es waren keine guten aussichten: das wetter war kalt, nass, grau und irgendwie doch schwül wenn es mal kurz windstill war – ganz komisch. wenn an solchen tagen ein arena open air am plan steht, ist man zwiegespalten. was zieht man an, wirds regnen, welche schuhe halten dem gatsch stand? eines war aber sicher: definitiv so früh wie möglich hingehen, weil punkrock-abende eh immer viel zu schnell vergehen!
also war ich gegen 18:30 uhr vor ort, verpasste leider die erste band „astpai“ aber dafür meine bereits zahlreich anwesenden freunde nicht. erst mal durchkämpfen und gefühlt 100 leuten hallo sagen. punkrock-konzerte sind wie klassentreffen, man sieht sich eine halbe ewigkeit nicht, aber kaum spielen die helden von früher, sind wieder alle am start und zelebrieren die gefühle von damals. ach, wie schön!
erster programmpunkt: die mexikanische band molotov! in zig festival-line-ups in diesem jahr ist mir ihr name bereits unter gekommen, gekannt hab ich die band aber bis dato nicht. deswegen war ich sehr gespannt was mich erwarten würde. als die seit 1995 bestehende truppe auf die bühne kam und zu musizieren begann wurde schnell klar: ui, die singen ja spanisch! und als der zweite song erklang: ui, ein falco cover (rock me amadeus)! ein kluger schachzug: zu beginn eine nummer wählen, die jeder kennt, zieht die aufmerksamkeit auf einen und so geschah es auch, dass sich der bereich vor der bühne ziemlich füllte und die ersten menschen zu tanzen begannen.
und dann geschah es: ich wollte nur kurz zur bar gehen und mir was zu trinken kaufen. ihr kennt das: man trifft tausend leute, wird in gespräche verwickelt und verpasst den rest des auftritts. so sorry, molotov. aber das was ich gesehen hab, war super! ausserdem hat mich das ganze ein bisschen gogol bordello erinnert – wegen dem spanischen und der guten stimmung. ist ja nicht das schlechteste kompliment!
eigentlich war ich noch nicht bereit für lagwagon, für joey cape, für meine persönlichen headliner des abends. aber so schnell verging die zeit und einer der coolsten menschen der erde betrat die bühne. wie schon erwähnt, von joey cape ist die rede. noch bevor der auftritt überhaupt begann säuselte der herr schon liebesbekundungen für die arena und wien generell durchs mikrofon. ach, das können wir ja nur zurückgeben!
und dann ging es schlag auf schlag und lagwagon lieferten einen hit nach dem anderen! angefangen bei „violins“ über „move the car“ bis hin zu „alien 8“ und „may 16“. witzige wordmeldungen zwischendurch, gitarren, die in die höhe gehalten wurden, eine auf-dem-schoß-sitzen-performance vom riesen-gitarristen und joey cape himself. apropos joey cape: zu beachten war auch noch seine neue fleckerlteppich-haarfarbe und er war ohne brillen unterwegs – midlife crisis? was auch immer ihn zur verjüngungskur getrieben hat, die hätte er gar nicht nötig gehabt, denn die power, die er und seine band an den tag legte, war die einer 20-jahre-alten-jungspund-gruppe! no need for worries!
es war so angenehm, die gute alte punkrock-mukke zu hören, sich seinem getränk hinzugeben und einfach nur leicht mitzuschwingen. ohne groß über inhalte oder soundtüftelleien nachzudenken. treibende gitarrenmusik, melodien, ein hauch von wut und gleichzeitig freude – so muss punkrock. und lagwagon haben gezeigt, dass sie dieses genre wie keine andere band beherrschen – inklusive einer gehörigen portion selbstironie! wunderbar! da störte der immer wieder einsetzende regen auch gar nicht, bei soviel unterhaltung.
die gut gestimmte menschenansammlung war wetterbedingt noch enger zusammengerückt, mit kapuzen ausgestattet und mit bieren bewaffnet. bad religion, als hauptband des abend, war ein wahrer menschen-magnet. das publikum in dieser ausverkauften location war vorfreudig gestimmt – kaum verwunderlich. denn als bad religion die bühne enterte wusste man bereits, dass diese herren dem abend die krone aufsetzen würden.
zack, mit voller power performte die band rund um den promovierten evolutionsbiologen greg graffin. 21st century (digital boy) kam als dritter song und motivierte die menschenmassen zum pogen und crowdsurfen. nachdem ich mich aus dem fotograben rauswinden konnte, versuchte ich noch ein nettes plätzchen zu erhaschen, was sich aber als schwieriger als gedacht herausstellte. soviele leute waren da, soviele tanzende individuen und ich mittendrin mit knappen 1,60 m körpergröße auf der suche nach einem ungefährlichen platz, von dem ich auch noch die bühne sehen kann. forget it.
da ich eh den ganzen abend noch nichts gegessen hatte, holte ich mir pommes, traf dabei dann wieder freunde und diese geschichte kennt ihr ja. man bleibt in gesprächen hängen, hört plötzlich „punk rock song“, realisiert, dass das doch fast schon das ende des konzerts sei und versucht noch die letzten minuten zu genießen.
mit „infected“ und „american jesus“ wurde das set zu einem ende gebracht. zu sehen waren glückliche, biertrinkende menschen, umarmungen und gedränge beim merchandise-stand. ich blieb noch eine ganze weile um weiter zu plaudern, mit all den tollen menschen, die anwesend waren. schlussendlich war auch der regen vorbei und man konnte den abend im arena-beisl sowie im dreiraum gemütlich ausklingen lassen. hach, es war so schön!