das fm4 frequency festival ist seit dem jahr 2008 (damals noch in salzburg) einer meiner jährlichen fixpunkte. als im jahr 2009 sankt pölten als „austragungsort“ fixiert wurde, war ich damals schon sehr froh, aufgrund der nähe zu wien und der guten infrastruktur. als ich beschloss mein leben ohne auto zu bestreiten wurde die mission „festival besuchen“ zunehmend anspruchsvoller – zum glück schien das aber beim frequency festival nie ein problem zu sein, denn per zug und bus war das ganze eigentlich immer relativ gut zu erreichen und auch wieder zu verlassen. bis zu diesem jahr. der sonderzug um 1:50 uhr war dieses jahr plötzlich nicht mehr verfügbar – somit war das einzige verkehrsmittel nach wien (wenn ich den headliner sehen wollte) der bus. zum glück konnte ich gerade noch onlinetickets ergattern.
die vorbereitungen (festivalticket, ausgedruckter timetable, outfit + bustickets) waren abgeschlossen und ich musste am donnerstag nur noch rechtzeitig aus dem büro kommen und den zug zum festival zu erwischen. schaffte ich zum glück. angekommen in sankt pölten hatte ich noch etwas dunkle erinnerungen an das jahr zuvor, als die shuttlebusse sehr unregelmäßig fuhren und wir teilweise über eine halbe stunde warten mussten. dieses jahr war das aber kein problem – shuttleticket (7 euronen fürs ganze wochenende) gekauft und der bus stand auch schon bereit zum einsteigen. perfekt!
pünktlich zu beginn von „jack garratt“ war ich dann vor ort und freute mich auf den für mich ersten frequency-festival-2016-gig. das bühnenbild ließ bereits imposantes vermuten: eine konstruktion, die in der mitte ein schlagzeug-synthie-gebilde beherbergte, war vorbereitet. jack garratt, in cooler, lässiger manier spielte all das gleichzeitig und mit soviel nachdruck, als wenn es das normalste der welt wäre, mit multitaskingfähigkeiten ausgestattet zu sein. mein plan war eigentlich nur wenige nummern zu sehen um dann zur weekender stage zu wechseln aber es ging nicht. jack garratt betörte mich regelrecht mit seiner beatlastigen singer-songwriter-experimental-musik. es gab nur eine lösung: das ganze set anschauen. also blieb ich und wurde immer beeindruckter. es war eigentlich unmöglich, nur starr dazustehen, jeder bewegte sich, denn die musik war mehr als einladend – sie nahm dich quasi bei der hand und zog dich mit in eine soundwelt voller schlagzeuge, synthies und e-gitarren. herrlich!
nach jack garratt stürmte ich zur weekender stage, denn „seafret“ waren dort anzutreffen. zwei typen, einer mit locken und einer mit gitarre, standen da auf der bühne und befüllten den raum mit ihren ruhigen, aber kraftvollen tunes. das publikum saß groteils am boden, mucksmäuschenstill, und hörte aufmerksam zu. das beeindruckte mich sehr – normalerweise gab es in der vergangenheit meistens immer leute, die irgendwo plaudern mussten.. diesmal wurde die musik aber gewürdigt und wahrgenommen. die beiden herrschaften on stage waren sichtlich erfreut über die zahlreich anwesenden menschen und erwähnten das natürlich auch mal zwischen den songs, wie schön sie es gerade finden.
wieder raus ans tageslicht und direkt über „the lumineers“ gestolpert. für ein foto blieb zeit, für stehen bleiben und ein paar nummern anschauen leider nicht. ich musste ein paar leute treffen, ein getränk checken und überlegen, wann ich zeit für nahrungsaufnahme einplanen sollte. solche dinge müssen auf einem festival gut getimed werden, denn bands verpassen, die man sehen will, geht nämlich nicht!
es ging also wieder zur weekender stage, denn ich musste „oh wonder“ sehen. als ich vor einigen monaten über einen remix von ihren song „technicolor beat“ gestolpert bin, rutschten sie mir immer mal wieder in meine playlist. wie schön, dass sie diesmal in meinen persönlichen timetable platz gefunden haben!
die band aus london exisitert erst seit 2014, doch davon war nichts zu merken, als sie auf der weekender bühne standen. im gegenteil: die performance an den synthesizern war keine langweilige, sondern mit großen gesten, verleihten sie ihrer r’n’b-geschwängerten alternative-pop-musik sehr viel tiefe. und die wunderschön beleuchteten buchstaben „o“ und „w“ im hintergrund wirkten nicht aufdringlich und machten trotzdem was her.
je weiter das set fortschritt, desto mehr erkannte ich, dass ich eigentlich doch viele lieder bereits kannte. zum beispiel das wunderschöne „without you“ und „lose it“. zu guter letzt wurde dann auch noch „technicolor beat“ gespielt, gänsehaut setzte ein und erst da wurde mir bewusst, dass „oh wonder“ keine band sind, die man sich nur auf platte anhört. diese band muss man live sehen und eintauchen in ihr kraftvolles soundgerüst, den zarten gesang und den beats. wunderbarer auftritt – ich hoffe, dass ich diese zauberhaften menschen bald mal wieder seh!
ich machte einen rundgang, kam drauf dass ich noch keine cashless-karte hatte und auf der suche nach der ladestation stolperte ich über den zipfer-hopfen-garten. denn von dort kam musik und zwar von „gospel dating service“, die in einer ecke standen und gerade den song „red“ performten, vor sitzendem und essendem publikum. dann wars aus und alles was ich noch mitbekam war, dass sie quasi die „pausenband“ an diesen abend sein würden. hm. ich fand das etwas lieblos… gospel dating service gehören auf eine richtige bühne!
nachdem ich endlich die cashless-karte besorgt und aufgeladen hatte (drüben der green stage, da waren nämlich weniger leute!) und etwas gefuttert hatte wollte das wetter nicht mehr halten und schickte einen leichten schauer über das fm4 frequency festival. ich eilte zur space stage und zur bar meines vertrauens, holte mir einen drink, traf 1000 leute und dann war der regen wieder weg. kurz „bastille“ geschaut, ein foto gemacht und dann ging’s weiter zur green stage.
da mein herz jedes mal einen luftsprung macht, wenn im radio „midnight city“ von „m83“ ertönt, freute ich mich wirklich sehr auf den auftritt. schon als ich mir richtung wavebreaker meinen weg bahnte war ich geflasht von diesen wunderhübschen visuals, die da von der bühne strahlten. die französische band lieferte dreampop mit 80er-jahre-touch und vor allem der hauseigene gitarrist feierte die tunes so stark, dass er beinahe keine sekunde ruhig stehen konnte.
viele lange instrumentalparts waren zu hören, diese ließen aber den sound alles andere als langweilig erscheinen – irgendwie schafften sie es, soviele elemente in ihre musik zu packen, dass es ein kurzweiliges, tanzbares hörerlebnis wurde. als dann der bereits erwähnte song „midnight city“ gespielt wurde, gingen zig handys in die luft um das schöne stück musik mitzufilmen. zurecht. würde mein handy halbwegs annehmbare tonqualität aufweisen, hätte ich mich der masse wohl angeschlossen. so genoß ich die restlichen minuten des sets, ganz ohne technischer hilfsmittel.
bilderbuch als co-headliner auf der space stage und ich wusste nicht ganz, von welchem standort ich mir das konzert anschauen sollte. das einzige, das ich wusste, dass ich früher oder später songs hören würde, die mir nicht so gut gefallen und ich dann wahrscheinlich diese lieder als klo-pause nutzen würde. also dann vielleicht doch nicht mitten in der menge?!
die band begann zu spielen und zeigte sich so, wie ich es jetzt bereits seit 2 jahren gewohnt bin: mit glam, kokettiert und trotzdem mit oberösterreichischen slang inklusive falco-touch. ich hatte ein bisschen das gefühl bei einer „repeat“-taste angekommen zu sein, alles wirkte so wiederholt und obwohl das set als co-headliner doch ein sehr besonderes war, hatte ich trotzdem ein bisschen mühe „warm“ zu werden. ich taute erst auf, als ein paar alte songs a la „karibische träume“ durch die boxen schallten. da war ich schon sehr happy drüber.
meine zweifel bezüglich „alles schon gesehen, alles nur wiederholungen“ waren zum glück wie weggeblasen als bilderbuch die „seifenblasemaschine“ anwarfen und die nummer „softdrink“ mit bubbles in der luft servierten. ein weiterer höhepunkt: als „koenig“ auf die bühne kam und rappte. und natürlich waren auch die songs, mit denen der ganze hype begann, kleine highlights: plansch und maschin.
zu guter letzt sollten „deichkind“ die space stage zerlegen. dazu muss man eigentlich gar nichts sagen als, dass das sowieso ihre spezialität ist. das mittlerweile zahlreich anwesende publikum war bereit für krawall und remmi demmi. und genau das bekam die menschenmasse dann auch 1 1/2 stunden lang. deichkind haben schon soviele hits und ohrwürmer produziert, dass vermutlich niemand im zuschauerbereich war, der zumindest nicht eine nummer kannte. dementsprechend war auch die stimmung: atemberaubend, weil die menge die deichkinder massiv feierte!
es war halt wieder alles dabei an show, was nur in irgendeiner form möglich war. tolle ansangen, noch bessere kostüme und choreographien, die wir uns selbst wahrscheinlich nie merken könnten. „rollt das fass rein“ und „yippie yippie yeah“ waren mitsamt der craziness auf bzw abseits der bühne die highlights im set. ein würdiger abschluss für den ersten tag!
Ein toller Festivalbericht 🙂 kommt mir auch irgendwie etwas bekannt vor, das Dilemma wann man am besten die Essens- und Klopausen in den Timetable quetscht 😀 hach und Jack Garratt…den würde ich auch so gerne mal live sehen. Da hab ich bisher nur begeisterte Berichte gehört!
Daaaanke 🙂 Ja, Jack Garratt musst du unbedingt mal sehen, du wirst ihn lieben! 🙂