ziemlich müde kam ich abends von der arbeit nach hause und war ein bisschen gestresst: denn der einlass in die stadthalle war bereits auf 18:30 uhr angesetzt und ich wusste, dass ich vor 20 uhr die halle nicht betreten könnte. viel zu kaputt war ich. zum glück war das timetable-posting bereits online und das verriet mir, dass florence and the machine um 20:30 uhr die bühne betreten würden.
genau 2 minuten vor beginn stolperte ich die wiener stadthalle, hatte somit nicht mehr wirklich eine chance einen guten platz zu ergattern und platzierte mich ganz links hinter dem wavebreaker gleich neben der bar zwischen tausend kleinen blumen-mädchen. zack und schon ging es los. die band spielte die ersten takte und florence betrat im halb-durchsichtigen flatterkleid und ohne schuhe die bühne. und es folgte auch gleich die ernüchterung: ich stand genau da, wo der sound wirklich bescheiden war. „ship to wreck“ folgte als zweiter song und ich fühlte mich komplett fehl an platz zwischen all den leuten, die florence and the machine aus dem mainstream-radio kennen. das bühnenspektakel nahm ihren lauf, florence schmiss sich halb ins publikum um blumenkränze entgegen zu nehmen. ja, eh nett. eigentlich voll super, dass sie so fan-nah ist. aber irgendwie kam die musik trotzdem in keinster weise bei mir an. es war wie wenn ich das von der ferne betrachten würde und mich einfach nicht reinfühlen konnte. ich war hin und hergerissen: wieder gehen? anderen platz suchen? hoffen, dass es besser wird?
während „third eye“ flüchtete ich dann und wollte ursprünglich einen weiten bogen machen und auf die komplett andere seite gehen. aber als ich dann sah, dass ganz hinten genau gar nichts los war, entschied ich mich durch die vereinzelten menschen zu schlängeln und mal dem foh einen besuch abzustatten. die bühne war zwar komplett klein und ich hatte mühe, florence überhaupt zu erkennen aber der sound war eindeutig besser. eh klar, da wo der sound gemischt wird, hört er sich im normalfall auch gut an.
„shake it out“ ertönte und ein glitzer-regen wurde simuliert. zum ersten mal war da ein kleines „wow“-gefühl. und grundsätzlich hatte ich auch gar nichts gegen die show ansich, denn sie war nicht übertrieben, es war ein schlichtes konzert mit band und im fokus stand florence, die alles gab und wild tanzte und sich ihre wunderbare stimme aus dem leib sang. aber der pop-charakter, dieser süße touch, das war mir einfach zu glatt. mir fehlten die ecken und kanten. obwohl, die bekam ich dann zu spüren als mich die securities irgendwann verscheuchten, weil ich mich am gitter anlehnte.
also gings weiter, wieder nach vorne aber diesmal auf die andere seite, auf die rechte seite. und ich konnte schließlich wirklich einen platz hinter dem wavebreaker gitter ergattern. sound war zwar wieder mäßig, aber die sängerin war wieder etwas mächtiger in meinem blickfeld erschienen und hatte keine stecknadelkopf-größe mehr. mittlerweile bei „queen of peace“ in der setlist angekommen, ansprachen über liebe und sowas angehört und langsam fragte ich mich, ob es ihr wohl generell gut gehen würde oder ob da hilfsmittel im spiel waren? ihre sprech-stimme war nämlich immer richtig piepsig und überschwänglich und passte irgendwie gar nicht so zu ihrer singstimme. ach, was weiß ich. mit besserer sicht war das konzert dann auch wieder erträglicher, obwohl ich die menschen rund um mich immer noch nicht packte: ein paar, mitte 30, selfies mit florence im hintergrund…aber nicht nur eines, sondern mindestens 50 handyfotos, die geschossen wurden. ja, mag sein, dass das toll ist sowas zu machen, wenn man verliebt ist, aber mich nervt sowas einfach nur.
mein grumpy face hat aber zu diesem zeitpunkt wohl einen security nicht abgeschreckt, denn er kam näher und bot mir ein front-of-stage-band an. na da sag ich natürlich nicht nein. wäre ich aber an seiner stelle gewesen, wäre ich die letzte person gewesen, die sowas bekommen hätte. wer nur grimmig schaut, nicht klatscht und beim konzert mitfilmt obwohl das ja eigentlich verboten ist, der hat so ein band eigentlich nicht verdient. aber gut. ich wertete mein 40-euro-presale-ticket also bei den letzten (und besten) nummern in ein 70-euro-teures-front-of-stage ticket auf, ohne dafür etwas getan zu haben. wie sagt man so schön? die depperten haben das glück.
gut, ich war also ganz vorn, es wurden „you’ve got the love“ und „dog days are over“ gespielt und ich hatte zum ersten mal das bedürfnis zu klatschen. die beiden songs waren nämlich im vergleich zur restlichen setlist uralt und die einzigen, die mir wirklich gefallen haben. auch vom live-arrangement. zwar hätte ich auf die „umarmt euch doch mal alle“-ansage von der frontfrau verzichten können (ich war an diesem tag wirklich anti-menschen) aber sonst war die performance ganz okay. obwohl mir immer noch die ecken und kanten fehlten.
kurz verschwand die truppe von der bühne um dann noch zwei songs als zugabe zu spielen. bei „what kind of man“ dachte ich zum ersten mal, dass da wirklich ein song mit power gespielt wurde. mit „drumming song“ wurde dann das grande finale gefeiert, das bühnenbild glühte förmlich und die menschen waren ausser sich. bis auf mich, ich war wieder mal nur so halb-begeistert. aber das lag halt einfach am umfeld. ich bin halt eher der „in-kleine-clubs-geher“. aber es war okay. florence and the machine haben abgeliefert, ein süßes programm mit blumen und flattergewand, mit harfe und liebesbekundungen, mit plakaten und regenbogen-fahne. für einmal sehen wars okay.