der zweite tag am rock in vienna begann mal nicht mit anstehen, sondern ich konnte sofort zum bühnenbereich huschen. erwartet hatte ich eigentlich weniger leute, und irgendwie kam mir das gewusel dann doch viel mehr vor als am donnerstag. temperaturmäßig hatte sich nichts geändert, es war immer noch heiß und die getränkepreise waren immer noch hoch.
als ich ankam waren turbonegro schon fast am ende ihres sets. gefreut hatte ich mich trotzdem, dass ich noch ein bisschen was von ihnen hörte. der frontman sah witzig aus in seinem outfit und versuchte das schwitzende publikum zu animieren, diese bewegten sich aber kaum weil es eben wirklich ziemlich warm war. ich hielt ausschau nach turbojugend-kutten und konnte im endeffekt insgesamt 3 jeansjacken zählen. was ist los mit den turbojüngern? wie auch immer, ich fühlte mich wieder jung, als ich die punkrock-mukke von ihnen hörte, sie bemühten sich um die gunst der menschen und waren allesamt „unterhaltsam“ anzusehen. so muss das sein!
danko jones folgte direkt im anschluss und eigentlich wollte ich diesen auftritt auslassen. aber weil ich gerade im wavebreaker war, ging ich ein paar schritte rüber zur anderen bühne. ziemlich nett fand ich seine ansage nach dem dritten song als die ganzen fotografen den graben verließen, da meinte er nämlich, sie sollen wieder zurück kommen, er will, dass die herrschaften den ganzen gig fotografieren, weil die coolen sachen ja erst später passieren. zurückgekommen sind sie nicht, aber ich fand seine einstellung ziemlich gut. allein das ist der grund mal bei einem konzert von ihm zu fotografieren. (was man da alles ausprobieren könnte… )
durch die sonne und den flüssigkeitsverlust verließ ich aber dann relativ rasch die vorderen reihen und begab mich zur nächstbesten bar. zugehört hab ich trotzdem brav und als ich „do you kiss on the first date“ hörte, musste ich laut mitsingen, obwohl ich am anderen ende des geländes in der wiese gesessen bin.
within temptation hab ich komplett ausgelassen – weibliche sängerinnen kann ich mir nur in den wenigsten fällen anhören, ich finde hohe stimmlagen teilweise sehr nervig. außerdem hab ich das gerücht gehört, dass der auftritt sowieso halb playback war… nur gut, dass ich nicht aufmerksam zugehört und zugesehen habe.
aber natürlich war ich bei den hives wieder ganz vorne zu finden. alles andere wäre unverzeihlich gewesen. man könnte fast meinen, dass diese schwedische band für die bühne regelrecht geboren wurde. in weißen anzügen rockten sie, schwingten die gitarren und sänger howlin‘ pelle almqvist entertainte von anfang bis ende. ins publikum rein, hände geben, singen, blödsinn reden und immer so verdammt lustig sein – der typ ist meister in publikumsinteraktion!
sie hatten alle hits im gepäck, angefangen von „hate to say i told you so“ über „walk idiot walk“ bis hin zu einem der schluss-songs „tick tick boom“. auch die überleitungen waren immer so geschickt eingfädelt, dass man die ganze zeit schmunzeln musste. leider wussten zu diesem zeitpunkt noch nicht alle, wie man bei einem konzert abgeht und so musste der sänger immer wieder den befehl zum klatschen erteilen. ach österreich, soll ich ein buch über verhaltensregeln auf einem konzert schreiben?
was soll ich zu incubus sagen? es hätte vermutlich für einen großteil der frauen am festival genügt, wenn sich sänger brandon boyd einfach nur nackt auf die bühne gelegt hätte. hat er aber nicht. viel besser, er begann das set mit „wish you were here“ und ich musste einen freudenschrei loslassen und bekam wirklich ganz krasse gänsehaut.
erfreulich für mich war, dass sie keinen ihrer radiohits spielten, und ausschließlich das zeug spielten, für das ich die band so liebe. nämlich unglaublich viele songs von den alben „morning view“ und „make yourself“. die klangen rockig, funkig, experimentell und doch war in jedem stück bodenständigkeit zu erkennen. echt schön! ein besonderes highlight: brandon saß an der trommel und man hätte wirklich ewig zuhören können.
auch für das auge – außer brandon – gab es einiges zu bieten. im hintergrund sah man verschiedene visuals, die perfekt auf das klangbild der musik abgestimmt waren und alles irgendwie viel schöner wirkte. whatever, irgendwann zog sich brandon das hemd aus und die musikalische aufmerksamkeit ging flöten. aber ist auch egal, das konzert war bis dahin top, das publikum ging ab und incubus haben wohl die beste setlist überhaupt gespielt. es kribbelt immer noch!
nach incubus fühlte ich mich unglaublich befreit und entspannt. und die wartezeit von 5 minuten bis zu muse schien mir viel zu kurz. ich musste erst mal runter kommen und alles ein bisschen verarbeiten, bevor die nächste band auf die bühne kommen konnte. aber auf mich nehmen die bands ja keine rücksicht, mäh.
es ging also los und alles was ich dachte: muse können das nicht toppen, was incubus gerade gebracht hatten. es war auch wirklich mühsam zu beginn. den einen war muse zu lahm und langweilig, die anderen (inklusive mir) waren noch so ausser sich wegen dem incubus auftritt und der rest stand am rand und bewegte sich so gut wie gar nicht. tolles publikum, aber egal. die band gab sich mühe und irgendwann hat es dann doch nochmal „klack“ gemacht und es wurde zumindest brav mitgenickt.
highlights gab es auch einige, zum beispiel ihre umfangreiche hitpalette angefangen bei „supermassive black hole“ bis zu „starlight“. was sie vergessen hatten, und mir dadurch eine gewonnene wette bescherte, war der song „madness“. der luftschlangen-regen war unerwartet und wunderschön und als riesengroße, schwarze luftbälle plötzlich zum publikum getragen wurden, wusste man: hier startet gleich eine ziemlich verrückte party! wenn ich mich aber noch recht erinnere, startete gar nichts, die band nutzte lediglich die abgelenktheit der menschenmenge durch die bälle um sich von der bühne zu stehlen. egal, war trotzdem ein nettes konzert!
mein fazit: der zweite tag traf genau meinen geschmack, obwohl ich mich mit dem gelände (dieses billige-donauinselfest-feeling bleibt) und den preisen trotzdem nicht anfreunden konnte. man kann ja auch nicht den ganzen tag komplett ohne nahrung und wasser bleiben – deswegen, eh gutes geschäftsmodell. trotzdem ein großer kritikpunkt, da können selbst saubere und hübsche toilettenanlagen nicht drüber hinweghelfen. und die lautstärke. die war zwar am freitag besser, aber trotzdem fragte ich mich, wer denn bestimmt, wie „laut“ es sein darf. (ohne gehörschutz herumzulaufen war fast unmöglich!)
egal, ich genoß die tage und freute mich über das line up. ob so ein abwechslungsreiches und vor allem qualitativ hochwertiges bandprogramm auch im nächsten jahr auf die füße gestellt werden kann, bleibt noch fraglich. lassen wir uns überraschen!
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