ehrlich gesagt: patrice, dieser reggae-künstler, war mir eigentlich immer ziemlich schnurz. klar – der song soulstorm rutschte immer mal wieder in meine playlist, aber sonst? ich war deswegen auch sehr unbeeindruckt, dass er in die arena kommen würde. aber: da man ihn ja kennt und mein letztes konzert von ihm 8 jahre zurück liegt, dachte ich, ich schau mir das mal an. erwartungen? keine. nur dass es mich so langweilen wird, dass ich nach 4 nummern nachhause geh.
den support „jake isaac“ hatte ich absichtlich verpasst. ich wollte ja nur kurz rein-sneaken, ein paar fotos von patrice machen und dann wieder gehen. ich hatte echt die erwartung, dass mir das gesicht einschlafen würde. als ich dann ganz vorn stand, die band auf die bühne stürmte und dann der sänger himself ebenso hatte ich ein kleines deja vü: diese youtube-band „boyce avenue“ kamen vor ein paar jahren im selben aufzug auf die bühne, nämlich komplett in weiß. weiße instrumente, weiße outfits – alles ganz clean, alles super-white. und ob das ein gutes zeichen ist, wenn ich an einen ganz miesen auftritt erinnert werd, nur wegen der kleidung und dem bühnenbild?
no worries: es wurde gar nicht so schlimm. erste überraschung: patrice kam mit gitarre auf die bühne und bediente diese sogar. ich hatte eher einen immer schunkelnden frontmann mit glimmstängel befürchtet, aber er wirkte sehr fokussiert und sehr bei der sache, nämlich dem musik machen. ich kannte keinen der gespielten songs, aber war verwundert, welch rockband-charakter dem ganzen gegeben wurde. mein klischee-bild, welches ich vor meinem geistigen auge hatte, dass der auftritt sehr unspektakulär und lazy werden würde, wurde immer mehr völlig über den haufen geworfen. „boxes“ war ein so ein song, der das publikum verzückte, zum mitsingen animierte und erste begeisterungsstürme auslöste. es dauerte nicht lange bis „cry cry cry“ ertönte und man happy faces all over erkennen konnte. auch ich kam langsam in stimmung – irgendwie fühlte sich dieses konzert wie wohlbefinden in seiner reinsten form an. wie ein entspannendes schaumbad. wie, wenn einem einfach alles von schultern fällt. und eigentlich war ich doch gar kein reggae-fan? was ist nur passiert?
das set schlängelte sich weiter, war mal langsam und mal schnell, immer abwechslungsreich und immer mit kleinen besonderheiten gespickt: die sängerin auf der bühne zum beispiel, die immer wieder mit kleinen solo-parts beeindruckte – vor allem als sie die nummer „ain’t no sunshine“ coverte – gänsehaut! aber auch der mann hinter den keys konnte seine atemberaubende stimme nicht verstecken. patrice selbst zeigte sich kommunikativ und immer der menschenmenge zugewandt. die befürchtete langeweile trat nicht ein, im gegenteil. ich war eigentlich die ganze zeit unterhalten und fand die musik super angenehm für leichte mitschwing-bewegungen. das neuere stück „burning bridges“ vom aktuellen album „life’s blood“ überraschte mich dann so richtig: mit elektronischen elementen erinnerte mich dieser song ein bisschen an mø und ihren song „lean on“. hui – gerade als mir das konzert so richtig spass machte, kündigte patrice dann das letzte lied „soulstorm“ und somit das „grande finale“ an. ach menno, das kann doch nicht alles gewesen sein!
war auch nicht alles. es kam einfach noch viel besser, viel besser als ich es mir auszumalen wagte. erstens hörte man „soulstorm“ in einer extended version, in unterschiedlichen geschwindigkeiten und auch mal nur von der sängerin auf der bühne vorgetragen. zweitens: die zugabe war keine wir-spielen-noch-3-lieder-dann-gehen-wir-aktion. patrice erschien nicht auf der bühne, er tauchte plötzlich mit gitarre und einem musiker inklusive effektboard über und hinter dem foh auf. die restliche band war auf der bühne. und jetzt? patrice erzählte, dass es nun ein battle zwischen ihm und der band geben würde und so spielten abwechselnd die musiker auf der bühne und patrice samt seinen buddy beim foh einige songs an. und das fand ich wirklich richtig genial! covers, sehr elektronisch-angehauchte-songs bis hin zu balladen, da war alles dabei. das battle dauerte fast 30 minuten und die anwesende menschenmenge feierte die nahbarkeit des künstlers. für einen letzten song bewegte er sich dann nochmals auf die bühne. mit „we are the future“ wurde das ende des konzerts zelebriert. tosender applaus am schluss und happy faces überall. patrice hat das sensationell gut gemacht und mich mehr als nur überrascht – alle befürchtungen unbegründet. gerne wieder!