mich nicht nur, er ließ mich auch gleichzeitig über die genialität der texte nachdenken (für gewöhnlich denke ich während einem konzert niemals über texte nach). ausserdem fand ich den cello-spieler einfach nur unglaublich großartig. noch nie habe ich jemanden gesehen, der sein instrument derart vergöttert und so hingebungsvoll und mit leidenschaft spielt, dass der cellobogen beinahe zerstört wurde. zusätzlich hatten sie für einige songs einen saxophon-spieler am start, der dem ganzen folk-gypsy-swing-gebilde nochmal eine große portion drive einverleibte (den videobeweis gibts hier).
nicht nur ich genoss diesen schönen auftritt, auch die restliche menschenmenge im cafe carina konnte ihre begeisterung kaum in zaum halten. bei einer derart unbekannten band so lauten, mit jubel unterlegten applaus zu hören, war ein wirklich schöner moment. garish und 5/8erl in ehrn können sich warm anziehen, wenn buntspecht erst mal richtig durchstarten!