ursprünglich wollte ich das harvest of art festival dieses jahr auslassen – weil zu teuer, weil die hälfte eh schon gesehen und weil das festival quasi direkt im anschluss an meine urlaubsreise stattfand und mir das eigentlich zu stressig war. eigentlich. es kommt immer anders als man denkt und so kam ich doch noch zu einem ticket und fand mich gegen 17 uhr am gelände wieder.
stichwort gelände: der festivalpark st. marx, wie er liebevoll genannt wird, war neuer austragungsort des festivals. der erste überschweifende blick sagte mir, dass es hier doch ganz okay zu sein scheint – also ging es weiter in die halle und da überkam mich gleich mal ein hitzeschwall, puh! ich notierte mir auf meinem imgainären notizblock nächstes mal etwas weniger anzuziehen. es ging weiter, ich musste immerhin meine freunde finden. und das geschah aufgrund der überschaubarkeit des geländes dann doch relativ zügig.
ich war also angekommen und lauschte dem gerade auf der bühne stehenden act „sophie hunger“. vorbereitung auf die auftretenden künstler bzw das festival fand meinerseits eigentlich nicht statt, ich hatte deswegen keine ahnung wer sophie hunger war und musste mich deswegen doppelt konzentrieren. aber die dame samt band machte es mir einfach und spielte während meiner anwesenheit songs, die mir gefallen haben. mal wurde deutsch, mal wurde englisch gesungen und dann hörte ich da auch noch französische lyrics. der stil der musik veränderte sich aber kaum, immer schön mit zarter stimme, immer ein angenehmer singer-songwriter-touch, obwohl die band natürlich auch ihren teil zum sound beitrug. das klavier fand verwendung als auch die stromgitarre. irgendwie machte sophie hunger alles aber ohne sich selbst und ihren stil zu verlieren und ohne breitgefächert zu wirken. das muss man erst mal schaffen. ausserdem war sie gesprächig und unterhielt sich mit ihrem publikum – ein weiterer pluspunkt. toller auftritt!
kurz bevor der nächste künstler „glen hansard“ die bühne betreten sollte, wurde es voll in der marx halle – oh verzeiht, ich mein natürlich im festivalpark st. marx. anscheinend waren viele leute wegen ihm gekommen. ich sah mich um, vor allem auch um die gerüchte rund um die zu wenigen toiletten bestätigen zu können. und in der tat, viel zu wenige klos für den frauenüberschuss am harvest of art festival. zum glück hab ich eine trainierte blase. wie auch immer – glen hansard machte sich bereit und lies schon während der ersten minuten die frauenherzen höher schlagen. nur meines irgendwie nicht, denn mein herzschlag wurde von meinem knurrenden magen übertüncht. oje!
ich bemühte mich trotzdem meine ohren zu spitzen und glen eine chance zu geben. und, ja, so schlecht war er eh nicht. nein, er war sogar richtig gut. mit den streichern auf der linken seite und der band auf der rechten seite. das hatte schon ordentlich groove, blues, pfeffer. er quatschte auch ein bisschen, fügte einem song eine textzeile mit „vienna“ hinzu und katapultierte sich somit zu everybody’s darling. aber wie ihr wahrscheinlich vermutet, kann man hungrig ein konzert nur halb so gut genießen. deswegen musste ich irgendwann bei der hälfte des gig’s gehen und mich bei der ewig langen essensschlange anstellen und – leider – auf musik verzichten. 30 minuten später war glen’s auftritt bereits vorbei aber ich hatte immerhin endlich meine rosmarin-kartoffeln in der hand.
wenn ich an mein letztes element-of-crime-konzert zurückdenke, habe ich irgendwie den begriff „langatmig“ im hinterkopf – dieser begriff verfolgte mich auch noch bis in die marx halle, aber ansonsten war ich offen und frei mich auf die band einzulassen. die männer spazierten auf die bühne, die ersten töne erklangen und die volle, heiße halle versank völlig im element-of-crime-fieber und steckte mich kurze zeit später irgendwie an, zumindest fand ich mich mitwippend in der zweiten reihe wieder.
nur mein anfänglicher wow-effekt war bald wieder in einen anderen effekt umgewandelt (der ich-bin-müde-effekt). ich fand für mich nur wenig abwechslung in der musik und suchte mir ein plätzchen zum sitzen, um so der band zu lauschen. das ganze gestaltete sich aber nicht sehr einfach, denn der boden war sehr staubig und kein idealer sitz-untergrund für schwarz gekleidete menschen wie mich. wie auch immer – zurück zur musik. element of crime schöpften aus den vollen für ihre hörerschaft, redeten relativ viel, hatten die trompete im gepäck. dem applaus entnahm ich, dass das alles sehr gut bei der menschenmenge ankam. ich überlegte indessen ob ich der klo-schlange eine chance geben sollte oder ob ein nickerchen am marx-hallen-boden eine zeit-überbrückungstätigkeit wäre.
merke: wenn du dir während der umbauzeit zum headliner noch nicht ganz vorne ein plätzchen organisiert hast, ist es vermutlich sehr schwierig kurz vor dem auftritt sich ganz nach vorne kämpfen zu können. aber wir versuchten trotzdem unsere müden knochen bis in die ersten reihen zu schieben und es funktionierte. eher schlecht als recht, denn ich hatte anfangs einen wunderbaren, spitzen ellenbogen im rücken – danke dafür!
egal – die show startete und auf der bühne ging es zur sache: mit pauken und trompeten (nicht nur sprichwörtlich) wurde auf das bühnenparkett marschiert, es wurden die blasinstrumente (es gab da noch so einige andere neben den bereits erwähnten trompeten) bedient, es wurden beats und rhythmen aus den trommeln gekitzelt und schließlich traute sich pj harvey auch ans mikro um ihr stimmorgan zu präsentieren.
anfangs erkannte ich nur wenige bewegungen ihrerseits. sie machte immer nur die selben gleichen bewegungen mit ihrer hand (arm nach oben, handfläche nach innen, dann wieder nach außen, arm nach unten) und sonst war das musik-kollektiv auf der bühne eher ein angewurzelter haufen. die person hinter mir war leider nicht wie angewurzelt und begann schließlich ihren ellenbogen sanft in meinen rücken zu stoßen um mich von jeglicher fotografier-tätigkeit zu hindern. ich weiß eh, furchtbar nervig solche leute, die die ganze zeit fotos machen – aber wenn man mich nicht unnötig herumstoßt, hab ich auch schnell ein wackelfreies bild und verzichte normalerweise auch den restlichen auftritt auf meine kamera. das mal nur so zur info, falls mal jemand von euch hinter mir stehen sollte.
ach ja, nachdem das stoßen nicht aufhörte beschlossen ich und meine begleitung uns auf den weg nach weiter hinten zu machen. bei soviel gedränge macht ein konzert einfach keinen spass. weiter hinten war die sicht dann auch erstaunlich gut und wir bezogen unseren neuen platz neben dem foh. die musik plätscherte so dahin, ich war beeindruckt vom bühnenbild und den hübschen farben, fand aber pj harvey rein showtechnisch eher etwas langweilig. sie bewegte sich kaum und glänzte eher nur mit ihrer stimme, was zwar eh nett ist, so eine tolle stimme zu haben, aber mir persönlich war das nicht wirklich genug. manche songs wurden ewig in die länge gezogen, manche dauerten nicht mal zwei minuten. bis sich das set drastisch änderte, bis „dollar, dollar“ erklang. ab diesem zeitpunkt konnte man auch halbwegs gut mitsingen, vor allem auch weil danach der aktuelle radiohit „the wheel“ folgte. der song, wegen dem ich eigentlich da war. was ich aber nicht wusste war, dass aus dem normalo-lied eine extended-6-minuten-version wurde und ich hatte auch noch die glorreiche idee, das lied mitzufilmen. egal, der song war trotzdem cool, obwohl mir fast die hand abgefallen war.
das publikum sowie die band samt sängerin polly schienen ab der zweiten hälfte aufgeweckter zu sein, die dame am mikro begann sich viel mehr zu bewegen und die songs wurden auch allesamt etwas fetziger. zumindest war das mein eindruck. zwar schlich sich die eine und andere extended-version noch ins set, die mich wieder ermüden ließ, aber ingesamt war das konzert endlich stimmig und unterhaltsam. soweit „unterhaltsam“ halt geht, wenn die protagonistin auf der bühne bis auf die bandvorstellung eher kein wort spricht. wie auch immer – ein solider auftritt, wobei ich auf die anfänglich ellenbogen-erfahrung gern verzichtet hätte. pj harvey würd ich mir auf jeden fall nochmal anschauen, denn zum schluss wurde der gig sogar richtig tanzbar!
abschließend ist zu sagen: wenn man weder klo-bedürfnisse, noch hunger-bedürfnisse zu stillen hat und zudem auch noch meister im leicht-bekleiden ist, dann ist der festivalpark st. marx spitzenmäßig! falls man aber eher zur anderen sorte menschen gehört braucht man einen langen geduldsfaden. vielleicht wäre eine vergrößerung des geländes – wenn irgendwie möglich – eine gute sache, vor allem bei der wc- und lebensmittel-kapazität bedarf es an aufstockung und platz. ach ja und ein paar mehr sitzgelegenheiten wären auch fein. weil keine wiese vorhanden ist und so. rein akustisch fand ich die marx halle gar nicht so schlimm wie befürchtet – indie-acts hören sich da drin gar nicht so übel an. ich würd auf jeden fall wieder kommen. vor allem auch weil die lage mitten in wien halt auch eigentlich ziemlich super ist.