alle jahre wieder – waves vienna festival! zugegeben, ich war skeptisch: das showcase-event zog vom 1. in den 9. bezirk, schlussendlich wirklich weit weg vom wasser des donaukanals und den ursprünglichen „waves“, hin zur backsteinromantik des wuks inklusive völlig neuem flair und atmosphäre. beim ersten rundgang fühlte es sich an, wie ein komplett neues festival. das hipster-image und die vielen, fancy off-locations im ersten bezirk wurden völlig abgeschüttelt – stattdessen konzentrierte man sich auf das wesentliche, auf die präsentation von neuer musik und auf kompaktheit und kurze wege.
bis ich aber dieses ‚früher-war-alles-besser‘ ablegen konnte, musste erst mal der erste festivalabend bestritten werden. ich startete bei matt gresham in der großen wuk halle, der da völlig allein musizieren musste, während eine rock-band im nebenraum soundcheckte. aber er schlug sich tapfer und trug mit einem kleinem lächeln seine balladen vor.
ich war natürlich neugierig wer da im nebenraum so krach machte: es waren die autonomics aus portland, die kurze zeit später dann auch kontrollierten krach in form von college-rock von sich gaben. das publikum gab sich sehr verhalten, applaudierte kaum – lag wohl auch an dem unbekannten setting: abgerockt hat im wuk foyer vermutlich noch nie jemand. bisher hatte ich in diesen räumlichkeiten nur dj sets und poppige akustik-sets erlebt. ja, irgendwie war alles ungewohnt und anders.
da es ungewöhnlich warm war für ende september spielte sich zumeist auch draussen am meisten ab: überall lungerten die leute herum, tranken und plauderten im hofe des schönen wuks. auch ich verbrachte mehr zeit als geplant in der lieblichen umgebung, schaffte es dann aber trotzdem rechtzeitig zu einem, meiner persönlichen höhepunkte des abends: anne-marie in der wuk halle! die junge dame hatte mich bereits am reeperbahn festival fasziniert, diesmal war ich aber noch geflashter, denn ich sah nicht nur eine 0815-sängerin vor mir, sondern eine person, die alle voraussetzungen erfüllte um im internationalen popzirkus mitspielen zu können. schade nur, dass ihr unscheinbarer name ihrem gesamtpaket eigentlich so gar nicht gerecht wird und deswegen auch einige leute den weg vor die bühne nicht gefunden hatten.
am meisten war ich gespannt, wie denn das mit der bühne im statt-beisl funktionieren sollte. schon öfter war ich dort nach konzerten um mit freunden einen after-show-drink zu konsumieren, aber ein konzert, dort, in dem mini-raum? der eingang war nicht wie gewohnt „vorne“, sondern man kam quasi durch den hintereingang in die location. was ich anfangs seltsam fand, war später die einzige logische lösung um diesen raum bespielen zu können.
erst mal bis nach vorne gekämpft fand ich jay cooper auf der „bühne“ vor. ein paar fotos später vertschüsste ich mich aber wieder, es war einfach zu voll da drinnen. außerdem wusste ich, dass ich jay cooper ohnehin bald wieder sehen würde.
klar, wäre ich ein lazy festivalbesucher, dann wäre ich natürlich nur zwischen beisl, halle und foyer herumgetingelt. aber ich wollte mehr sehen, auch die ganzen locations rundherum. also ging ich mit freunden auf die suche – das ziel: die ottakringer stage. hätten wir vorher den plan richtig gelesen, hätten wir uns viel weg erspart aber egal – schlussendlich kamen wir in der schule an, in der diese stage versteckt war. was wir vorfanden war nicht nur eine mini-terassen-outdoor-bar (so cool!!) sondern auch ein sehr schöner veranstaltungsraum, der einen sofort in schulball-stimmung versetzte. oder sagen wir fast, denn die musik kam von alex the flipper und der macht eigentlich keine typische schulballmusik.
gekannt hab ich tatsächlich einen song durch mein dauer-fm4-hören. aber da ich nur kurz die location abchecken wollte und elektronische musik jetzt nicht unbedingt meine favorisierte stilrichtung ist, verzog ich mich rasch wieder zurück zum festivalzentrum ins wuk.
ich glaube, ein großteil der festivalbesucher am ersten tag waren genau wegen einer band da: robb! die wuk halle war sehr schnell sehr gut gefüllt und in tanzlaune, als die truppe auf die bühne startete. smoothe soul-beats, wunderschöne lichteffekte und beste akustik sorgten dafür, dass niemand auch nur im geringsten nachdenken musste, ob er das gut findet: jeder im raum verspürte grenzenlose begeisterung für das gehörte, sogar ich, die alte, grantige kritikschleuder.
bei robb bleiben und wissen, dass man das gefühlt tausendste grandiose konzert begutachtet, oder weiterziehen und sich überraschen lassen? ich entschied mich für zweiteres und bahnte mir den weg ins beisl um die slowenische band karmakoma zu sehen. erwartet hatte ich nicht viel, bekommen hab ich aber mehr als ich mir jemals vorstellen hätte können: eine electro-punk-band, die beinahe explodierte vor energie! sänger enej war so in seinem element, dass er sich seines shirts entledigte und ins publikum stürmte, um menschen zu umarmen und zum mittanzen zu animieren. damit hatte niemand gerechnet, dass hier so auf tuchfühlung gegangen wird. ich war begeistert – nicht nur musikalisch fand ich das keyboard-gitarren-mashup ansprechend, sondern auch das auftreten der truppe imponierte mir sehr! hatten sich karmakoma in diesem moment als die beste und unterhaltsamste band des abends herauskristallisiert?
ich wollte mich auf ein endgültiges festivalhighlight noch nicht festlegen, immerhin spielten noch ein paar künstler an diesem bereits späten abend. meine wege führten mich mal wieder ins wuk foyer, diesmal zu totemo. die israelische künstlerin erinnerte mich ein bisschen an lana del ray, nur etwas aufgemotzter und elektronischer. ich beschloss meine verabschiedsrunde zu starten, auf gefühlvollen gesang hatte ich nach karmakoma irgendwie nicht mehr wirklich lust.
ja, ihr kennt das: diese runden, die man gehen will und man dann doch überall länger hängen bleibt als geplant. schließlich war es schon so spät, dass die letzte ubahn dahin war und weil mir eh nichts anderes als taxi fahren übrig blieb, wagte ich noch einen kurzen sprung in die wuk halle: dort gab es ein dj set von rakede-mitglied affe maria zu bestaunen und die wenigen leute, die noch anwesend waren und am freitag wohl keine verpflichtungen hatten, schwangen das tanzbein zu melodiösen, elektronischen klängen.
der erste tag, der erste abend auf dem waves vienna war für mich sehr gelungen: ich sah tolle bands in verschiedenen örtlichkeiten, traf viele freunde und – das muss auch erwähnt werden – war sehr zufrieden mit dem barpersonal, die mehr als auf zack waren, wenn sie getränkebestellungen entgegennahmen. auch die menschen am ticketschalter waren superfreundlich und kompetent und auch vom kleinen programmfolder mit allen wichtigen infos war ich begeistert. das einzige was mir fehlte: essen! ein einziger alter mann, der den griller anheizte und würstchen und folienkartoffeln angeboten hatte, war eigentlich nicht genug um die menge an hungrigen mäulern zu stopfen. aber sonst: tip top!