pünktlich um 10 uhr starteten wir am mittwoch mit dem bus vom schwedenplatz richtung slowenien, genauer gesagt, direkt in die hauptstadt ljubljana. die menschen von ink music hatten diesen transfer organisiert – kosten: 99 euro hin und retour. gut, könnte man natürlich wesentlich billiger haben, aber da ich mich um nichts kümmern wollte und ich eine einsame zugfahrt auch nicht so ansprechend fand, investierte ich das geld eben in diesen bus.
hätte ich mein gehirn eingeschaltet und mir den wetterbericht zu gemüte geführt, dann hätte ich mir vermutlich bessere schuhe eingepackt. aber soweit dachte ich in der früh nicht, und zack stand ich in ljubljana gleich mal im regen. patschnasse schuhe, patschnasse socken und natürlich keine anderen schuhe mit. auch mit dem finden meiner unterkunft sah es zu beginn nicht so rosig aus: die brille lag irgendwo ganz unten im koffer und so war es ein bisschen schwierig mit dem strassennamen-lesen. egal, letztendlich war da dann doch ein grünes schild und ich war endlich da, im tivoli hostel. da ich gerne low-budget reise, war mir auch diesmal klar, dass ich in einem mehrbett-zimmer eines hostels nächtigen würde. viele leute finden diese vorstellung fürchterlich, ich kann jedoch immer ziemlich gut schlafen, egal wieviele andere menschen noch im zimmer liegen. wenn ich sie nicht hören will, benutze ich einfach meine kopfhörer und höre musik. fertig. wie auch immer, ich checkte ein, bezahlte für 3 nächte aufenthalt inklusive frühstück 40 euro und kuschelte mich gleich mal ins bett.
kurz frisch gemacht und dann machte ich mich auf den weg in die 1 km entfernte festivalzentrale ins kino siska. dieser ort ist nahezu perfekt als festivalzentrale. genügend platz für konferenzen und konzerte, eine bar und sitzgelegenheiten und das wichtigste: gut funktionierendes wlan.
völlig durchnässt holte ich mir also meinen pro pass ab (der zur teilnahme an konzerten und konferenzen berechtigt – kosten: knappe 50 euro) und versuchte mich mal zu orientieren. ein kleines büchlein mit allen infos mutierte zu meiner immer-mit-dabei-bibel. und dann begann auch schon die erste konferenz, das erste panel, die erste diskussion über das musikbusiness im ehemaligen jugoslawien. beziehungsweise über das nicht-vorhandene musikbusiness. eine ganz interessante, lustige, tragische diskussion, die ein bisschen seltsam endete.
bis zum ersten konzert des abends musste noch zeit vergehen, diese wollte ich eigentlich zum netzwerken nutzen. immerhin waren da viele leute, die etwas mit musik zu tun hatten, anwesend. aber durch meine immer noch nass-kalten füsse und den nassen haaren fühlte ich mich nicht wirklich im networking-mood. ausserdem find ich es generell unkreativ vor ort über das festival zu sprechen. das ist wie ins kino gehen und danach über den film zu reden – fällt niemanden etwas besseres ein?
die festival-veranstalter waren zum glück kreativ und befreiten mich aus dieser misslichen lage; denn plötzlich marschierte eine komplette blasmusik-truppe namens „kar češ brass band“ in den raum um einfach mal inmitten der business-leute ein wenig zu musizieren und stimmung zu machen. nach 2 songs marschierten sie weiter in den ersten stock und die leute brav hinterher. ahhh, das kenn ich doch aus der pr – man holt die leute dort ab, wo sie sind und bringt sie dort hin, wo man sie braucht. die band hatte also nun ihr publikum, und das publikum bekam dazu auch noch eine bar mit gratis drinks und essen und eben ein bisschen musik. kann man lassen, coole aktion!
schlussendlich schaffte ich es doch noch mit anderen menschen zu reden und mich aus meiner „keinen-bock-stimmung“ zu befreien. mit den neu kennengelernten menschen gings dann zum ersten konzert des abends: „leyya“. meine meinung zu dieser band hat sich ja im laufe der zeit ziemlich geändert. anfangs eher nicht „speziell“ genug um in meiner erinnerung zu bleiben, geh ich mittlerweile wirklich gern zu ihren auftritten. sehr viel live zu spielen zahlt sich aus, und vor allem im fall von leyya konnte man die entwicklung innerhalb eines jahres deutlich sehen. es wirkt einfach sehr gut, wenn sängerin sophie sich in ihre darbietung richtig reinhängt und wenn gitarrist marco derart abgeht und eins mit seinem instrument wird.
auch diesmal war die atmosphäre sehr besonders, sehr underground-mäßig, der sound unglaublich gut, die band sehr hingebungsvoll. und einen hit haben sie ja auch: „superego“. eine perfekte symbiose aus elektronik-klängen, sanften singer/songwriter lyrics, die sich leicht über den sound legen und ganz viel tiefgang und eindringlichkeit. wär ich nicht schon in love, wär ich es spätestens zu diesem zeitpunkt geworden.
ja, ich bin manchmal ein jammerlappen: nach dem konzert von leyya war ich immer noch in sorge mir einen schnupfen einzufangen aufgrund der durchnässten schuhe. aber andererseits wollte ich auch „repetitor“ sehen, von denen jeder so geschwärmt hat. tja. wenn ich mich nicht entscheiden kann, ob ich bleiben soll oder doch besser vernünftig sein sollte und den heimweg antreten sollte, dann lasse ich meistens die nächste band entscheiden. je nachdem ob mir das derzeit gespielte lied gefällt (bleiben) oder nicht (nicht bleiben) fälle ich meine entscheidung. also huschte ich rein zu „noctiferia – transnatura“ in die „katedrala“ und wusste: ab ins hostel, ab ins bett. ausserdem musste ich ja früh aufstehen um die nächsten diskussionen/konferenzen/vorträge nicht zu verpassen.